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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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vergnügt. »Ja. Das war genial von dir, als du ihm damit drohtest, ihn in seiner großen Langeweile allein zurückzulassen. Einfach genial! Ich hätte mich fast überschlagen!«
    Victor freute sich ungemein über dieses Kompliment, obwohl ihm klar war, dass er gegen Royas Intelligenz nicht ankäme. Er war der Ansicht, dass sie Sardin bei weitem mehr Scharfsinn entgegengebracht hatte. Er zuckte die Schultern. »Ja, du hast ja Recht«, gab er zu. »Es war irgendwie auch... lustig, das stimmt schon. Aber du hast ihm noch einiges mehr zu schlucken gegeben als ich.« Er studierte ihre sanften, hübschen Gesichtszüge. Sie war wie ein kleiner Engel. »Ich fürchte aber, das alles hilft uns bei unserem eigentlichen Problem kein Stück weiter.«
    Roya seufzte und ließ sich neben ihm niedersinken, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Turmmauer und starrte wie er auf das Land hinab. »Ja, das stimmt. Er hat den Pakt und wir nicht. Und er will Leandra haben.«
    »Diesem Mistkerl ist langweilig«, stellte Victor fest. »Einfach nur langweilig. Er hockt da in seinem Nichts und weiß nicht, was er mit seiner unendlichen Zeit anfangen soll.«
    »Wir sollten ihn nicht Gott nennen«, meinte sie. Eine Weile starrte sie versonnen ins Leere. »Meine Mutter... nun, die würde wohl verrückt werden, wenn sie das mitbekommen hätte.«
    »Deine Mutter?«
    Roya nickte. »Ja. Sie hat ein sehr starres Weltbild. Wie die meisten in Minoor. Dort in der Nähe liegt seit alters ein Tempel der Saani.«
    Victor nickte verstehend. Er hatte selbst ein paar Tage in Minoor verbracht. Die Saani waren eine der wenigen kleinen religiösen Gruppen, die an einen personifizierten Gott glaubten. Sie lehnten die Magie der Menschen als ein Eindringen in eine Sphäre ab, die Gott vorbehalten war.
    »Und du? Wie kommt es, dass du nicht auch eine Saani bist?«
    »Ich weiß nicht. Längst nicht alle Minoorer sind Saani, viele der jüngeren Leute nicht. Oft geht die Spaltung mitten durch eine Familie. Ich habe mich nie dafür erwärmen können. Wohl auch, weil wir früher einen
    Dorfmagier hatten, der sehr lieb zu uns Kindern war. Er war mein Großonkel. Als er starb, wurde er nicht auf unserem Friedhof beerdigt. Für uns Kinder war das ein Schock. Sie begruben ihn einfach irgendwo im Wald. Und seinen Novizen schickten sie fort.«
    Victor war erstaunt. »Wirklich? Und wer hat sich dann um eure Kranken gekümmert? Und um all eure Problemchen?«
    Roya lachte leise auf. »Natürlich die Saani-Priester. Sie waren plötzlich da. Kamen aus ihrem Tempel ins Dorf herüber und begannen zu predigen. Damals ging es uns im Dorf nicht gut. Wir hatten mehrere schlechte Ernten gehabt und viele Leute waren an Krankheiten gestorben. Die Saani-Priester verkündeten, dass dies eine Strafe Gottes wäre. Wir Kinder mochten sie nicht. Sie waren so streng. Und immer drohten sie uns.«
    Victor musterte die Wand des Turmes hinter seinem Rücken. Was, wenn es nun doch so etwas wie Götter gab, wofür Sardins Existenz ja sprach, sie dabei aber so waren wie er: launenhaft, verbittert und gelangweilt. Eine schreckliche Vorstellung.
    »Als Jasmin starb - da hatten sie eine Erklärung . «
    Victor stutzte. Royas Stimme hatte vor Spott und Verachtung nur so getrieft. »Eine... Erklärung?«
    Roya nickte. »Ja. An ihrem Grab. Hellami und ich, wir hatten Jasmin gerade zurückgebracht. Wir waren beide am Boden zerstört. Und meine Eltern natürlich auch. Aber statt einer Trauerrede gab es eine Erklärung.« Sie schnaufte. »Ich habe bis heute nicht genau begriffen, was dieser Saani-Priester, der ihre Grabrede hielt, genau sagen wollte. Irgendwas von Opfer, Läuterung, seinem Gott Saan und so. Aber ich schwöre dir: Ich habe während seiner ganzen Rede immer nur heraushören können, wie dieser... Dreckskerl den Tod meiner Schwester irgendwie so hinzudrehen versuchte, als wäre es eine Verfügung seines Gottes gewesen.« Sie holte tief Luft. Victor sah, dass ihre Augen feucht geworden waren. »Die ganze Zeit über hatte ich nur dieses eine Gefühl: Ich hätte kotzen können. Schließlich rannte ich weg.«
    Er nahm Royas Hand. Nie hatte er sie solche derben Worte gebrauchen hören, sie nie in einer so von Verachtung und Hass erfüllten Stimmung erlebt. Zudem konnte er gut nachfühlen, was in ihr vorging. Ihre Schwester Jasmin war entführt worden und fern von Minoor durch die Hand gemeiner und brutaler Dunkelwesen umgekommen. Würde ein Gott tatsächlich eine solche Art wählen, um sein Strafgericht

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