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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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hinauf starrten und den gewaltigen Schatten betrachteten, der über sie hinwegzog, schlüpfte er, in eine schwache, magische Aura der Unauffälligkeit gehüllt, durch das offene, von nur einem Soldaten bewachte Seitentor hinein.
    Das war aber auch das Äußerste gewesen, was sich Munuel in diesem Moment erlauben durfte, ohne aufzufallen.
    Eine Illusion zu erzeugen bedurfte zum Glück keiner allzu hohen Iterationsstufe, und die Erschütterung des Trivocums, die er dabei ausgelöst hatte, würde sich durch die vermeintliche Anwesenheit des riesigen Drachengeschöpfes erklären. Alle Drachenarten verfügten über ein gewisses magisches Potenzial.
    Als er durch die Schatten in den Innenhof der Festung huschte, bekam er selbst noch die letzten Momente seiner Illusion mit. Die Silhouette, die in etwa zweihundert Schritten Höhe vor dem Nachtlicht des Sonnenfensters vorbeizog, wirkte täuschend echt. Munuel gab sich einen Augenblick der Faszination des eigenen Zaubers hin.
    Ein Sonnendrache war eines der großartigsten Wesen, das man sich nur vorstellen konnte.
    Aber im Gegensatz zur landläufigen Meinung, dass Sonnendrachen über einen so heißen Odem verfügten, dass sie damit Bäume in Brand stecken konnten, verhielt es sich in Wahrheit so, dass sich das magische Potenzial einzelner Drachen, wenn sie in Zorn gerieten, in ein magisches Muster verwob, das der Iteration zur Herbeirufung von Feuer sehr ähnlich war. Tatsächlich hatten verletzte oder wütende Drachen schon Feuer verursacht, aber das war eine zufällige und höchst seltene Sache und nicht allein den Sonnendrachen vorbehalten. Drachen konnten ihre magischen Potenziale nicht intelligent einsetzen. Sie waren einfach nur Tiere.
    Jedenfalls, solange man von all den Rätseln und Geheimnissen absah, die diese Art heute noch immer umgaben.
    Dann verblasste die Illusion am Himmel. Munuel wandte sich um und eilte durch die tiefen Schatten des Innenhofes. Er war sehr aufmerksam, und sein Inneres Auge befand sich in stetigem Kontakt zum Trivocum.
    Dann stockte er und blieb stehen. Wenn er sich sehr konzentrierte, konnte er die Anwesenheit eines weiteren magischen Potenzials erspüren. Es war machtvoll - und fremd. Mit Schaudern erinnerte er sich an gewisse Auren, die er vor vielen Jahren schon einmal erspürt hatte. Sie waren dieser hier nicht unähnlich, und jedes Mal, wenn es ihm später widerfahren war, einen ihrer Träger zu erblicken, hatte er eine noch grauenvollere, noch scheußlichere Dimension höllischen Abgrunds entdeckt.
    Es war tief in der Nacht, aber offenbar herrschte noch immer eine gewisse Geschäftigkeit. Nicht weit entfernt von ihm strebten die breiten Treppenstufen hinauf zum Hauptgebäude. Ein schläfriger Hellebardier stand vor dem doppelflügligen Holztor, das einen Spalt geöffnet war. Eine helle Lichtbahn drang heraus.
    Munuel maß den Soldaten und den Eingang. Dies war wohl nicht der geeignete Weg, ins Gebäude zu gelangen.
    Selbst wenn es ihm gelang, den Mann abzulenken, war es nur allzu wahrscheinlich, dass er in der großen Vorhalle gesehen würde oder auf seinem Weg die Treppen hinauf. Sein Ziel war die Bibliothek.
    Er schlich weiter durch die Schatten. Auf dem Weg um das Hauptgebäude herum erkundete er die Möglichkeiten, durch ein Fenster einsteigen zu können. Aber da war nichts. Kunststück, dachte er bei sich.
    Burgen und Festungen waren zumeist nicht zu dem Zwecke errichtet, nächtlichen Eindringlingen den Weg ins Innere zu erleichtern.
    Dann sah er am Ostflügel im dritten Stockwerk ein Fenster, das geöffnet war. Das Gitter des Fensters war kaputt oder verrostet, genau konnte Munuel es nicht erkennen. Unterhalb des Fensters zog sich ein schmaler Sims um den turmartigen Oberbau des Gebäudes. Jedenfalls schien ein Zugang zum Gebäude durch dieses Fenster möglich zu sein vorausgesetzt, er kam dort hinauf. Aus dem geöffneten Spalt drang ein schwach flackernder Lichtschein, so als würde im Raum ein Kaminfeuer brennen.
    Nicht weit entfernt von diesem Fenster grenzte der Dachgiebel eines Seitengebäudes an. Von dort waren es noch etwa drei Schritt bis hinauf zum Fenstersims. Für einen geübten Fassadenkletterer machbar, aber für einen alten Mann wie Munuel ebenso unersteigbar wie ein Felspfeiler bis hinauf zum Felsenhimmel. Egal, wie gesund und kräftig er für sein Alter noch sein mochte.
    Aber da war ja noch die Magie.
    Er legte einen Finger an das Trivocum und lauschte. Nichts war zu spüren. Die fremde Aura war nicht mehr zu

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