Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
gewesen sein.
Sie werden es müssen!, antwortete Victor, der von Markos
Ideen angesteckt worden war. Er packte seinen Freund bei den
Schultern. »Los, Marko! Wir wecken die anderen und brechen
sofort auf! Ihr nach Savalgor und wir nach Bor Akramoria! Wir
haben keine Zeit mehr zu verlieren!«
*
Schnaufend und verkrümmt lag Chast auf seinem Diwan und
rang um seine Beherrschung. Er fühlte sich elend wie nie zuvor
und war zugleich urzeitlich wütend. Drei Armbrustbolzen steckten
in seinem Leib, und es fehlte ihm an Kraft und Mut, sie so herauszureißen, wie er es mit dem ersten getan hatte. Das schien
der einzige Weg zu sein – doch die zu erwartenden Schmerzen
kamen ihm unerträglich vor. Dass er, als ein Geistwesen, das den
Tod überdauert hatte, an so etwas würde scheitern können, hinterließ einen sauren Geschmack auf seiner Zunge.
»Wo bleibt dieser Abgesandte?«, brüllte er über die Schulter
hinweg in Richtung seiner Brüder, die sich in sicherer Entfernung
aufgereiht hatten. Die Brücke der MAF-1 war groß genug dazu –
der Raum, den Rasnor, dieser widerliche kleine Kriecher, zu seinem grotesken Thronsaal gemacht hatte. Allein der Gedanke an
dieses Insekt drehte Chast den Magen herum. Und dass er nun in
seinem lausigen, halb toten Körper gefangen war, verdoppelte
seine Pein.
»Er… er ist noch nicht eingetroffen, Hoher Meister!«, hörte er
von fern. Irgendeiner dieser Feiglinge, der sich nicht bis zu ihm
traute, hatte das herübergerufen. Wahrscheinlich fürchteten diese
Dreckskerle, dass er sich eines ihrer Körper bemächtigen würde,
nachdem die stinkende Rasnor-Hülle reif für den Abfall war. Chast
lachte spöttisch auf, spöttisch über sich selbst. Er hätte es getan,
wenn er es gekonnt hätte; alles wäre besser als dieser kaputte
Leib – aber er konnte es nicht.
Seine Gedanken klebten an dem Abgesandten, den man ihm
hatte schicken wollen, ein Unterhändler der Abon’Dhal, wie die
Sonnendrachen sich neuerdings nannten, die ein Abkommen mit
ihm schließen wollten. Irgendein Mensch musste es sein, den sie
angeheuert hatten; der Gedanke, dass ein leibhaftiger Sonnendrache hier als Unterhändler erscheinen wollte, war grotesk.
Dass der Überfall auf dieses Drecksdorf seiner Widersacher
fehlgeschlagen war, brachte sein hart und flach pochendes, gepeinigtes Rasnor-Herz zum Toben – er hatte eine unwiederbringliche Gelegenheit verpasst, reinen Tisch zu machen. Und das nur
wegen dieser verfluchten kleinen Hure mit ihrer Armbrust! Er hatte sich fest vorgenommen, sie zu finden, gefangen zu nehmen
und sie bestialisch zu Tode zu quälen, am besten über den Zeitraum eines ganzen Jahres hinweg. Er würde sie foltern und sie
von Würmern auffressen lassen! Sein Hass auf sie war von so
glühend-leidenschaftlicher Art, dass ihm schwindelte. Die drei
Armbrustbolzen in seinem gepeinigten Leib erinnerten ihn unablässig an diese Schmach – ihn, den mächtigsten und gefährlichsten Magier dieser Welt! Wer, bei allen Dämonen, war dieses verfluchte Weibsstück? Die Drakken hatten ihm indes von einem
ganzen Heer von Zweibeiner-Drachen berichtet, die sich in der
Gegend um den Mogellsee zusammenrotteten. Nun blieb ihm
nichts mehr übrig, als gemeinsame Sache mit den Abon’Dhal zu
machen. Er brauchte sie und ihre Fähigkeit, sich in Malachista zu
transformieren, die gefürchteten Mörderbestien, um eine Waffe
gegen die Amaji und ihre menschlichen Verbündeten in der Hand
zu haben. Allein mit seinen Drakkenschiffen – auch wenn er durch
die Verstärkung inzwischen fast eintausendfünfhundert Mann und
über fünfzig Schiffe zur Verfügung hatte – würde er Alinas wachsendem Heer nicht mehr beikommen.
Verflucht!, knirschte er in ohnmächtigem Zorn in Gedanken.
Warum musste ausgerechnet dieser Angriff misslingen! Wer ist
dieses verfluchte Gör mit der Armbrust gewesen?
»Hoher Meister!«, hörte er eine angstvoll flüsternde Stimme aus
nächster Nähe.
Chasts Kopf zuckte herum wie der eines Habichts. Einer seiner
Brüder hatte sich ihm zögernd genähert. »D-die Unterhändler…
ich glaube, sie sind da…«
Chast verzog das Gesicht. »Sie? Sind es mehrere?«
»Zwei, Hoher Meister. Ein Mann und eine Frau.« Schon wieder
begann Chasts Puls zu rasen. Jede Winzigkeit, die nicht so verlief,
wie er es erwartete, drohte ihn aus der Haut fahren zu lassen. Er
hoffte, dass er diesen zehnmal verfluchten Tag irgendwann einmal überstanden hatte.
Mit einem gequälten Ächzen richtete er sich
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