Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
nur rau genug ist.«
»An einem Überhang?« Nun schien Burly etwas zu dämmern.
»He… jetzt verstehe ich! Tirao soll dort hinauffliegen, sich irgendwo festhalten, und wir klettern von seinem Bauch aus…« Er nickte, während sich ein breites Lächeln über sein Gesicht zog. »Ein
genialer Plan! Es sind sicher nur solche Zugänge vergittert, wo
Drachen hindurchpassen könnten. Aber für uns winzige Menschen…?« Dann stutzte er. »Aber wo sollen wir hineinklettern?
Wie sollen wir bei der Dunkelheit dort oben eine Ritze finden,
die bis in die Festung führt?«
Ullrik grinste. »Dort, wo Laura, dieses unbezahlbare Goldstück,
uns ein Lichtzeichen gibt!«
Burly sah Ullrik mit großen Augen an.
Ullrik knotete Burlys Sitz fertig und begann dann eilig mit seinem eigenen. »Das Ganze ist Lauras Plan, und sie ist wirklich
unbezahlbar! Sie machte mir klar, dass Meados mit Sicherheit nur
darauf wartet, dass wir etwas unternehmen. Diese Sache – dass
die Dorfleute zwei Frauen der Technos gefangen hätten – musste
seinen Verdacht wecken! Falls nicht, schön und gut. Falls aber
doch, brauchten wir einen zweiten Plan!«
»Einen… z-zweiten Plan?«, stotterte Burly.
»Ja! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll… Laura ist einfach
genial. Ich selbst hatte ihr erzählt, dass Meados in unseren Gedanken lesen kann, und sie hat mir dann in einem kleinen Versuch vorgespielt, dass man, wenn man allein nur ganz freundlich
nach etwas gefragt wird, unmöglich für mehr als eine Minute seine Gedanken auf völlig andere Dinge lenken kann. Da muss man
gar nicht erst gefoltert werden, um zu plaudern. Gedanklich, meine ich. Ich wollte Laura erst gar nicht mit nach Okaryn lassen,
aber sie hat mir klar gemacht, dass sie die eigentliche Chance für
uns ist.
Nicht Azrani. Die Ärmste. Ich habe sie belogen… Sie weiß von
dem allen gar nichts. Es war zu gefährlich. Meados hatte alles aus
ihr herausgeholt. So ist es ja offenbar auch geschehen.«
»Wirklich? Aber… hätte dann Azrani nicht lieber ganz hier bleiben sollen? Wegen der Gefahr?«
Ullrik schüttelte den Kopf und zurrte den letzten Knoten fest.
»Nein, sie musste mit. Sie war die Ablenkung für Laura. Wäre
Laura allein nach Okaryn gegangen, hätte sich Meados vielleicht
sie genauer angesehen. So aber lag seine Aufmerksamkeit auf
Azrani. Laura ist ihm offensichtlich durch die Lappen gegangen.«
Burly stieß ein Ächzen aus. »Du meine Güte! Da hätte eine
Menge schiefgehen können!«
Ullrik deutete in die Höhe. »Das kann es immer noch. Wir stehen ganz am Anfang.« Plötzlich hielt er inne und hob entschuldigend die Schultern. »Ich weiß, du hast Recht, Burly. Wir haben
lange überlegt, ob wir es wagen können.
Aber du weißt ja, was dann gewesen wäre: Azrani hätte Marina
nie wieder gesehen, die Relies ihre Frauen nicht, ihr Technos wärt
langsam vor die Hunde gegangen, und die Frauen von Okaryn?
Die verfluchten Abon’Dhal hätten sie in ihren Mhirs verheizt…«
»Schon gut, schon gut, Ullrik. Du hast Recht. Wir müssen es
wagen.« Er bückte sich, nahm die beiden Waffen auf, ein klobiges
Gewehr und eine kleinere Handwaffe, und verstaute sie. »Auf
jetzt, ich bin dabei! Können wir los?«
Ullrik hatte die beiden Sitze fertig geknüpft und verknotete nun
die rechten Enden der beiden letzten, besonders langen Seilstücke um Burlys Rücken. »Du musst das Gleiche bei mir tun«, erklärte er. »Wenn ich die Seile um Tiraos Hals geworfen habe. Wir
werden wie Trauben an ihm hängen!«
Ich sehe wieder Lichter dort oben, Ullrik!, informierte ihn Tirao.
Wir müssen uns beeilen!
»Ja doch! Runter mit deinem Hals, du Riese!«, rief Ullrik hinauf.
Tirao beugte sich tief herunter, und Ullrik warf die beiden Seilenden weit über seinen Hals. Burly fing sie auf und knotete sie
hektisch an Ullriks Rücken fest. Seine Hände waren nervös.
Ullrik wandte sich um und beugte sich hinab in Richtung der
wartenden Männer. »Vergesst alle blauen Lichter dort oben!«, rief
er in die Tiefe. »Wir verfolgen einen neuen Plan! Tirao bringt jetzt
Burly und mich dort hinauf. Wir machen euch den Weg frei, und
wenn Tirao wieder herunterkommt, weiß er, was zu tun ist. Vertraut euch ihm, Nerolaan und Shaani einfach an! Habt ihr verstanden?«
Zustimmende Rufe schallten herauf.
»Dann los jetzt!«
Habt ihr euch gut festgeknotet?, fragte Tirao besorgt.
Ja, Tirao. Mit uns kannst du bis zur Mauer der Abon’Dhal fliegen!
Nein, dorthin lieber nicht. Haltet euch aneinander fest.
Ich fliege
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