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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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graue Schatten nur, aber es geht.
Komm.«
Als sie ihn erreicht hatte, umfing er sie und nahm sie auf den
Arm. Seufzend schmiegte sie sich an ihm, gab ihm einen dankbaren Kuss und ließ sich tragen.
Sie war leicht, und das bisschen Last, das er nun zu tragen hatte, wurde durch das gute Gefühl wettgemacht, sie so nah bei sich
zu haben. Er hatte das Richtige getan, als er ihr hinterher gesprungen war, und auch das fühlte sich gut an. Dann aber, als sie
versuchten, einen Ausweg aus dieser Finsternis zu finden, brachen lange Stunden der Verzweiflung für sie an, die sie bis an den
äußersten Rand ihrer Kräfte brachten.
Stunden um Stunden irrten sie durch die Finsternis, ohne einen
Ausweg zu finden. Das Einzige, was ihnen weiterhalf, war Ullriks
Sicht auf das Trivocum, doch die reichte hier nur ein paar Schritt
weit und war stets abhängig von der Umgebung. Ein lebendiger
Wald hätte viele Einzelheiten geboten, eine dunkle, völlig tote
Steinwüste so gut wie nichts. Hinzu kam, dass der Boden stark
zerklüftet war. Eine Ebene hätte ihnen die Möglichkeit geboten,
auf gut Glück loszulaufen, um den Ausgang ins Tal durch Zufall zu
finden. Hier jedoch gab es endlos viele Hindernisse, und sie wussten längst nicht mehr, wo sie waren. Der einzige Trost war der
Umstand, dass Ullrik ihnen mit Magie Wärme verschaffen konnte.
Erschöpft klammerten sie sich aneinander; manchmal verweilten
sie so für eine ganze Stunde an einem Fleck, um danach ihre
hoffnungslose Suche erneut zu beginnen. Ullrik trug Laura so oft
er konnte; zwar protestierte sie, floh aber zurück auf seine Arme,
wenn sie sich schon nach wenigen Schritten wieder empfindlich
wehgetan hatte.
Es mochte mehr als ein ganzer, verzweifelter Tag vergangen
sein, als sie mit zerschundenen Füßen, müde und völlig ohne
Hoffnung an irgendeinem sandigen Flecken beisammen saßen
und ihren letzten Funken Lebensmut daraus bezogen, dass sie
sich aneinander festhalten konnten.
»Ullrik, wir sind gerettet«, flüsterte Laura plötzlich.
»So?«, erwiderte er matt.
Sie saß seitlich auf seinem Schoß, ihre Hand ruhte auf seiner
breiten Brust, und den Kopf hatte sie ein wenig in den Nacken
gelegt. »Sieh nur. Die Sterne.«
Müde hob er den Kopf. »Du hast Recht.«
Es dauerte eine Weile, bis er verstand, dass es der echte Sternenhimmel von Jonissar war – und kein Hirngespinst, ein letztes
Aufbäumen seines geplagten Verstandes. Ungläubig richtete er
sich auf. Die Sterne waren noch ein wenig blass, aber deutlich
war das breite Sternenband im Nordwesten zu erkennen, der
blaue kosmische Nebel in der Himmelsmitte und auch Okayar, der
eben hinter dunkelblauen Wolken hervortrat.
»Das Schwarz senkt sich«, flüsterte er betroffen. Laura deutete
nach Südosten, wo sich im Himmel eine riesige, dunkle Form abzeichnete. Der Mhorad Mhor.
»Er kommt auch herab«, wisperte Laura, klammerte sich Schutz
suchend an ihn. »Sieh nur, seine unterste Spitze muss bereits in
den See eingetaucht sein.«
Ullrik ließ den Blick über die Umgebung schweifen. Überall
tauchten dunkle Konturen wie aus einem Nebel auf, der sich langsam verflüchtigte, bizarre, nackte Felsformationen, die seit Jahrtausenden kein Licht mehr gesehen hatten.
Er schob Laura von seinem Schoß und stand auf. »Da! Dieser
Mond! Den kenne ich nicht!«
Laura hatte ebenfalls einen neuen entdeckt, weit im Nordosten.
Kopfschüttelnd stand sie da, dann sagte sie: »Ich weiß nicht, was
hier passiert, Ullrik. Aber ich glaube fast, das Zeitalter der
Abon’Dhal und der Finsternis von Jonissar geht gerade zu Ende.«
Nach einer Weile nickte Ullrik. Er bot ihr seine Arme.
»Komm, spring auf. Hier kriegen wir bald nasse Füße.«
Sie lächelte. »Du willst mich immer noch tragen?« Er zuckte mit
den Schultern und lächelte zurück. »Ich hab versprochen, dich nie
wieder loszulassen.«
*
    »Da sind sie!«, brüllte Burly und deutete in die Tiefe. »Sie leben!«
Es war ein Schock, der Azrani so heftig zusammenzucken ließ,
dass ihr schwindelig wurde. Beinahe wäre sie von Tiraos Rücken
heruntergepurzelt, als Burlys Worte zu ihr herüberschallten. Azizh
und Pete konnten sie gerade noch halten. Ihr Herzschlag hatte
sich innerhalb von Sekunden verdoppelt, es war, als tobte plötzlich ein Vulkan in ihrem Innern.
»Wo?«, schrie sie mit sich überschlagender Stimme. »Wo sind
sie?«
Nerolaan, mit Marina, Burly und Mandal auf dem Rücken, kreiste unweit von ihnen etwa eine Viertelmeile über dem Talgrund –
einer

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