Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
und Roya in Hammagor angekommen waren. Doch Victor bekam keine Zeit mehr, weiter nachzudenken, denn schon im nächsten Augenblick überschlugen sich die Ereignisse.
Während Tirao rasch näher kam, verstummte plötzlich das Feuer der Drakkenwaffen. Victor fühlte sich mit einem Mal, als steckte er in klebrigem Brei. Das Gefühl war erstickend und lähmend - so als läge eine tonnenschwere Last auf seinen Schultern. Das ganze Drakkenschiff schien erstarrt zu sein, die Vibrationen auf seiner Oberfläche hatten sich in zähes Gerüttel verwandelt, das jaulende Geräusch sackte in ein unirdisches, tiefes Grollen ab, und Victor stellte entsetzt fest, dass das Schiff sank - und zwar ziemlich rapide.
Aber da war Tirao schon heran. Als er mit mächtigen Flügelschlägen zur Landung mitten auf dem flachen Oberteil des Drakkenschiffes ansetzte, hörte die seltsame Erscheinung plötzlich auf. Augenblicklich schoss das Schiff wieder in die Höhe, und Tirao hatte seine liebe Not, seine Landung noch so hinzubekommen, dass er nicht auf die Oberfläche des Schiffes krachte.
Victor wurde von dem heftigen Luftstrom des Schwingenschlages umgeworfen. Er rappelte sich sofort wieder hoch, wusste, dass er jetzt schnell sein musste.
Er rannte auf Tirao zu, der mit schlagenden Flügeln das Gleichgewicht zu wahren versuchte. Er hüpfte auf einen großen metallenen Block und von dort auf den Ansatz der noch immer heftig auf und ab schlagenden linken Schwinge des Drachen. In dieser Sekunde erblickte er zwei hoch aufgerichtete Gestalten zwischen den Hornzacken auf Tiraos Rücken. Er glitt ab, rutschte nach unten und landete hart auf der Hülle des Drakkenschiffes. Er sprang ein zweites Mal hoch und streckte seine Hand nach einer anderen aus, die sich ihm entgegenreckte. Dass es Leandras Hand war, merkte er erst kurz darauf, und dieser Augenblick brannte sich auf geheimnisvolle Weise in seinem Gehirn fest. Er sollte diese Berührung nie wieder vergessen.
Dann war er auf dem Drachenrücken, sah vor sich einen freien Platz zwischen zwei Hornzacken, hechtete bäuchlings dorthin und spürte schon im nächsten Augenblick den heftigen Andruck, der entstand, wenn ein Drache in die Luft schnellte und mit gewaltigen Schwingenschlägen an Höhe gewann.
»Nicht so weit«, ächzte er. »Sie werden schießen...!«
Im nächsten Augenblick nahm er eine mörderische Feuerwolke wahr, die unter ihm aufblühte. Tiraos nächste grellweiße Energielanze bekam er aus den Augenwinkeln mit. Unter ihm brach die Hölle los. Tirao spie eine weißglühende Energiewolke nach der anderen aus, und die Kraft, mit der er das tat, war beängstigend. Die Energie, die vor seinem geöffneten Maul entstand, die aber, wie Victor wusste, aus seinem Geist stammte, ließ in unmittelbarer Umgebung alles knistern und knacken; Tiraos ledrige Haut wurde von einem Gespinst weiß-bläulicher Fäden überzogen, die auch ihn, Leandra und ihren Begleiter mit einschlössen. Es war eine fast unerträgliche Hitze und ein Gefühl, als wollte diese Energie sie allesamt auffressen und zu Asche verbrennen. Entsetzt sah Victor, dass um Tiraos Kopf herum die Luft regelrecht loderte, wenn es so etwas gab. Aber der Drache hörte nicht auf. Victor hatte Tirao bereits kämpfend erlebt, aber alles Vorherige war nichts gegen das, was er nun tat. Der Drache drehte völlig durch; er vereinte den Zorn eines ganzen Orkans in seinem Leib.
Dann war es zum Glück endlich vorbei. Tirao drehte ab.
Victor spürte, dass er heftig geschwitzt hatte. Seine Haut fühlte sich wund und fiebrig an, doch im kühlenden Flugwind verging das Gefühl zum Glück rasch wieder. Er stöhnte erleichtert auf. Als Tirao dann in einer engen Schleife abtauchte, trat sogar ein Lächeln auf Victors Gesicht. Ein solcher Zornesausbruch war eines Drachen, der seine getötete Geliebte rächen wollte, durchaus würdig.
Als sie tiefer kamen, sah er, wie das Drakkenschiff in einer blauweißen Glutwolke stand, aus der gelbrote Blitze herausschössen. Tirao umrundete das Schiff in einigem Abstand; es brannte in brüllendem Feuer. Es stand außer Frage, dass es dem Untergang geweiht war; Victor bezweifelte, dass auch nur noch ein einziger Drakken an Bord dieses Glutofens lebte.
Das Schiff schlingerte zur Seite und kippte dann weg, als hätte jemand mit einer Axt ein Halteseil gekappt. Immer schneller werdend, stürzte es in die Tiefe. Victor atmete keuchend und starrte dem Schiff fasziniert hinterher. Es war unglaublich, dass ein so mächtiges
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