Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
wurde die Lichtquelle von einem Felsvorsprung
für seinen Blickwinkel verdeckt. »Die Farbe!«, rief er hinab. »Welche Farbe hat das Licht?«
»Warte… es ist gerade wieder aus…«, hörte er.
Eine Weile lauschte er atemlos, wagte kaum zu atmen.
»Blau!«, riefen dann mehrere Stimmen. »Es ist ein blaues
Licht!«
»Seid ihr sicher?«, zischte Ullrik hinab. »Ist es wirklich blau?
Keine andere Farbe? Rot vielleicht?«
»Nein, nein – es ist ganz bestimmt blau!«
Ullrik stieß einen Fluch aus und ließ sich auf den Hintern fallen.
»Was ist denn los?«, fragte Burly verstört.
»Stimmt etwas nicht? War das denn nicht das vereinbarte Signal?«
Ullrik schüttelte den Kopf und starrte hinauf. »Nein, verdammt.
Es muss etwas passiert sein!« Er stand wieder auf und beugte
sich ein wenig nach unten. »Schaut weiter nach oben, und lasst
nicht nach, auch wenn euch die Hälse steif werden! Sagt Bescheid, wenn ihr etwas seht, egal was, verstanden?«
Ein kleiner Tumult schien sich unten im Wald zu erheben, die
Männer waren verwirrt. Aber es war jetzt nicht möglich, ihnen das
Problem zu erklären. Ullrik hob wieder den Kopf und starrte hinauf.
Minuten vergingen, während er und Burly angestrengt in die
Höhe sahen. Okaryn hing gewaltig und beherrschend über ihnen.
Es war nur die unterste Spitze des Felsens, die zwei Meilen über
ihnen hing, der Mhorad selbst türmte sich weitere zwei Meilen
darüber in die Höhe. Somit befand sich die Festung von Okaryn
gute vier Meilen von ihnen entfernt, und da konnte man so manches übersehen…
»Da!«, rief Ullrik aus und sein Finger schnellte in die Höhe.
Diesmal hatte er es selbst erspäht, als Erster offenbar, doch etliche Ausrufe von unten folgten. »Hast du das gesehen, Burly?«
»Ja… es war aber nur kurz…«
»Wie ein Aufflammen, nicht wahr?«, versicherte sich Ullrik,
dann aber sah er es ein weiteres Mal. Er hielt die Luft an, beobachtete die Lichterscheinung, die sich auf der anderen, der östlichen Seite des Felsens ereignet hatte, etwa auf halber Höhe. Sie
hatte nur Sekunden angehalten. »Ja, das ist es!«, rief er aus. Er
wartete noch ein drittes Aufflammen ab, dann war er sicher.
»Burly, jetzt kommt’s drauf an! Hast du den Mut für eine akrobatische Meisterleistung? Gib mir das Seil und dein Messer!«
Aufregung hatte Ullriks Begleiter ergriffen, das war selbst in
dieser Dunkelheit auf seinem Gesicht zu erkennen. Er reichte Ullrik das Seil.
»Tirao ist ein Felsdrache! Hast du schon mal gesehen, wie ein
Felsdrache schläft?«
»Nee«, stieß Burly aufgeregt hervor, »woher denn?
Gibt’s hier etwa Felsdrachen auf Jonissar?«
Ullrik grinste, während er das Seil in Armlängen abmaß, immer
wieder zu Tirao aufsah, der seinen Hals in die Höhe gereckt hatte,
und dann mehrere lange Stücke abschnitt. »Hätte mich auch gewundert. Ich weiß nicht, ob sie sich das erst in der Höhlenwelt
angewöhnt haben, hier gibt’s ja keine Stützpfeiler.«
»Was denn? Ich verstehe gar nichts!«, beklagte sich Burly.
Ullrik sah noch einmal angestrengt in die Hohe, nahm dann ein
Seilstück, langte um Burlys breiten Brustkasten herum und
schlang es ihm mehrmals unter seinen Schultern hindurch um
den Leib. »An uns beiden Prachtexemplaren wird er was zu
schleppen haben, der arme Tirao.«
Burly stand mit ausgebreiteten Armen da, sah an sich herab
und schüttelte den Kopf. »Was machst du da, zum Teufel?«
»Ich knote dir gerade einen Sitz. Und danach mir. Tirao wird
uns da hinaufschaffen, verstehst du?«
»Was?«, ächzte Burly. »Aber… warum die Seile?« Ullrik stieß ein
grimmiges Auflachen aus. »Wir fliegen nicht auf seinem Rücken.
Diesmal fliegen wir an seinem Bauch!«
»Was?«, wiederholte Burly ungläubig.
»Du hast richtig gehört. Felsdrachen sind Felsdrachen – sie haben so ihre besonderen Gewohnheiten. Zum Beispiel schlafen sie
bei uns in der Höhlenwelt, indem sie sich an senkrechte Felswände klammern. Mit ihren mächtigen Klauen und den kleinen Krallen, die sie an den Schwingen haben. Das sind ihre Daumen,
weißt du?«
Burly starrte in die Höhe, wo Tirao über ihm thronte. »Senkrecht?«, fragte er staunend.
»Ja«, erklärte Ullrik, während er geschäftig weiterknotete und
immer wieder in die Höhe sah. Tirao blickte schon die ganze Zeit
unablässig nach oben. »Sie haben viel Kraft in ihren Beinen und
Klauen. Und sie sind viel leichter, als sie aussehen. Tirao meint,
er könnte sich auch ein Weilchen an einem Überhang festklammern, wenn der Felsen
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