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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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machen, dass sie ihm zuhörte und in der Lage war zu begreifen, was er meinte.
    Doch dann schüttelte sie den Kopf. Sie zog den Kragen ihres Mädchen-Sportpullis herunter und holte etwas hervor – das kleine Amulett, das sie um den Hals trug. Roscoe kannte es bereits, eine kleine Scheibe von sieben oder acht Zentimetern Durchmesser und einem Zentimeter Dicke. Sie hatte mit einer dünnen Lederschnur ein kleines Netz geknüpft, in dem das Amulett festsaß, denn es besaß kein Loch für die Schnur. Er wusste nicht, was dieses Ding helfen sollte – besonders jetzt nicht. Doch sie hielt es hoch, plapperte allerlei und umschloss es schließlich mit den Händen. Roscoe kam ein Verdacht. Dieses Amulett musste irgendein mystischer Gegenstand ihrer Kultur sein, und nun schien sie zu glauben, dass sie vielleicht mithilfe ihrer Götter das Vakuum besiegen und einen der Anzüge bergen könnte.
    »O nein, Schätzchen«, sagte er, hob abwehrend die Hände und schüttelte heftig den Kopf. »Das klappt nicht. Deine Götter, so mächtig sie auch sein mögen, können uns hier nicht helfen…«
    Dann geschah etwas Seltsames.
    Leandra schüttelte kurz den Kopf, nahm dann das Amulett in die linke Faust, schloss die Augen hob die rechte Handfläche, so als wollte sie ihm etwas reichen. Roscoe starrte unschlüssig auf ihre Hand. Dann entstand etwas auf Leandras Handfläche – ein strahlender kleiner Ball. Roscoe stieß einen überraschten Laut aus und wich einen Schritt zurück. Der Ball verlosch wieder, Leandra öffnete die Augen und lächelte ihn an.
    »Was… was war denn das?«, fragte er entgeistert.
    Sie streckte ihm die Hand hin, und zögernd ergriff er sie. Wieder schloss sie die Augen. Als ihre Hand ganz warm und dann regelrecht heiß wurde, schaffte er es gerade noch, sich zu beherrschen. Danach aber wurde sie kalt und kälter, bis er das Gefühl hatte, ein gefrorenes Stück Metall in der Hand zu halten. Mit einem Aufschrei schüttelte er ihre Hand ab und wich noch einen Schritt zurück. Er wäre beinahe über Vasquez gefallen, die sich gerade in die Höhe kämpfte. »Roscoe«, keuchte sie. »Was ist los?«
    Roscoe war völlig verdattert und deutete auf Leandra. Die war gerade damit beschäftigt, einen glühenden Punkt um ihren Kopf kreisen zu lassen. Vasquez’ Augen wurden groß und rund, ihr Mund war weit geöffnet. Die Kleine schwebte plötzlich zwei Handbreit in die Höhe, kugelte sich zusammen und vollführte einen langsamen Überschlag mitten in der Luft, als wäre die Gravitation im Schiff abgeschaltet. Doch das war sie nicht. Völlig ratlos starrten sie sich gegenseitig an, sahen dann wieder zu Leandra. In diesem Moment stieg einer der beiden durchsichtigen Wasserkanister, die sie auf Sandys Rat hin mitgenommen hatten, vom Boden in die Höhe und überschlug sich im Zeitlupentempo. Während der ganzen Zeit hielt Leandra das seltsame Amulett in der linken Faust. Der Kanister sank wieder zu Boden, und Leandra drehte sich mit einem Lächeln zu ihnen. Sie hielt das Amulett in die Höhe und nickte ihnen mit hochgezogenen Brauen zu.
    »Verdammt, Roscoe«, keuchte Vasquez, »Ihre Kleine kann zaubern!«
    Roscoe fiel nichts ein. Was er gesehen hatte, war völlig verrückt, es konnte einfach nicht wirklich sein. Er wusste, dass es Trickkünstler gab, die einem die unbegreiflichsten Kunststücke vorführen konnten – aber selbst wenn Leandra zu ihnen zählen sollte: was hätte es für einen Sinn ergeben, ihnen hier und jetzt so etwas zu zeigen? Eine kleine Belustigung, bevor sie gemeinsam starben?
    Er atmete schwer, jedes Luftholen spülte ihm einen Schwindel durch den Körper. Was versuchte Leandra ihnen zu sagen?
    Glaubte sie etwa, sie könnte mithilfe ihrer Kunststücke dort draußen atmen?
    Leandra trat auf ihn zu, nahm ihn an der Hand und zog ihn zur Luke. Roscoe keuchte, ließ es geschehen, starrte sie fragend an, als er davor stand. Sie bedeutete ihm, die Luke zu öffnen.
    Roscoe erstarrte.
    Das konnte sie nicht ernst meinen. Hilfe suchend sah er zu Vasquez. Die jedoch war auf die Knie gesunken, sie würgte und hustete.
    »Verdammt, Leandra!«, keuchte Roscoe hilflos. »Was soll das?
    Ich kann die Luke nicht Öffnen! Wir würden sterben! Außerdem geht das gar nicht.
    Solange hier drin Druck ist, geht sie gar nicht auf!«
    Leandra stand neben ihm und hielt die Augen geschlossen.
    Sekunden vergingen – und dann geschah etwas Beängstigendes. Irgendetwas baute sich im Cockpit auf; eine Art Kraftfeld, die ihm elektrisierend

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