Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
ist. Der, mit dem ihr zuvor verhandelt habt.«
»Ja, ihr habt ihn selbst getötet«, antwortete das Wesen. »Du warst dabei, dieser Mann dort nicht. Du bist die Adeptin Leandra.«
Leandra schluckte hart. Ein Anflug von Panik stieg in ihr auf. Wenn dieser Drakken das alles wusste (woher eigentlich so plötzlich?), dann konnte sie ihm nun unmöglich die Rolle vorspielen, die sie im Sinn gehabt hatte: dass sie die Nachfolgerin von Chast wäre und nun an seiner Stelle stünde.
Plötzlich trat Hochmeister Jockum vor.
Leandra sah, wie der Drakken seinen Kopf wandte und sich ein kaum wahrnehmbares Lichterspiel in seinem Gesicht spiegelte; es schien aus einem Gerät zu stammen, das in einem metallischen Halsring befestigt war. Der Drakken schien einen kurzen Blick darauf zu werfen, dann fixierte er wieder den Primas.
»Du hast Recht, fremdes Wesen«, sagte der Hochmeister mit fester Stimme. »Wir sind die, die Chast besiegt haben, und wir hatten eine Menge guter Gründe dafür.« Er wirkte wie der alterfahrene, weise Mann, der er war, aber Leandra hegte Zweifel, dass der Drakken ihm auch nur einen Funken Respekt zollte.
»Wir wissen auch«, fuhr Jockum fort, »dass Chast einen Pakt mit euch hatte, aber wir wissen nicht, welchen Inhalts er war. Und das würden wir gern erfahren. Es betrifft uns ja wohl - uns Menschen, die wir in der Höhlenwelt leben, oder nicht?«
Wieder war kurz das Lichterspiel auf dem Drakkengesicht zu sehen, und wäre seine Miene nicht voll von abgrundtiefer Verächtlichkeit und Arroganz gewesen, hätte Leandra ein wenig Hoffnung geschöpft - denn Jockums Frage war nur recht und billig.
»Vielleicht können wir uns ja einigen«, fügte Jockum hinzu.
Der Drakken blieb stumm, während eins ums andere Mal das schwache Lichterspiel in seinem Gesicht erschien. Leandra hatte irgendwie den Eindruck, als erhielte der Drakken Ratschläge oder Anweisungen über das seltsame Ding vor seinem Kinn.
»Du bist Jockum, der Hohepriester des Magierordens«, stellte der Drakken mit Blick auf sein Gerät fest. Leandra nickte sich selbst zu - sie hatte Recht gehabt.
Der Primas lächelte schwach. »Nicht Hohepriester -nur Hochmeister. Wir sind keine Kirche.«
»Demnach musst du über große Mengen an Wissen verfügen. Über die... Magie.«
Jockum zögerte kurz und blickte zu Leandra. »Ihr wollt die Magie - das haben wir uns schon gedacht«, antwortete er und sah wieder zu dem Drakken. »Aber warum mit Gewalt? Ich kann hier nur für mich sprechen... aber ich glaube nicht, dass es jemals einen Menschen in unserer Welt gab, der der Auffassung war, die Magie sei unser Eigentum. Dass wir sie nicht teilen können. Magie ist hilfreich und gut. Sie kann helfen, Kranke zu heilen, Probleme zu lösen...«, seine Stimme wurde flach. »Nun - und sie kann auch... vernichten«, fügte er noch hinzu und nickte - langsam und verstehend.
Der Drakken erwiderte nichts.
Leandra hatte nicht das Gefühl, dass sich die Lage entspannte. Im Gegenteil. Jetzt war zumindest klar, dass sie die Magie in den Dienst von Kampf und Vernichtung stellen wollten, und da sie zweifellos wussten, dass weder Leandra noch Jockum Menschen waren, die das befürworten würden, war es nur noch eine Frage von Augenblicken, bis die Drakken sie töten würden. Leandra spürte das überdeutlich. Hier war keine Neugier, kein Interesse, keine Vision und kein Vielleicht im Spiel. Es gab nur kalte Berechnung.
Ein Blick ins Trivocum sagte ihr, dass Jockum immer noch das mächtige Aurikel kontrollierte, aber sie wusste, dass er ein friedliebender Mensch war und dass er nicht schnell genug reagieren würde.
Sie schloss die Augen und ließ sich für zwei Sekunden ins Bodenlose treiben. In einen schwarzen Abgrund des Nichts, eine Sphäre, in der sie sämtliche Kontakte zu ihrer Welt aufgab. Nur ein einziges Ziel hatte sie jetzt vor Augen, nämlich innerhalb allerkürzester Zeit so viel Konzentration anzusammeln und so viel mentale Energie herbeizuholen, dass es ihr gelingen würde, ein Aurikel der achten Stufe zu öffnen.
Sie wusste, dass das lebensgefährlich war - nein, es würde sogar mit Sicherheit tödlich für sie enden, wenn es misslang. Aber sie schätzte die Waffen dieser Wesen als so gefährlich ein, dass sie wohl nur noch eine magische Verteidigung der höchstmöglichen Stufe retten konnte.
Ihr Geist schöpfte eine riesige Masse an Energie, wobei natürlich ihr schwebendes Licht, das sie bislang kontrolliert hatte, erlosch - ein nützlicher
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