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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Leben gerettet. Ich war
am Verhungern, und sie hat mir ihren Braten überlassen.«
Die anderen lachten befreit.
Ullrik hob den Arm und deutete auf die Mauer der Abon’Dhal,
die sich gewaltig und breit nur wenige Meilen nördlich von ihnen
in den Himmel hob. Letzterer zeigte in der Nähe des Horizonts
langsam ein tiefes Blau, aber es stammte von dem sich ankündigenden Tagesanbruch, nicht von der Mauer selbst. Unübersehbar,
dass sich die Mauer verändert hatte.
»Ihr habt das Unmögliche vollbracht!«, stellte er fest. »Das
Schwarze Nichts versiegt, das Leuchten der Mauer ist verschwunden, und ich wette, der Mhorad Mhor ist nicht der einzige Fels,
der zu Boden sinkt.« Er deutete ein wenig nach rechts auf die
kleineren Felsen an der Oberkante der Mauer. »Aber die Mhirs
schweben noch.«
»Ja«, nickte Azrani. »Sie schweben ja auch nicht mit den Kräften der Monde.«
»Ihr habt das magische Netz der zwölf Monde wirklich aufgelöst? Wie habt ihr das geschafft?«
»Elf Monde!«, korrigierte Azrani. »Elf Monde, zwölf Mhorads und
dreizehn Seelenkammern in der Mauer.«
Ullrik hob verblüfft die Augenbrauen, richtete sich auf. »Na los,
erzähl!«, forderte er. »Jetzt bin ich gespannt.«
»Du selbst hast mich daraufgebracht«, erklärte sie. »Du hast
damals die Reliefs an den Wänden von Xahoor studiert. Als wir in
Okaryn vor den Drachen flohen, habe ich ebenfalls Reliefs entdeckt, sie zogen sich von ganz unten in den Katakomben bis hinauf in die höchste Turmspitze, wo wir ja zuletzt landeten.« Sie
streckte die Hand nach Marina aus, die brav lächelnd, bescheiden
und geduldig neben ihnen saß und sich damit zufrieden gab, dass
sie alles, was hier gesagt wurde, erst später erfahren würde.
»Marina hat Höllenängste ausgestanden, weil ich während unserer Flucht immer wieder so lange stehen blieb, um die Reliefs anzusehen. Aber dennoch, es hat sich gelohnt.« Ullrik nickte verstehend. »Du hast die Geschichte der Abon’Dhal erfahren, nicht
wahr?«
»Die Geschichte der Mauer«, berichtigte Azrani. »In Okaryn und
hier, im Mhorad Mhor. Es war wirklich gruselig. Die Abon’Dhal
betrachten das Elend, das sie über diese Welt gebracht haben, als
ihre größte Errungenschaft.«
Niemand sagte etwas, sie nickten alle nur bitter. »Das meiste
der Geschichte kennen wir, Shaani und Yacaa haben uns davon
berichtet. Allerdings hatten sie sich in einer Sache getäuscht. Der
Mond Okayar war nie dafür vorgesehen, in das magische Netz der
Monde mit eingegliedert zu werden. Zwar gibt es eine Seelenkammer für ihn, aber sie ist leer. Gewissermaßen ist es gar keine
Seelenkammer, denn dort war nie einer der Malachista. Diese
Kammer sammelt ihre Energien aus anderen Quellen, ich weiß
nicht genau, woher, vielleicht einfach aus dem gesamten magischen Konstrukt der Mauer.«
»Und wozu dient sie dann?«
»Oh, sie steht durchaus mit dem Mond Okayar in Verbindung.
Okayar hob mit seinen Kräften einst auch den Felsen von Mhorad
Okaryn aus dem Boden.
Aber der Mond wurde nicht schwarz, sollte es nie werden. Und
somit senkte sich auch nicht das Schwarze Nichts über das Tal
von Okaryn. Der Sinn des Ganzen liegt darin, dass es den
Abon’Dhal nicht gefallen hätte, über einer völlig von der Nacht
umschlossenen Welt zu leben. Das Tal von Okaryn war das
schönste, und dort sollte es licht und hell bleiben. Es sollte gewissermaßen das himmlische Paradies von Jonissar darstellen, von
Gnaden und zum Ruhm der Abon’Dhal. Dass ausgerechnet die
Pilgrim dort bruchlandete, war ein bizarrer Zufall. Aber er diente
den letzten Abon’Dhal, die seit Jahrtausenden über eine tote Welt
herrschten, zur Verwirklichung eines Teils ihrer grotesken Träume.« Mandal, der die ganze Zeit in der Hocke verbracht hatte,
ließ sich auf den Hintern fallen. »Das ist schon unglaublich«,
meinte er kopfschüttelnd. »Eine selbst ernannte Herrenrasse
nimmt lieber eine ganze Welt mit sich in den Untergang, als einmal über sich und die eigenen Taten nachzudenken. Und das, wo
sie Jahrtausende täglich ihr grauenvolles Vernichtungswerk unter
den eigenen Füßen sehen konnten. Welche unfassbare Arroganz
gehört zu so etwas!«
»Der Vorwurf trifft uns ebenfalls«, meinte Azizh. »Wenigstens
einen von uns, nämlich Mandalor. Und das ist schlimm genug. Wir
Relies haben uns vierhundert Jahre lang täuschen und ausnutzen
lassen und ebenfalls nicht darüber nachgedacht.«
»Was ist eigentlich aus ihm geworden? Aus Mandalor?«, fragte
Laura. Burly

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