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Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ge­spro­chen. Stell dir vor, hun­dert Me­ter tiefer, als wir über­haupt tau­chen kön­nen! Wir nä­hern uns dem fünf­und­sieb­zigs­ten Brei­ten­grad Süd. Der Po­lar­kreis liegt weit hin­ter uns. Das Was­ser wird schon fla­cher. Nach den letz­ten Ver­mes­sun­gen schwan­ken die Was­ser­tie­fen im Wed­dell-Meer zwi­schen zwei­hun­dert und vier­hun­dert­fünf­zig Me­ter. Es gibt ei­ni­ge Grä­ben, die bis auf acht­hun­dert Me­ter rei­chen, aber das sind noch kei­ne elf­hun­dert.«
    »Es muß einen großen Ein­schnitt im Mee­res­bo­den ge­ben, der als in­di­rek­te Fort­set­zung des Tun­nels an­zu­se­hen ist«, be­haup­te­te ich ge­faßt. »Die­se Schlucht ist uns nur nicht be­kannt.«
    Er lach­te ge­küns­telt. Auf sei­ner Stirn be­merk­te ich wie­der di­cke Schweiß­per­len.
    »Gut ge­brüllt, Lö­we«, spöt­tel­te er. »Wenn wir das ge­nau wüß­ten, brauch­ten, wir nicht mit ei­nem al­ten Boot in der Ge­gend her­um­zu­fah­ren. Es wä­re doch ent­schie­den ein­fa­cher, in dem ko­mi­schen Mee­res­gra­ben und di­rekt vor dem Tun­ne­lein­gang ei­ne star­ke H-Bom­be zu zün­den, die ein Stück der Ant­ark­tis in der Form von Was­ser­dampf und glut­flüs­si­ger Ma­te­rie in den Him­mel reißt. Dann könn­ten wir un­se­re Su­che­rei ein­stel­len. Aus dem In­fer­no gä­be es für die Ver­bre­cher kein Ent­rin­nen. Al­les wä­re zer­stört. Gib mir den Be­fehl. Ich brin­ge die Bom­be per­sön­lich un­ter das Filch­ner-Schel­f­eis, wo auf dem zwei­und­fünf­zigs­ten Län­gen­grad West der Ein­gang lie­gen soll. Auf ei­ni­ge Mei­len mehr oder we­ni­ger kommt es nicht an. Wenn sich die Druck­wel­le ei­ner Acht­zig-Me­ga­ton­nen-H-Bom­be in dem Heiß­was­ser-Tun­nel ent­fal­tet, dann er­streckt sich ih­re Aus­deh­nung noch zwan­zig Mei­len wei­ter land­ein­wärts. Wie ist das, Lan­ger? Du hast al­le Voll­mach­ten!«
    Drän­gend, mit fun­keln­den Au­gen sah er mich an. Ich stand steif auf­ge­rich­tet vor ihm. Er hat­te recht, un­ser Pro­blem wä­re da­mit schlag­ar­tig ge­löst ge­we­sen. Ich hät­te es tun kön­nen, und viel­leicht hät­te ich auch die An­wei­sung ge­ge­ben, wenn ich nicht an die an­de­ren Aus­sa­gen des Ver­stor­be­nen hät­te den­ken müs­sen.
    Da­nach hat­te der vor­züg­lich ge­tarn­te U-Boot-Ha­fen mit dem »Werk« über­haupt nichts zu tun. Das lag weit im In­nern des ei­si­gen Kon­tin­ents. Au­ßer­dem konn­te ich die Ex­plo­si­on ei­ner star­ken H-Bom­be im Wed­dell-Qua­dran­ten nicht ris­kie­ren, da wir nur we­ni­ge hun­dert Mei­len öst­lich ei­ne große Sta­ti­on un­ter­hiel­ten.
    Wir wuß­ten, daß die Ant­ark­tis durch­aus nicht so leb­los war, wie es auf Grund der gi­gan­ti­schen Eis­mas­sen den An­schein hat­te. Un­ter dem ki­lo­me­ter­di­cken Eis gab es Vul­ka­ne. Im Roß-Qua­dran­ten wa­ren nicht nur ei­ne, son­dern drei eis­freie Zo­nen ge­fun­den wor­den. Dort be­deck­te war­mes Was­ser ge­wal­ti­ge Bo­den­flä­chen, und ge­le­gent­lich wa­ren ty­pi­sche Vul­kan­aus­brü­che be­ob­ach­tet wor­den.
    In­fol­ge­des­sen leb­te der Kon­ti­nent am Süd­pol. Mit der Un­ter­was­ser-De­to­na­ti­on ei­ner star­ken H-Bom­be konn­te ich un­ter Um­stän­den ei­ne Höl­le ent­fes­seln, die den gan­zen Erd­teil schä­di­gen wür­de. Es war ein Erd­teil, das stand au­ßer Fra­ge.
    Ich schüt­tel­te lang­sam den Kopf. Das Fla­ckern in Han­ni­bals Au­gen er­losch. Mü­de ab­win­kend mein­te er:
    »Okay, Lan­ger, schon gut. Es war nur so ein Ge­dan­ke. Du brauchst mir nichts zu er­klä­ren. Es ist un­se­re Auf­ga­be, mög­lichst harm­los in den Tun­nel ein­zu­drin­gen und dort her­aus­zu­fin­den, wo ei­gent­lich das ›Werk‹ liegt. Las­sen wir es al­so.«
    Ich klopf­te ihm wort­los auf die Schul­ter.
    Wir zwäng­ten uns durch den Lauf­gang zwi­schen den bei­den La­deräu­men und gin­gen wei­ter auf das Heck zu. Dort gab es ei­ne wei­te­re klei­ne Kam­mer, die ei­gent­lich als Ge­rä­te­raum ge­dacht war. Dicht da­hin­ter lag das Un­ter­set­zungs­ge­trie­be, des­sen Ar­beits­ge­räusch nur schwach ver­nehm­bar war.
    Han­ni­bal zog einen Schlüs­sel aus der Ta­sche und schob ihn in das

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