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Hoehenrausch und Atemnot - Mein Weg auf den Kilimandscharo

Titel: Hoehenrausch und Atemnot - Mein Weg auf den Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Kaul
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Mawenzi und Kibo in vier bis fünf Stunden bis zur Kibo Hut auf 4470 Meter. Der Rest des Tages dient zum Ausruhen in Vorbereitung auf den letzten Aufstieg, der gegen Mitternacht beginnt. Die Übernachtung erfolgt im Kibo Camp.
    5. Tag Von 4700 über 5896 auf 3725 Meter
    Um Mitternacht bricht man von der Kibo Hut zum Gilmans Point bzw. zum Uhuru Peak auf, den man zum Sonnenaufgang erreicht. Für den fünf Kilometer langen Aufstieg braucht man rund sieben Stunden. Danach erfolgt der etwa sechsstündige Abstieg zur 16 Kilometer entfernten Horombo Hut, in der übernachtet wird.
    6. Tag Von 3725 auf 1840 Meter
    Von der Horombo Hut geht es heute zum Eingang des Marangu-Nationalparks. Für die 21 Kilometer lange Wanderung sollte man rund sechseinhalb Stunden reine Gehzeit einplanen.

Die »richtige« Route
    Welchen dieser Wege, die zum Kili führen, sollen wir nehmen, für welchen werden wir uns mit Hubert Schwarz’ Hilfe entscheiden? Der wichtigste Punkt dabei ist, dass auf allen Strecken der gewählten Route die Anstiege »passen«. Der Zustand des Weges, seine Breite, der Untergrund - also steinig oder
rutschig - und die Steigungsprofile müssen so beschaffen sein, dass die einheimischen Träger die TV-Ausrüstung sicher nach oben transportieren können. Dabei müssen auch rechtzeitig einige Fragen gestellt werden, etwa ob die Kraft der Träger für diesen Extratransport ausreicht und wie es um die Sicherheit der Einheimischen auch bei schlechtem Wetter bestellt ist.
    So ergibt sich im Gespräch mit dem Hubert-Schwarz-Team ziemlich rasch, dass wir nur auf den ersten Blick die Qual der Wahl haben. Denn nur das Profil der Marangu-Route erfüllt die Voraussetzungen, die wir und die Träger an die Strecke stellen.
    Natürlich machen sich die Kollegen von Beginn an über den Beinamen dieser Strecke lustig, den inzwischen fast immer gebrauchten Begriff der »Coca-Cola-Route«. Die Namensgebung durch die Einheimischen soll deutlich machen, dass hier auch nicht voll austrainierte Bergwanderer eine Chance bekommen. Ob der Beiname der Route auch etwas damit zu tun hat, dass wir in der Gegend der Berghütten von Einheimischen nach unseren Getränkewünschen befragt werden? Der Zufall entscheidet dann, ob ein vor der Hütte hingezaubertes Bier oder eine Cola zwei Dollar oder doch drei Dollar und fünfzig kosten sollen - ein Freundschaftspreis ist das dann.
    Entscheidend für uns ist, dass wir auf diesem Weg mit unserer kleinen Funkausrüstung auch die letzte Etappe, den nächtlichen Weg zum Stella Point auf 5800 Meter, schaffen können. Denn das ist die einzige Stelle, von der nach unseren Vorrecherchen aus die Funksignale nach unten gehen können. Keine Bergmassive stehen dann zwischen uns auf dem Gipfel und
unserer Satellitenstation weiter unten. So wird also die Marangu-Route unser Weg werden. Die Karten auf Hubert Schwarz’ Tisch können wieder eingerollt werden.
    Nachdenklich werden die Gesichter der Beteiligten bei den Vorgesprächen in Deutschland immer dann, wenn es um das Thema »Höhenkrankheit« geht. Schnell lernen wir, dass man sich so recht nicht vor ihr schützen kann, dass auch die unter der Hand von Kili-erfahrenen Bergwanderern angepriesenen »Wundermittel« aus dem Pharmabereich - Diamox oder Viagra - kaum helfen. Also ohne jedes Doping auf den Berg! Wen es dann erwischt, der muss absteigen, egal ob von 3700 Meter oder auf dem Weg zur Gipfelregion, der letzten Etappe zwischen 4700 und 5800 Meter Höhe.
    So war schon bei der Vorplanung klar, dass bei der Minigruppe, die die letzte Etappe bewältigen sollte, immer ein Redakteur, ein Kameramann und ein Techniker der ARD dabei sein sollte, der im Notfall die Aufgaben eines »Zwangsabsteigers« übernehmen müsste. Auch ich mache mir jetzt allmählich meine »Höhenkrankheitsgedanken«, erkundige mich bei meinem Ersatzmann Philip, wie es denn so mit seiner Kondition aussieht und wie er über das Thema »Höhenrausch« denkt. Irgendwann beschließe ich dann, nicht mehr zu grübeln. Wenn’s bei mir mit den 5800 Meter nicht klappt - dann ist das eben so. Schluss, aus, Ende mit dem sinnlosen Nachdenken über das Wenn und das Aber. Die Kili-Götter sollen letztlich darüber entscheiden, wen sie bis ganz in ihre Nähe lassen und wen nicht.

Kapitel 9
    Motivation ist alles
    »Du wirst hochkommen, und wenn ich dich auf meinem Rücken hochschleppen muss!«

    Schritt für Schritt - irgendwie ist er immer dabei. Mein Schatten, der Mann, von dem ich mich immer beobachtet

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