Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
hier stieß er wieder auf die Grenzen der Rohen Magie. Langsam bekam er genug von all dem, ihm
verging immer mehr die Lust und die Freude an diesen Dingen.
Genau genommen hatte er sie nie gehabt. Woher habe ich dann
nur diese Macht?, fragte er sich zum wiederholten Male.
Dann musste er schon zuschlagen, denn der Kreuzdrache kam
wieder herab. Er kniff vor Konzentration die Augenlider zu Schlitzen zusammen und ballte die Fäuste, sodass Laura ächzte, denn
er hielt ihre Hand noch immer umfasst. Eine flimmernde Aura
entstand vor ihm auf dem Boden, die Steinfliesen darunter knackten und bekamen Sprünge. Leider war die Aura nicht besonders
groß, und ehe er etwas daran hatte ändern können, war der
Kreuzdrache schon wieder fort. Ullrik versuchte ruhig zu atmen.
Mit seinem Inneren Auge konnte er die aus dem Stygium ins
Diesseits herüberleckenden Energien wie graue Ströme sehen,
und allein an der Art ihrer Dichte und ihrer Trägheit war zu erkennen, wie sie wirkten. Doch wie konnte er dieses flimmernde
Gebilde vor sich vergrößern?
»Sag den Leuten«, flüsterte er Laura angestrengt zu, »sie sollen
sich ein Stück zurückziehen und ihn kommen lassen.
Ich kriege dieses Ding nie bis dort auf die Treppe hinauf.«
Laura flüsterte ein »Ja!« und wand ihre Hand aus der Umklammerung.
»Warte! Nicht dort hineinlaufen!«, rief er ihr leise zu, und sie
erwiderte etwas, das er nicht verstand.
Was sie als Nächstes tat, bekam er ebenfalls nicht recht mit,
denn er musste seine ganze Aufmerksamkeit darauf lenken, die
schweren, trägen Energien in sein magisches Konstrukt zu lenken. Langsam wurde es größer, er konnte es an der flimmernden
Luft erkennen, aber es war nahezu ortsfest. Kein Wunder, dachte
er.
Dann wusste er plötzlich, was er zu tun hatte. Er hoffte, Laura
bekäme es mit und würde entsprechend reagieren, doch es war
im Grunde nur die Fortführung dessen, was er bereits begonnen
hatte. Sie würde es schon begreifen, wenn sie sah, was er tat.
Er stemmte sich mühevoll hoch und trat zurück. Je weiter er
von dem größer werdenden Konstrukt fortkam, desto leichter
ging es. »Last ihn kommen!«, rief er mit einer Kraftanstrengung
in den Gang. »Weicht hinter mich zurück!
Und kommt ja da nicht rein, wo die Luft flimmert!«
Endlich hatte er es geschafft, hatte 30 Schritt zwischen sich und
sein magisches Konstrukt gebracht. Die ersten Leute näherten
sich ihm, unter ihnen auch Laura. Und dann kam auch schon der
Drache.
Plötzlich schoss er die Stufen bis ganz nach unten hinab, verharrte dort, riss den Rachen auf und stieß ihnen ein wütendes
Brüllen entgegen.
Offenbar hatte er begriffen, dass seine Feinde zurückgewichen
waren und die Treppe nun ihm gehörte. Sein Raubtierinstinkt gebot ihm diese Drohgebärde, und sie gab den letzten Männern die
Gelegenheit, sich in die Bereiche hinter Ullrik zu retten. Zwei jedoch schafften es nicht mehr.
Der Abon’Thul schoss los. Der eine Mann schrie vor Entsetzen,
der andere feuerte eine Salve ab, doch sie hatten einfach keine
Chance mehr. Mit seinem weit aufgerissenen, zähnestarrenden
Maul raste er über sie hinweg und bekam beide auf einmal zu
fassen. Sein Kiefer knackte nur noch einmal kurz, dann schleuderte er die beiden Getöteten mit einer heftigen Kopfbewegung
davon. Die Männer hinter Ullrik heulten vor Entsetzen auf. Sofort
begannen Einzelne zu schießen, aber da raste der Drache schon
los. Doch er kam nicht weit.
Das Flimmern der Luft hatte ihm nicht verraten, dass dort eine
Falle auf ihn lauerte. Inzwischen war die Aura so groß, dass sie
den halben Gang ausfüllte. Sie war nicht sonderlich lang, vielleicht zwanzig Schritt, aber zusammen mit ihrer Höhe reichte das
für den Abon’Thul. Er rannte hinein und kam sogar zu einem Drittel seiner Länge hindurch, ehe die Aura seinen Körper so fest und
hart umfing, dass er stecken blieb. Mit einem Aufheulen wand er
sich herum, schien zu glauben, dass ihn jemand gepackt hätte,
doch da war nichts. Sein mächtiger Brustkasten sackte auf den
Boden, wurde niedergepresst, als trüge er einen Felsen, so groß
wie eine Kathedrale auf seinem Rücken. Vergeblich versuchten
seine Vorderbeine, sich dem Gewicht entgegenzustemmen. Gleich
darauf begann er zu röcheln und zu japsen. Ullrik sah, dass sein
teuflischer Trick allein wohl schon genügen würde, der Bestie den
Garaus zu machen – wenn es ihm nur gelang, die Aura noch für
eine Weile aufrechtzuerhalten.
Doch das war nicht nötig. Die Männer glühten
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