Hölle unter Null Grad
in der Nähe jener Warmwasser-Strömung befinden, die aus dem weiter südlich liegenden Festland-Tunnel hervorkommen sollte.
»Sucher ausfahren«, befahl der Kleine.
Ich drückte auf den Schalter. Das dünne Rohr mit der Fernsehkamera glitt nach oben. Die Zeiten der alten Sehrohre waren längst vorbei. Die Wasseroberfläche wurde grundsätzlich nur noch mit modernen F-Kameras abgesucht, deren Aufnahmen in der Form von farbigen und dreidimensionalen Bildern auf den großen Schirmen erschienen.
Die Bildfläche hing direkt über mir. Als die Kamera aus dem Wasser auftauchte, leuchtete sie auf. Ich sah treibende Eismassen auf leichtbewegten Fluten.
Hannibal suchte die Oberfläche ab, aber es war nichts zu sehen. Anschließend fuhr ich die Radarantenne aus, deren Suchimpulse auch kein Ergebnis brachten. Im Umkreis von vierzig Meilen war weit und breit kein fremdes Objekt, das uns hätte gefährlich werden können.
Während der Kleine noch sorgfältig den Luftraum absuchte, ließ ich das Kugelventil des Luftmastes nach oben gleiten. Das Boot wurde durchgelüftet. Als das geschehen war, gab Hannibal wieder den Tauchbefehl.
Mit voll laufender Maschine glitten wir in die Schwärze der antarktischen See zurück. Minuten später befanden wir uns wieder unter einem massiven Eisfeld, das einem Überwasserschiff erhebliche Schwierigkeiten bereitet hätte.
»Übernehmen Sie für zehn Minuten, Akrul«, ordnete der Kleine an.
Unser »Erster« kletterte nach oben in den flachen Turm, der sich kaum vom Druckkörper des Bootes abhob. Ich wußte, warum Hannibal plötzlich das Kommando übergab, denn auch in meiner Tasche war der kaum hörbare Summton aufgeklungen.
Es war das Rufzeichen Manzos, das aber nur von dem Kleinen und mir empfangen werden konnte. Die winzigen Geräte steckten in den Innentaschen unserer Kombinationen. Falls die Sache planmäßig verlaufen, sollte, mußten sie unter allen Umständen vernichtet werden.
Keuchend kam der Kleine neben mir an. Harmlos grinsend tippte er mir auf die Schulter und meinte reichlich, laut:
»Komm mit, Langer. Ich möchte mir einmal unsere wertvolle Fracht ansehen. Hat der Kerl genügend zu essen?«
Akrul lachte schallend. Mir zuckte es wieder einmal in den Händen. Natürlich hatte Manzo einen beachtlichen Appetit. Ich gab Leferts einen Wink und zwängte mich aus dem Kontrollsitz.
»Übernehmen Sie, und achten Sie mir auf die schadhafte Turbopumpe. Wenn es noch schlimmer wird, müssen wir in die heiße Zone.«
Ich lächelte spöttisch, als ich seine weiß werdende Nasenspitze bemerkte.
»Was ist denn, Mr. Leferts? Angst vor der Strahlung?« fragte ich anzüglich.
Wortlos übernahm er meinen Platz.
Ich folgte dem Kleinen, der sich bereits mit affenartiger Geschicklichkeit durch das Kugelschott schwang. Der vor uns liegende Verbindungsgang war leer. Die Männer der Freiwache lagen vermutlich in den Kojen, wo sie wohl von dem erhofften Gewinn dieser verbotenen Fahrt träumten.
Ich drückte auf den Schaltknopf und ließ das Schott in die wasserdichte Fassung zurückgleiten. Hannibals Grinsen verschwand schlagartig. Auf seinem von den Pockennarben verunstalteten Gesicht erschien ein müder, leicht verzweifelter Ausdruck, der mir nicht gefallen wollte. Wenn mir der Kleine jetzt nicht durchhielt, war die Sache von vornherein verloren. Natürlich zerrte die Ungewißheit an seinen Nerven.
»Lange halte ich das nicht mehr aus. Wenn wir Pech haben, werden wir überhaupt nicht geortet, und damit ist Feierabend. Oder willst du etwa auf gut Glück den Eingang eines sogenannten Heißwasser-Tunnels suchen? Dieser ehemalige Navy-Offizier hat doch von elfhundert Meter Tiefe
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