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Hoehenrausch und Atemnot - Mein Weg auf den Kilimandscharo

Titel: Hoehenrausch und Atemnot - Mein Weg auf den Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Kaul
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fühle: Hubert Schwarz, selbst Extremsportler und der verantwortliche Leiter für die Beteiligten bei unserer Kili-Tour.
    Schon beim ersten Kennenlernen bekomme ich gehörigen Respekt vor diesem Mann, der als Fitnesspapst für sich und seine »Jünger« festgestellt hat: »Niemand weiß, wie weit seine Kräfte gehen, bis er es versucht hat.«

    Aus meinem Berufsalltag kannte ich solche Situationen zwar, doch auf dem Weg zum Kili eine Person vor mir, neben mir oder hinter mir zu fühlen, einen, der mich ständig beobachtet, der vielleicht früher als ich feststellt: Der Johannes, der schafft das nicht, der wird aussteigen - das war mir neu und fremd.
    Was fängt man mit einem wohl unbestechlichen Begleiter, mit einem Kontrolleur meiner Kraftreserven und meines Durchhaltevermögens an? Beim Nebeneinanderhergehen machen wir bergaufwärts vielleicht etwas Smalltalk, doch viel werde ich da nicht über ihn erfahren können, denn da brauche ich meinen Atem schon fürs eigene Vorwärts- und Hochkommen. Bei den kurzen Ruhepausen sind immer die anderen von der Kili-Gruppe und vom Filmteam mit dabei. Und doch ist es für mich sehr wichtig, möglichst früh und möglichst viel von dem Mann zu erfahren, der seine Arbeit unter das Motto: »power of mind« stellt und zu dessen Arbeit es ganz sicher auch gehört, im Ernstfall zu sagen: »Johannes, das hat keinen Zweck; für das, was jetzt kommt, bist du nicht stark genug, nicht trainiert genug, vielleicht auch einfach zu alt.«
    Was hilft’s, ich muss einfach jede Minute dazu nutzen, mehr über den Mann zu erfahren, neben dem oder hinter dem ich dem Ziel Kili entgegenschnaufe. Eins hat er mir und unserer Gruppe schon in Deutschland eingetrichtert: Der Weg auf den Kili, das ist der Weg auf einen der am meisten unterschätzten Berge der Welt. Das ist nur etwas für Menschen, die wirklich bereit sind, sich zu plagen...
    Hubert Schwarz selbst, unser Teamchef, Expeditionsleiter und Extremsportler, wollte schon vor gut dreißig Jahren auf den
Kili hoch. Ein vermessener Plan, denn mit dem Mountainbike sollte das damals passieren. Und daraus wurde dann ein Aufund Abstieg in vierundzwanzig Stunden, extrem, Abenteuer pur... Gut zwanzig Mal ist er seitdem wieder oben gewesen und hat dabei andere auf ihrem Weg zum Ziel begleitet.
    Das schafft Vertrauen bei mir, dass er, der Hubert, das auch mit mir, mit uns schaffen wird. Ich fange an, verstärkt über mich nachzudenken. Gut - Hubert mag ja viel Vorerfahrung, viel »power of mind« auch für unsere Gruppe haben. Aber reicht das im Ernstfall auch für mich, den nur kurz vortrainierten Fernsehmacher?

Die 3000-Meter-Marke im Blick
    Sonst sind die Menschen, die Hubert Schwarz auf den Kili begleitet, fast immer Menschen, die sich damit einen Jugendtraum erfüllen wollen - den hatte ich so nie gehabt. Also musste ich - auch um selbst sicherer zu werden - mehr über Hubert, den Weg zum Ziel und meinen Respekt vor Hubert und dem Berg erfahren. Wie weit wird mich sein aufmunterndes Ritual, dieser Satz: »Johannes, das schaffst du schon«, begleiten, mir helfen? Oder kommt irgendwann der Augenblick, in dem mir kein Hubert-Schwarz-Motivationsritual noch etwas helfen wird, in dem ich atemlos und furchtbar allein merken werde, dass es nicht mehr weitergeht, dass es keinen Zweck hat?
    Schritt für Schritt in der Gruppe gehen, weitergehen, ohne den Berg zu sehen, und dazwischen immer wieder eher schemenhaft
die durchtrainierte Gestalt von Hubert Schwarz im Smalltalk mit den Gruppenmitgliedern. Die Basis für seine Motivationsversuche bildet die Überzeugung, dass er hier der Spezialist ist. Ab und zu greift er zu einer Notlüge: »Jetzt ist es ist nicht mehr weit« - das hilft dem einen oder anderen beim Weitergehen. Eine seltsame Mischung aus »Dämpfen« und »Provozieren« muss er anwenden, um einerseits die durchtrainierten Marathonläufer auf das ganz andere Tempo am Berg zu gewöhnen und andererseits mir und ein paar anderen das Ziel immer wieder nahe zu rücken. Immer wieder dieses: »Das schaffst du schon! Jeder muss sich hier anstrengen« - das ist sein sich immer wiederholendes Bekenntnis, mit dem er Menschen wie mir Mut machen will, nicht an der eigenen Kondition zu verzweifeln. Und ganz allmählich spüre ich, dass diese »Droge« bei mir tatsächlich Wirkung zeigt.
    Ganz beiläufig sehe ich mir beim Gehen die anderen Gruppenmitglieder an. Was verrät ihre Ausrüstung, die beim einen profimäßig perfekt ist und sich beim anderen im durchgestylt

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