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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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sie ihn verspottete? Sie war viel stärker, als sie im ersten Moment wirkte. Virge straffte sich. „Unsere Gruppe nennt sich G.E.N. Bloods. Genetic Extraordinary New Bloods  – genetisch außergewöhnlicher Nachwuchs.“ Er vermied jeden Blickkontakt. Einmal angefangen, würde er ihr jetzt alles erzählen und auf das vernichtende Urteil warten. „Wir fallen aus dem Rahmen, weil wir Fähigkeiten besitzen, die sich den Regeln der menschlichen Natur entziehen.“ Er schluckte. Es fiel ihm leichter, über die Gruppe zu sprechen als über sich. Das Wort „ich“ blieb ihm noch im Halse stecken.
    Ihr Daumen streichelte über seine Hand. „Ich weiß längst, dass du anders bist.“
    Er rührte sich nicht, konnte nicht glauben, dass Dix ihr während Nashs und seiner Abwesenheit etwas erzählt hatte. Unsicherheit legte sich wie ein pelziger Belag auf seine Zunge. „Woher?“, fragte er vorsichtig.
    Der Druck ihrer Finger nahm wieder zu „Es liegt auf der Hand. Zumindest für mich. Ich habe mich bisher nicht sonderlich für Männer interessiert. Sie haben mich nie gereizt. Du musst etwas Besonderes sein, denn ich fühle mich magisch zu dir hingezogen.“
    Virgins Kiefermuskeln zuckten, und er bekam sie nicht unter Kontrolle. Das Gefühlschaos war perfekt. Er versuchte sich an einem Lächeln, glaubte er zumindest, es könnte auch ein dümmliches Grinsen sein.
    Langsam beugte er sich zu Quinn hinab, versunken in ihren Blick, der ihn in eine unendliche Tiefe zog. Ein Abgrund, vor dem er nicht zurückscheute, sondern in den er eintauchen und in dem er sich verlieren wollte. Kurz vor ihrem Gesicht hielt er inne, betrachtete die Konturen, spürte die Schmetterlinge der vergangenen Tage stärker denn je durch seinen Magen flattern. Von wegen Verdauungsprobleme! Er war verliebt.
    Wie ein zartes Streicheln glitt ihr Augenmerk über sein Gesicht, haftete an seinen Lippen. Hitze schoss in seinen Unterleib und in seinen Kopf. Quinn wartete wie er sehnsüchtig darauf, dass er sie küsste. Endlich, lang und heiß. Doch noch stand die unausgesprochene Wahrheit wie ein Felsblock zwischen ihnen.
    Ich bin ein Mutant, eine Missgeburt, ein Monster. „Meine Gabe ist es, so leise zu flüstern, dass Menschen in meiner Nähe glauben, es wären ihre eigenen Gedanken. Sie lassen sich durch mich manipulieren, wenn ich es will oder wir es in einem Auftrag müssen. Ich versuche, diese Fähigkeit nur für Positives einzusetzen. Wie alle in unserem Team, aber es gibt auch andere – dazu gehört unser Gefangener.“
    Sein Gesicht war ihr so nahe, keine Handbreit von ihren sinnlichen Lippen entfernt, dass sein Blick verschwamm. Wie gern hätte er einfach dem Drang nachgegeben, Quinn an sich zu ziehen und alle Unstimmigkeiten einfach fortzuküssen. Nur sein Gewissen wehrte sich vehement. Erst musste auch noch der Rest zwischen ihnen ausgesprochen sein.
    „Wenn ich flüstere, entziehe ich der Umgebung Energie, Menschen frösteln leicht.“ Er verharrte, unfähig, sich zu bewegen, jeder Atemzug ein Kraftakt gegen die gespannte Erwartung, dass Quinn ihn jeden Augenblick von sich stoßen, aufspringen und wegrennen würde. Warum sagte sie denn nichts? Irgendetwas. Es zerriss ihn innerlich.
    „Ich vertraue dir.“
    Unglaublich, wie einfach die Luft wieder durch seine Lungen strömte. Er fühlte sich berauscht vor Erleichterung. „Lehn dich wieder zurück“, bat er sanft.
    Quinn ließ sich entspannt zurücksinken.
    Virge schloss die Augen. Er konzentrierte sich auf Quinns Unterleib, blendete die schmatzende Ziege, den Stall, das leise Rascheln der Blätter im seichten Wind, sogar Quinns ruhige Atemzüge aus. Sein Fokus lag auf ihrem Inneren. Wärme floss durch seine ausgestreckten Hände, die sich zu mehr Hitze steigerte. Er spürte die Glut der großflächigen Hämatome an Quinns Unterleib.
    Ohne die Lippen zu bewegen, begann er zu flüstern. Dabei war ihm nicht einmal bewusst, welche Worte er wählte, er tat es instinktiv, vielleicht sogar in einer Sprache, die niemand auf der Welt kannte, weil sie wie eine zum Leben erwachte Quelle aus seinem Innersten sprudelte. Es war nicht wichtig, was er flüsterte, nur der Klang des Sprachgesangs, die Melodie, die aus seiner tiefsten Seele floss, hatte Gewicht.
    Virgin stellte sich vor, die Energie des Umfeldes aufzunehmen wie ein Staubsauger. Nur aus einer Richtung, der hinter ihm liegenden Öffnung des Verschlages, während Quinn geschützt durch die Holzwände und das Stroh von der entstehenden Kälte

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