Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
Ich werde abreisen, sobald sie wieder hier ist,
und sie muss ebenfalls fort und etwas für mich erledigen.«
»Ihr wollt fort, Kardinal Lakorta? Wohin denn?« Ötzli starrte mit
finster-entschlossener Miene eine kleine Skulptur an, die auf einer
halbhohen Säule stand. »Nach Soraka. Ich will mir das selbst ansehen.«
Polmar schluckte. »Ansehen? Was denn?«
Ötzli wandte ihm den Blick zu, seine Augen blitzten. »Das, was
in The Morha hergestellt wird. In dieser gigantischen Fabrik. Ich
will wissen, wie der Pusmoh, der Doy Amo-Uun oder wer auch
immer dahinter steckt, diese Kom-Anlagen herstellt. Und wie sie
funktionieren.«
*
Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis die Schwebeplattform
ihr Ziel erreicht hatte. The Morha war ein riesenhafter Komplex,
und die Gerüchte, dass es die Größe des gesamten Bergstocks
einnahm, schienen wahr zu sein. Es gab gewaltige Hallen, die mit
technischen Anlagen ausgefüllt waren, nur von schwachem, gelborangefarbenem Licht erhellt, und endlose weite Gänge, durch die
gewaltige Stränge von Rohrleitungen und Kabeln liefen. Ströme
von Schwebeplattformen, Containern und anderen Gütern
schwebten, von einer geheimnisvollen Kraft angetrieben, durch
diese Hallen und Gänge; immer wieder trieben einzelne Plattformen oder Gegenstände seitlich aus dem Güterstrom heraus und
strebten neuen, unbekannten Zielen entgegen. Staunend beobachteten Roya und Gilbert die Umgebung und verfolgten die
Ereignisse, während sie Munuel berichteten, was sie sahen.
Schließlich schwenkte auch ihre Plattform aus dem Verkehrsstrom heraus und schwebte in einen weiten, seitlich wegführenden Gang. Nach kurzer Zeit erreichten sie einen Bereich, der sich
an einer der hohen Wände entlang zog und wie eine kleine Stadt
wirkte, wie eine Ansammlung von Unterkünften, die durch Treppen und Stege miteinander verbunden waren. Der Rest des Ganges war mit Strängen gewaltiger Rohrleitungen und Kabeln ausgefüllt und führte irgendwohin in die dunkle Ferne.
Die Schwebeplattform legte an einem von drei übereinander liegenden Stegen an, und der Drakkenoffizier, der sie hier so nett
begrüßt hatte, ließ eine weitere derbe Warnung vernehmen, sich
den Anweisungen ja nicht zu widersetzen. Dann forderte er sie
auf, den Nummern auf ihren Plaketten nach einzeln in den Unterkünften Quartier zu beziehen, und zwar ohne jede Verzögerung
und ohne Widerstand. Man würde sich bald um sie kümmern.
Auf diese Weise wurden die drei wieder voneinander getrennt.
Immerhin lagen die Unterkünfte von Munuel und Roya nicht weit
voneinander entfernt auf der mittleren von drei Ebenen; Gilbert
hingegen landete eine Etage tiefer als sie.
Nachdem die Wachmannschaft abgezogen, die Schwebeplattform wieder fort war und nur noch eine Hand voll bewaffneter
Drakken an den äußeren Enden der Balkone Posten bezogen hatten, trafen sie sich zu einer unbeobachteten Unterredung.
»Mir schwant Böses«, meinte Munuel finster, als sie sich in seiner Zelle niedergesetzt hatten. »Hier wartet Schlimmeres auf uns,
als wir ahnen könnten. Viel Schlimmeres!«
Mehr als eine Zelle konnte man den Raum nicht nennen; es war
ein winziges Viereck mit einer Pritsche, einem fest eingebauten
Tisch mitsamt Stuhl sowie einer Kabine mit einem Abort und einer Wasser brause, wie sie sie schon auf der MAF-1 kennen gelernt hatten.
Gilbert nickte bestätigend, während er sich unbehaglich umsah.
»Das hier sieht nicht wie ein dauerhaftes Quartier aus. Eher wie
ein Durchgangslager. Nirgends sind andere Gefangene zu sehen.
Ich meine von früheren Transporten. Von der MAF-1 wurden
schon hunderte von Leuten hierher geschafft, vielleicht schon
über tausend. Wo sind die nur alle?«
»Vielleicht wurden sie nach ihrer Ausbildung fortgebracht?«,
meinte Roya hoffungsvoll. »An andere Orte, wo sie ihren Dienst
tun sollen?« Munuel brummte missmutig. »Nach ihrer Ausbildung? Bisher kann hier niemand langer als drei oder vier Monate
gewesen sein. Nach so einer Ausbildung würde ich einen Novizen
noch nicht einmal auf magischem Wege eine Kerze entzünden
lassen!«
Jeder von ihnen wusste, was Munuel meinte. Das Entzünden einer Kerze war für einen ausgebildeten Magier ein Nichts – so etwas beherrschte er im Schlaf. Kerzen wollten brennen, sie setzten
ihrem Entzünden keinerlei Widerstand entgegen. Für eine Weile
breitete sich ratloses Schweigen unter ihnen aus, jeder schien
seinen eigenen Gedanken und Vermutungen nachzuhängen.
Schließlich ergriff Munuel
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