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Höhenangst

Titel: Höhenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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wären wir alte Freundinnen, und wandte sich dann mit fragendem Blick an Adam, als habe sie keine Ahnung, wer er sei.
    »Adam, das ist Gail. Gail, Adam.«
    Adam nahm wortlos ihre Hand und hielt sie einen Moment fest. Sie sah ihn an. »Sylvie hatte recht«, kicherte sie. Sie war bereits betrunken.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Gail!« sagte ich trocken, so daß sie ihre Aufmerksamkeit wieder mir zuwenden mußte.
    Der Raum war voller Leute, die alle ein Weinglas oder eine Bierdose in der Hand hielten. In einer Ecke standen ein paar Musiker mit ihren Instrumenten herum, spielten aber nicht. Statt dessen dröhnte laute Musik aus der Stereoanlage. Ich nahm zwei Gläser vom Tisch, schenkte Adam und mir etwas Wein ein und sah mich um. Jake unterhielt sich in der Nähe des Fensters mit einer Frau in einem auffallend kurzen Lederrock. Er hatte mich nicht hereinkommen sehen oder tat zumindest so.
    »Alice.«
    Ich drehte mich um.
    »Pauline. Schön, dich zu sehen.« Ich ging auf sie zu und küßte sie auf die Wange, aber sie erwiderte meine herzliche Begrüßung nicht. Verlegen stellte ich ihr Adam vor.
    »Das habe ich mir fast gedacht«, sagte sie.
    Adam nahm sie am Arm und sagte mit klarer, lauter Stimme:
    »Pauline, das Leben ist zu kurz, um eine gute Freundin zu verlieren.«
    Sie wirkte erstaunt, brachte es aber zumindest fertig, ihm eine Antwort zu geben. Ich ließ die beiden stehen und bewegte mich langsam in Jakes Richtung. Ich wollte es möglichst schnell hinter mich bringen. Inzwischen hatte er mich gesehen. Er sprach noch immer mit der Frau im Lederrock, aber sein Blick wanderte immer wieder in meine Richtung. Ich ging zu ihm hinüber.
    »Hallo, Jake«, sagte ich.
    »Hallo, Alice.«
    »Hast du meinen Brief bekommen?«
    Die Frau drehte sich um und schlenderte davon. Jake lächelte mich an und sagte: »Mein Gott, das war gerade ganz schön anstrengend. Es ist schwer, wieder Single zu sein. Ja, ich habe deinen Brief bekommen. Wenigstens hast du nicht geschrieben, daß du hoffst, wir könnten Freunde bleiben.«

    Ich sah, wie Adam am anderen Ende des Raums mit Sylvie und Clive sprach. Pauline war nach wie vor an seiner Seite, er hielt noch immer ihren Arm. Mir entging nicht, daß ihn mehrere andere Frauen interessiert beäugten und sich langsam in seine Richtung treiben ließen.
    Eifersucht regte sich in mir. Aber dann sah Adam in meine Richtung, unsere Blicke trafen sich, und er verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. Jake hatte unseren Blickwechsel beobachtet.
    »Jetzt weiß ich, warum du dich plötzlich so für Bergsteigerliteratur interessiert hast«, sagte er mit einem gequälten Lächeln. Ich gab ihm keine Antwort. »Ich habe das Gefühl, mich total zum Narren gemacht zu haben. Das ist alles direkt vor meiner Nase passiert, und ich hatte keinen blassen Schimmer. Ach, übrigens, herzlichen Glückwunsch.«
    »Was?«
    »Wann ist es denn soweit?«
    »Oh. In zweieinhalb Wochen.« Er zuckte zusammen.
    »Ich weiß, das geht alles ein bißchen schnell, aber warum warten …«
    Ich hielt inne. Meine Stimme klang bemüht hell und fröhlich.
    »Kommst du klar, Jake?«
    Inzwischen unterhielt sich Adam mit Sylvie. Er stand mit dem Rücken zu mir, aber Sylvie starrte mit dem verzückten Gesichtsausdruck zu ihm auf, den ich nur zu gut kannte.
    »Das geht dich nichts mehr an«, antwortete Jake mit leicht zitternder Stimme. »Darf ich dich etwas fragen?«
    Ich sah, daß sich seine Augen mit Tränen gefüllt hatten. Es war, als hätte mein Weggehen einen neuen Jake hervorgebracht – einen, der seine Fröhlichkeit und Ironie verloren und jetzt nah am Wasser gebaut hatte.
    »Was?« Mir wurde klar, daß Jake ein bißchen betrunken war. Er kam mir so nahe, daß ich seinen Atem an meiner Wange spüren konnte.
    »Wenn … wenn er nicht gewesen wäre, wärst du dann bei mir geblieben und hättest mich …«
    »Alice, es ist Zeit zu gehen.« Adam schlang von hinten beide Arme um mich und legte sein Kinn auf meinen Kopf. Er hielt mich so fest umklammert, daß ich kaum Luft bekam.
    »Adam, das ist Jake.«
    Keiner der beiden Männer sagte etwas. Adam ließ mich los und streckte Jake die Hand entgegen. Es dauerte eine Weile, bis Jake reagierte. Dann griff er mit verwirrter Miene nach Adams Hand. Adam nickte ihm zu. Von Mann zu Mann. Plötzlich war mir nach Kichern zumute, aber ich beherrschte mich.
    »Auf Wiedersehen, Jake«, sagte ich verlegen. Ich wollte ihn eigentlich auf die Wange küssen, aber Adam zog mich weg.
    »Komm,

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