Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
und
hätten Leandra, Darius oder Ain:Ain’Qua sich erdreistet, sie wegen ihrer übertrieben aufreizenden, an einen Piratenfilm erinnernden Aufmachung zu verspotten, hätten sie es mit einem Dutzend Männer zu tun bekommen, die Vasquez ohne Zweifel großartig fanden.
»Sie sieht umwerfend aus!«, flüsterte Roscoe. Leandra musste
leise auflachen. Innerlich jedoch straffte sie sich und bereitete
sich auf einen Konflikt vor. Vasquez hatte noch eine Rechnung
mit ihnen offen. Als Leandra überlegte, wie sie vorgehen sollte,
kam ihr in den Sinn, dass Vasquez gegen sie selbst, Leandra, weniger Vorbehalte als gegen Darius haben musste – obwohl sie
damals eine seltsame Eifersucht ihr gegenüber gezeigt hatte.
»Sei respektvoll zu ihr«, flüsterte sie Roscoe zu, ließ ihn los und
marschierte mit einem Lächeln im Gesicht auf Vasquez zu. Die
große, schlanke Frau, der Leandra gerade bis zum Kinn reichte,
legte den Kopf leicht schief, stützte die Hände in die schlanken
Hüften und blickte Leandra warnend entgegen.
Leandra setzte auf ihren eigenen Charme; sie näherte sich Vasquez, legte ihr die Hände auf die Schultern, reckte sich auf die
Zehenspitzen und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Renica«,
sagte sie leise und mit ihrem nettesten Lächeln. »Es ist schön,
dich gesund zu sehen. Du siehst fabelhaft aus.«
Vasquez maß Leandra mit einem abwartenden, bittersüßen Lächeln und versuchte an ihrer Miene zu ermessen, wie ehrlich sie
das meinte. Leandra hingegen musterte sie mit offenen Blicken
von oben bis unten und kam zu dem Schluss, dass sie wirklich
aufregend und schön aussah. Ihr Körper war gertenschlank und
von geradezu königlichem Wuchs, und ihr sehr gekonnt geschminktes Gesicht hätte jeden Bildhauer in Entzücken versetzt.
Vasquez’ Kinnpartie war charaktervoll und doch weiblich, ihre
leicht hohlen Wangen signalisierten eine gewisse Strenge wie
auch Sinnlichkeit.
Ihre vollen Lippen lenkten die Blicke immer wieder auf ihren
Mund, und die Augen waren groß und dunkel, die Blicke durchdringend und zugleich herausfordernd.
Ohne Zweifel war Vasquez in den wenigen Wochen, die sie hier
unter den Brats lebte, zu einer kleinen Legende geworden.
»Du bist der neue Käpt’n der Tigermoth?.«, flüsterte Leandra
verschwörerisch. »Ist das wahr? Was ist aus Alvarez geworden?«
Letzteres hatte auch Darius mitbekommen, der zu ihnen getreten war. Mit verschränkten Armen, aber nicht unfreundlich hatte
er sich neben ihnen aufgebaut und sah Vasquez erwartungsvoll
an. »Ich weiß nicht«, erwiderte die große Frau mit sanfter, abwartender Stimme, die Blicke unverwandt und wachsam auf Roscoe gerichtet. »Ich denke, er sitzt in irgendeiner Bar auf Diamond
und ersäuft seinen Ärger in Alkohol.«
»Seinen Ärger?«, fragte Roscoe mit ebenso verhaltener Stimme. Es klang wie die Ruhe vor dem Sturm.
Vasquez nickte kaum merklich. »Ja, richtig. Er hielt sich für unwiderstehlich und setzte alles auf eine Karte. Und er verlor.«
Das war unüberhörbar eine Warnung an Roscoes Adresse gewesen, doch Darius konterte auf unwiderstehliche Weise. Er stieß
ein Seufzen aus, ließ die Arme sinken und hob in Verzeihung suchender Geste die Handflächen nach oben. Mit weicher Stimme
fragte er: »Bist du mir noch böse, Renica?«
Leandra musste lächeln. Die beiden hatten sich früher gehasst.
Mit diesen wenigen Worten aber nahm Roscoe die Schuld für alles
Gewesene auf sich, ungeachtet dessen, dass eine Menge, wenn
nicht gar der größere Teil des Ungemachs auf Vasquez und ihre
überheblichen Attitüden von damals entfielen. Frauen ihres Naturells, das wusste Leandra, konnte man am besten besänftigen,
indem man ihnen vorbehaltlos schmeichelte. Auch bei Vasquez
schien es zu wirken, obwohl sie sicher nicht so kleingeistig war zu
glauben, dass wirklich nur Roscoe an all dem Verdruss schuld
gewesen war. »Böse?«, fragte sie milde. »Wofür denn böse?«
Roscoe antwortete mit einem wohlwollenden Resümee. »Du
hast deinen Weg gemacht. Obwohl ich ihn mir nicht so vorgestellt
hätte. Aber zweifellos bist du inzwischen eine Größe unter den
Brats. Meinen Glückwunsch.« Er schenkte ihr ein Lächeln. »Im
Übrigen siehst du phantastisch aus. Zweifellos die aufregendste
Frau im Umkreis von Lichtjahren. Das meine ich ganz ehrlich.«
Vasquez warf einen angriffslustigen Blick auf Leandra. »Wirklich? Schließt du sogar deine kleine Freundin hier mit ein?«
»O nein, die natürlich nicht«, lächelte Roscoe und legte Leandra
einen
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