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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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kann man nicht sagen, wo der Lichtfleck hinfallen wird.«
Wir sollten Geduld haben und es einfach abwarten. »Ja, sicher.
Es dauert nicht mehr lang.«
Sie ließ sich im Sand nieder, und eine Weile unterhielten sie sich
über einfache Dinge aus dem Leben der Drachen und der Menschen. Schließlich machte sie Nerolaan darauf aufmerksam, dass
die Spitze der Pyramide heller wurde. Marina erhob sich wieder,
von leiser Aufregung ergriffen. Sie stellte sich in die Sichtlinie zur
Pyramidenspitze und versuchte, eine genaue Position zu erlangen, sodass die Enden der Säulen und das immer stärker leuchtende Dreieck genau so aussahen wie auf der Gravur der Steinplatte.
Sie musste noch einige Minuten warten, dann erstrahlte die Pyramidenspitze plötzlich wie ein kleiner, hell orangefarbener Stern.
Mit pochendem Herzen sah Marina an sich herab und untersuchte
den Fleck, auf dem sie stand. Aber da war nichts, nur der gelbe
Sand des Wüstenbodens.
Sieh nur, Marina. Vor dir – in der Luft!
Sie blickte auf und trat erschrocken zurück, als sie etwas Strahlendes erblickte, kaum zwei Ellen vor ihrem Gesicht, das sich in
der Luft drehte.
Der Würfel!
Rasch streckte sie die Hand aus und pflückte ihn aus der Luft,
so als könnte er ihr im letzten Moment noch entweichen. Doch er
fügte sich widerstandslos in ihre Hand, wobei sein Leuchten erlosch.
»Ja, Nerolaan! Es ist einer!«, jubilierte sie. »Genau so einer, wie
wir ihn dabeihatten.«
Nerolaan schwieg. Sie blickte fragend zu ihm auf.
Was ist mit dir?
Ein besorgtes Seufzen war über das Trivocum zu hören. Dann
wirst du mich jetzt verlassen, nicht wahr? Um Azrani dort in der
Pyramide zu suchen. Ich mache mir Sorgen um dich. Nein, nein,
Nerolaan, versuchte sie ihn in ihrer Aufregung zu beruhigen, ich
bin ganz sicher in kürzester Zeit wieder zurück. Ich gehe nur
schnell hinein und hole sie. Sie braucht ja nur… Erschrocken
blickte sie zur Pyramidenspitze auf. Sie leuchtete noch. Schnell
rannte sie ein Dutzend Schritte zur Seite, legte den Würfel in den
Sand und eilte zurück zu dem Punkt, an dem sie ihn erhalten hatte.
Und tatsächlich: Wieder sah sie die Pyramidenspitze aufblitzen,
dann schwebte ein zweiter Würfel in der Luft. Sie nahm ihn rasch
an sich und ließ ein erleichtertes Aufatmen hören. »Puh… ich
dachte schon…«
Ich verstehe. Du willst noch einen für Azrani mitnehmen.
Die Flanken des mächtigen Drachen hoben und senkten sich, sie
konnte ihm seine Sorge ansehen.
Schnell, bringen wir es hinter uns, verlangte er. Ich fliege mit
dir in die Halle hinein. Aber du musst mir eins versprechen: Wenn
du Azrani nicht sofort findest, kehrst du erst einmal zu mir zurück, damit ich weiß, dass es dir gut geht. Du kannst danach bestimmt gleich noch einmal hinein. Marina war ernst und aufgeregt, brachte aber dennoch ein Lächeln zustande. Ja, natürlich,
Nerolaan.
Dieses Mal erwiderte er nichts, er senkte nur die linke Schwinge, damit sie aufsteigen konnte. Rasch holte sie den zweiten Würfel, verstaute ihn in ihrem Rucksack und kletterte auf den Drachenrücken. Mit einem kräftigen Sprung warf sich Nerolaan in die
Luft und steuerte auf den großen Portalgang zu.
16
Malangoor
»Sieh nur!«, flüsterte Roya. »Ist er nicht süß?«
    Sie deutete zwischen Felsbrocken hindurch auf einen ebenen
Fleck, wo sich in einem Lager aus Gras und Stroh ein winziger
Felsdrache regte. Er war nicht einmal so groß wie die zierliche
Roya, und doch sollte aus ihm ein gewaltiges Tier mit bis zu
zwanzig Schritt Spannweite werden.
    »Woher weißt du, dass es ein Er ist?«, fragte Marko leise.
»Amanaia hat es mir gesagt.«
Marko, der hinter ihr kniete, nickte. Seit zwei Wochen hatte
    Roya diesem Augenblick entgegengefiebert. Sie war bei der Geburt dabei gewesen, natürlich in angemessenem Abstand, denn
bei aller Freundschaft zwischen Menschen und Drachen war so
eine Geburt doch ein sehr persönliches Ereignis.
    Markos Sache war das nicht. Er hatte schon einmal einer menschlichen Geburt beigewohnt, eine Art Notfall, und das genügte
ihm für den Rest seiner Tage. All das Blut und die Schmerzen…
Ein Schauer durchlief ihn. Der Drachengeburt war er ferngeblieben.
    »Er heißt Meriuais. Sein Vater ist Cuarishon, der große Graue,
dort drüben.« Sie deutete nach rechts in den weitläufigen Höhlenteil, wo sich an einer Sandbank, die sich aus einem flachen Wasserlauf erhob, ein paar ältere Drachen versammelt hatten. Offenbar redeten sie miteinander. Sie hatten sich in einem losen

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