Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
würde sie zu Leandra gehen und sich endgültig mit ihr aussöhnen.
Sie hörte ein Geräusch und wandte sich um.
Cathryn stand vor ihr. »Soll ich dir helfen, Hellami?«
Ein Lächeln strich über Hellamis Gesicht.
»Hellami, du bist ja auch noch da. Klar, hilf mir!« Nun ließ sie sich auf die Knie nieder und strich mit den Händen den Sand glatt. Cathryn verstand sogleich und tat es ihr nach. Aus den Augenwinkeln beobachtete Hellami das Mädchen, und ein warmes Gefühl der Zuneigung überkam sie.
Cathryn war ein zauberhaftes Geschöpf; mit ihrem riesenhaften, rotbraunen Lockenschopf sah sie bildschön, und zugleich auch irgendwie witzig aus.
Und da war… noch etwas. Hellami spürte es in diesem Moment ganz deutlich.
Einem Impuls folgend, ließ sie sich auf den Sand sinken und studierte Cathryn für eine Weile. Die Kleine merkte es und blickte auf. »Was ist?«, wollte sie wissen.
Hellami breitete die Arme aus und sagte: »Komm mal her.«
Es war wie ein Befehl, jedoch ohne Zwang. Cathryn kam bereitwillig, kniete sich vor Hellami hin, und sie umarmten sich. Sie kannten sich schon lange, gewissermaßen waren sie alte Freundinnen. Hellami spürte eine seltsame Rührung in sich, sie spürte, wie sie feuchte Augenwinkel bekam. Und dann wusste sie plötzlich, dass auch Cathryn ein Geheimnis umgab. Eines, das zum Greifen nahe lag.
Sie rückte wieder ein wenig von ihr ab und sah ihr tief in die Augen. »Woher hattest du diesen Namen, Trinchen?« Sie gebrauchte Cathryns Kosenamen, der eigentlich Leandra vorbehalten war, als hätte sie ihn schon tausendmal ausgesprochen. Doch es war das erste Mal, dass sie das Mädchen so nannte.
»Du meinst, die Schwestern des Windes?«
Hellami nickte. Cathryn zuckte die Schultern.
»Weiß nicht. Ist mir so eingefallen.«
»Einfach so?«
Diesmal war es Cathryn, die Hellamis Augen studierte. Sie sagte aber nichts.
»Darf ich dich… etwas fragen, Trinchen? Etwas… das vielleicht sogar dein ganz großes Geheimnis ist?«
Cathryn dachte kurz nach. »Muss ich denn darauf antworten?«
Hellami schüttelte heftig den Kopf. »Nein.
Natürlich nicht.«
»Ist gut. Dann darfst du.«
Hellami überlegte, wie sie ihre Frage stellen konnte, um wenigstens eine Andeutung zu erhalten, etwas, das ihre Ahnung bestätigen würde.
»Weißt du, ich frage mich«, begann sie vorsichtig, »wo du damals gewesen bist. Zu der Zeit, als Leandra und die anderen auf dem Drakkenschiff draußen im All waren. Du warst für fast zwei Wochen verschwunden.«
Cathryn schlug die Augen nieder.
Hellami fuhr ihr durchs Haar. »Niemand hat in dieser Zeit an dich gedacht – selbst ich habe erst sehr spät erfahren, dass du irgendwo bei uns hättest sein müssen.«
Cathryn starrte noch immer zu Boden; ihr Gesicht drückte einen tiefen, unbestimmbaren Schmerz aus.
»Du musst es mir nicht sagen. Mich interessiert nur, ob du vielleicht… nun, während dieser Zeit jemanden kennen gelernt hast.
Einen Freund.«
Cathryn blickte wieder auf. »Einen Freund?«
Hellami nickte. »Ja. Jemanden, der dir geholfen hat.«
Cathryn senkte abermals den Blick, eine Träne hing in ihrem Augenwinkel. Hellami wusste nun, dass es eine Erinnerung gab, die für Cathryn belastend, um nicht zu sagen: schrecklich war.
»Schon gut, Kleines«, sagte sie und drückte Cathryn wieder an sich. »Willkommen bei uns.
Willkommen bei den Schwestern des Windes.«
Nach einer Weile hob Cathryn wieder das Gesicht.
Sie hatte geweint und wischte nun mit beiden Handrücken die Tränen fort. »Ist das wahr?«, fragte sie zaghaft. »Ich gehöre jetzt zu euch?«
Hellami nickte lächelnd. »Aber sicher!« Sie piekste Cathryn mit dem Finger in den Bauch. »Dort ist der Beweis!«
Cathryn blickte an sich herab und strich sich mit beiden Händen über Brust und Bauch. »Das weißt du auch?«, fragte sie, als sie wieder aufblickte.
Hellami grinste. »Ist mir so eingefallen, weißt du? Nun sag schon: Wie viele von ihnen hast du?
Einen nur? Zwei? Oder mehr? Wer von ihnen hat ihn dir zugeflüstert – unseren Namen?«
Einem plötzlichen Entschluss folgend, riss Cathryn ihr Hemdchen hoch und deutete mitten auf ihren Bauch. »Sie war’s!« sagte sie. »Sie heißt Shaari!«
Hellami starrte fasziniert auf Cathryns Haut, wo sich einige blasse Drachenformen abzeichneten.
»Ein Mädchen?«
Cathryn zog ihr Hemd schnell wieder herunter. »Ja.
Aber mehr zeige ich nicht. Wie viele hast denn du?«
»Vier«, sagte Hellami. »Aber so schön wie deine sind sie
Weitere Kostenlose Bücher