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Höhlenangst

Höhlenangst

Titel: Höhlenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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los. »Ist dir eigentlich bewusst, was für ei ne Angst du Gerrit eingejagt hast? Er sitzt alleine zu Hause und glaubt, dass du nicht mehr wiederkommst.«
    Hark zog die Brauen zusammen.
    »Mensch, Hark! Dein Sohn denkt, du seiest auf dem Weg in den Himmel zu seiner Mutter. Ein gnädiger Ausdruck für Selbstmord.«
    »Und da dachtest du, den könnte ich nur im Todsburger Schacht begehen?«
    »Es ist nicht meine Art, irgendetwas zu denken, Hark. Es hat mich nie interessiert, wie Sibylle gestorben ist. Dumme Dinge passieren. Falls du sie umgebracht hast, dann hast du dich ganz umsonst bemüht, mich einzunebeln mit deinen anrührenden Panikattacken und deiner Heldenzärtlichkeit für eine unansehnliche Fee. Denn ich will dir gar nicht daraufkommen, auch wenn Janette es gerne hätte, dass ihr jemand Klarheit verschafft. Es ist mir auch egal, wie und warum Achim Haugk zu Tode gekommen ist. Einen Mordversuch an mir kannst du dir also sparen.«
    Hark wich einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf in gespieltem oder echtem Erstaunen.
    »Aber du musst zu Hause anrufen! Und zwar sofort. Richard ist momentan bei Gerrit.«
    »Sitzt der nicht im Gefängnis?«
    »Der Irrtum eines voreiligen Beamten. Und jetzt ruf bitte Gerrit an.«
    »Mein Handy ist mir … ist mir in die Höhle gefallen, als ich vorhin das Gitter geöffnet habe. Es … es war wie ein Sog.«
    Ich angelte meines aus der Innentasche meiner Lederjacke und gab es ihm. Es klingelte eine ganze Weile. Dann tat sich etwas. »Hallo, Gerrit!« In den rauen Zügen des Krokodils installierte sich der schöne Schwachsinn der Väter beim Gespräch mit ihren Söhnen. Er murmelte kindgerechte Entschuldigungen und Beruhigungen.
    Ich wandte mich ab, klappte meine Ohren zu und studierte das Schild, das am Höhlenviereck in den abschüssigen Boden gepflanzt war und auch das T zu viel im Namen verewigte.
     
    Todtsburger Schacht
    Betreten vom 15.11. - 15.4. verboten!
    (Fledermausschutz)
    In der übrigen Zeit
    Begehung auf eigene Gefahr
    Fundierte Höhlenkenntnisse dringend erforderlich.
    Schlüssel im Rathaus bzw.
    im Gasthaus ›Eseleck‹ in Mühlhausen i.T. erhältlich.
    Staatliches Ordnungsamt Geislingen
     
    Mein Hirn spulte. An der Todsburger Höhle hatten die Daten 16.4. und 14.11. gestanden, die Verschlusszeit hier, die Öffnungszeiten dort, das war mit dem Lineal gerechnet. Wenn auch gänzlich unwichtig.
    Hark gab mir mein Handy mit Dank zurück. »Gerrit geht es gut.« Ein bisschen Vaterschaftsschwachsinn glänzte noch auf seinem Gesicht. »Endlich hat er mal jemand, der mit ihm Mensch-ärgere-dich-nicht, Mau-Mau, Schwarzer Peter und dieses ganze Zeug spielt.« Dann rieb er sich Ernst in den drahtigen Bari. »Ich habe wirklich die Zeit vergessen. Das … das ist mir noch nie passiert. Heute Morgen beim Bäcker hat Bodo mir Janettes Artikel unter die Nase gehalten und mich aufgefordert, meine Ehrenämter niederzulegen. Seiner Ansicht nach wird man die Ermittlungen gegen mich wieder aufnehmen, denn, so behauptet er, Achim sei der Geliebte von Sibylle gewesen. Damals habe es keine Zeugen gegeben, die seinen Namen hätten nennen können oder wollen, aber er könne und werde jetzt aussagen, denn er habe den Mann in der Zeitung wiedererkannt. Und wenn ich ein Ehrenmann sei, dann würde ich mich jetzt nicht länger hinter meinen angeblichen Gedächtnislücken und klaustrophobischen Mätzchen verstecken.«
    So drastisch hatte Bodo mir das allerdings nicht geschildert.
    »Ich habe allen Ernstes beschlossen, Schluss zu machen, Lisa. Aber nicht so wie du denkst. Bodo hat Recht. Ich bin für den Verein nicht mehr tragbar. Ich werde meine Ämter niederlegen. Und mit der Kletterei ist auch Schluss. Ich habe meinen ganzen Krempel gepackt, um ihn bei der Höhlenrettung abzuliefern.
    Doch dann bin ich doch noch mal hier heraufgefahren. Seit dem Unfall war ich nicht mehr hier. Ich habe nachgedacht. Jetzt weiß ich, ich kann da nicht runter, und ich darf nicht. Gerrit braucht einen Vater. Wenn ich im Gefängnis sitze, hat das keinen Wert. Solange ich nicht weiß, was da unten wirklich passiert ist, kann ich mich verteidigen, falls es zur Anklage kommt. Wenn ich aber sicher wüsste, dass ich Schuld habe, müsste ich mich auch schuldig bekennen.«
    »Glaubst du das denn?«
    »Wenn stimmt, was ich in der Zeitung lese, dann hat mein Freund Winnie illegal mit Landminen gehandelt. Wenn so etwas möglich war, dann ist es auch möglich, dass ich in einem Anfall geistiger Umnachtung die Hand gegen

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