Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
ich brauche noch mehr. Und etwas Kleidsames dazu ...«
Munuel nickte ihr wohlwollend zu. Sie roch nach Seife. »Ja. Und etwas Duftöl vielleicht. Dieser derbe Seifengeruch steht dir nicht!«
Sie grinste ihn an und nahm sich vor, ein paar Münzen von Hellamis Geld auszugeben. Munuel hatte eine Schwäche für sie, und da sie jetzt so viel Geld besaß, würde sie sich ein paar hübsche Sachen kaufen. Später, im Mogellwald, würde sie das Geld wohl kaum ausgeben können.
Nach dem Essen bezahlten sie, und der Wirt stellte erstaunt fest, dass sie gar nicht beabsichtigten, über Nacht zu bleiben. Das Geld für die Unterkunft hatte er sich mit dem Bad schnell verdient.
Dann schlenderten sie über den Markt.
Es gab viele bunte Stände und Buden, wo man fast alles kaufen konnte - von Waffen über Lebensmittel, Schmuck, Kleider und Werkzeug bis hin zu allem möglichen Tand. Die Pferde hatten sie beim Stallmeister des Wirtshauses zurückgelassen. Leandra trug die Jambala in ein Leintuch eingewickelt in der Hand. Das Schwert offen tragen wollte sie nicht.
»Brauchst du Geld?«, fragte er.
Leandra hatte schon darüber nachgedacht, was sie ihm auf eine solche Frage antworten sollte, war aber zu keinem vernünftigen Ergebnis gekommen. Um keine dummen Vermutungen heraufzubeschwören, hatte sie sich entschlossen, ihn ein wenig anzuschwindeln. »Uns ist bei der Flucht aus dem Hurenhaus zufällig eine Menge Geld in die Hände geraten«, sagte sie. »Schmutziges Geld. Keine von uns wollte es haben, und nun ist es bei mir hängengeblieben.«
Munuel nickte verstehend, aber in seinen Augen standen Fragezeichen.
»Bitte frag nicht weiter«, bat sie ihn. »Diese Sache ist schlimm und peinlich verlaufen. Ich will es einfach nur loswerden. Und jetzt ist eine Gelegenheit dazu. Ich brauche ohnehin etwas zum Anziehen und eine Ausrüstung.«
Er hob beide Hände. »In Ordnung. Das geht mich alles nichts an.«
Sie studierte sein Gesicht. Niemals wäre ihr auch nur eine Andeutung über die Lippen gekommen, was Hellami dafür durchgemacht hatte, auch wenn es in Wahrheit nur eine sehr mutige und anständige Tat gewesen war. Sie rechnete einfach nicht damit, so etwas einem Mann auf dieser Welt verständlich machen zu können - selbst wenn er Munuel hieß.
»Ich will mich ein wenig nach Kräutern und Tee umsehen«, sagte er. »Was hältst du davon, wenn wir uns in einer Stunde hier wieder treffen?«
Das war ihr sehr recht, und sie trennten sich.
Eine Weile lief sie von einer Bude zur anderen, fand aber nichts, was ihr gefallen hätte. Mehrfach schon war sie am Stand eines Waffenhändlers vorbeigelaufen, hatte sich aber nicht für ihn interessiert, denn eine Waffe war nun das letzte, was sie benötigte. Dann aber schnappte sie zufällig ein paar Sätze zweier Männer auf, die sich staunend erzählten, dass der Waffenhändler aus Tharul stammte und ein paar einzigartige Stücke anbot.
Das machte sie neugierig. Tharul war eine Stadt weit im Norden, die für ihre Waffenschmiede berühmt war. Die dortigen Schmiede beherrschten eine streng gehütete, geheime Kunst, einen federleichten, fast unzerstörbaren Stahl herzustellen. Tharuler Waffen waren ebenso heiß begehrt wie unerschwinglich.
Sie trat zu dem Stand und sah sich um.
Es handelte sich um einen großen, hölzernen Wagen, dessen rechte Seite offen war. Darin wurde eine erstaunliche Anzahl von Waffen aller Art angeboten - von Breitschwertern über Dolche, Rapiere, Degen und Zweihänder bis hin zu Armbrüsten, Schleudern, Morgensternen und Knickstöcken. Fasziniert betrachtete sie das Sammelsurium. Dem Metall mancher Waffen war ein matter, rötlich-metallischer Schimmer eigen, den sie noch nie gesehen hatte.
»Na, junge Dame?«, sagte eine Stimme. »Gefällt dir mein Angebot?«
Sie blickte nach rechts, und vor ihr stand ein hagerer, ziemlich langer Kerl in fein bestickten Kleidern mit vor der Brust verschränkten Armen. Er hatte ein lustiges Grinsen im Gesicht, und Leandra mochte ihn gleich. Später dachte sie noch oft daran, dass ihr dieses Grinsen mehrfach das Leben gerettet hatte - wäre es nicht gewesen, hätte sie vielleicht höflich gedankt und wäre weitergegangen. Aber in diesem Moment fing es sie ein, und sie fragte den Mann neugierig, ob das echte Tharuler Waffen wären.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Bei weitem nicht alle. Nur einige.«
»Die mit diesem rötlichen Schimmer!« Leandra deutete in den Wagen.
Der Mann lächelte. »Du hast einen guten Blick, junges Fräulein.
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