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Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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kom­pli­zier­te Schloß. Wäh­rend die Schie­be­tür auf­glitt, klopf­te ich mit dem Fin­ger­knö­chel in be­stimm­ten Ab­stän­den ge­gen den Stahl, da mir der Ge­dan­ke an die über­mensch­li­che Mus­ku­la­tur des Mu­tan­ten reich­lich un­an­ge­nehm war.
    Man­zo war ein lie­bens­wer­tes Ge­schöpf. Ob­wohl er nur ent­fernt ei­nem Men­schen glich, war er in vie­len Din­gen mensch­li­cher als ein äu­ßer­lich statt­lich ge­bau­ter Ver­tre­ter der in­tel­li­gen­ten Er­den­be­woh­ner. Vor ei­ni­gen Mo­na­ten noch war Man­zo ah­nungs­los ge­we­sen. Vie­le der heu­te selbst­ver­ständ­li­chen Din­ge hat­te er nicht – ge­kannt. Aber er hat­te über­ra­schend schnell ge­lernt.
    Wir hat­ten ihn mit an­de­ren Lei­dens­ge­fähr­ten in der ra­dio­ak­ti­ven Atom­höl­le des Ama­zo­nas ge­fun­den, wo vor et­wa zwan­zig Jah­ren ei­ne Koh­len­stoff-Bom­be ex­plo­diert war. Sei­ne El­tern hat­ten schwe­re Erb­mas­sen-Schä­di­gun­gen er­lit­ten, und als Man­zo ge­bo­ren wur­de, war er rein kör­per­lich ein Mon­s­trum. In ihm hat­ten wir einen ech­ten Mu­tan­ten zur Ver­fü­gung, denn auch sein Ge­hirn war ver­än­dert.
    Auch die klei­ne Ki­ny Ed­wards war ei­ne aus­ge­zeich­ne­te Te­le­pa­thin, aber an Man­zos Kräf­te reich­te sie nicht her­an, zu­mal wir durch ein Son­der­trai­ning sei­ner Be­ga­bung voll zum Durch­bruch ver­hol­ten hat­ten. Das Mäd­chen war nur bei größ­ter An­stren­gung fä­hig, das noch nicht aus­ge­spro­che­ne Ge­dan­ken­gut ei­nes Men­schen zu le­sen, be­zie­hungs­wei­se zu er­fas­sen. Für Man­zo be­deu­te­te das ei­ne Spie­le­rei. Als wir ihm be­geg­ne­ten, wa­ren ihm sei­ne au­ßer­or­dent­li­chen Na­tur­ga­ben nicht be­wußt. Viel­leicht hat­te er auch nur nicht dar­über nach­ge­dacht. Als er dann in die Ob­hut der GWA-Wis­sen­schaft­ler kam, hat­ten ihn Pa­ra­psy­cho­lo­gen »ak­ti­viert«.
    Vor et­wa zwei Mo­na­ten war Man­zo zum ers­ten­mal in den Ein­satz ge­schickt wor­den. Er war uns ei­ne un­er­setz­li­che Hil­fe ge­we­sen, da er die Nach­rich­ten­ver­bin­dung mit Ki­ny be­sorgt hat­te. Au­ßer­dem war es auch von un­schätz­ba­rem Vor­teil wenn er uns über das Ge­dan­ken­gut ei­nes Geg­ners in­for­mie­ren konn­te.
    Seit vier Wo­chen war Man­zo au­ßer­or­dent­li­cher Mit­ar­bei­ter der Ge­hei­men-Wis­sen­schaft­li­chen-Ab­wehr. Der Chef hat­te ihm be­reits ei­ni­ge Voll­mach­ten er­teilt. Ehe er zu ei­nem ak­ti­ven Agen­ten wer­den konn­te, muß­te er min­des­tens ein fünf­jäh­ri­ges Spe­zi­al­stu­di­um ab­sol­vie­ren.
    Als die Tür auf­ge­glit­ten war, be­merk­te ich im Hin­ter­grund des Raum­es die un­för­mi­ge Ge­stalt un­se­res Freun­des. Die brei­ten Schul­tern mit­samt der ton­nen­ar­ti­gen Brust wa­ren nach vorn ge­wölbt, da er mit sei­ner Grö­ße von fast 2,50 Me­ter nicht auf­recht ste­hen konn­te. Un­ter der spe­zi­ell für ihn an­ge­fer­tig­ten Kom­bi­na­ti­on wur­den Mus­kel­bün­del von er­schre­cken­der Stär­ke er­kenn­bar. Es schi­en bei­na­he, als woll­ten sie den fes­ten Kunst­stoff spren­gen.
    Sei­ne Bei­ne wa­ren säu­len­ar­tig ge­stal­tet. Der Mu­tant hat­te sie leicht ge­spreizt. Die schau­fe­l­ähn­li­chen Hän­de schie­nen im schwa­chen Licht der Leucht­röh­ren zu flim­mern. Es war, als hät­te man sie mit Sma­ragd­split­tern be­stäubt. Sei­ne me­tal­lisch-grü­ne Haut wür­de er wohl nie­mals ver­lie­ren.
    Als ich lang­sam den Raum be­trat, rich­te­ten sich sei­ne faust­großen Au­gen auf mich. Ich fühl­te den bren­nen­den Blick voll in­ten­si­ver Ab­wehr. Als er je­doch sah, daß ich mit Han­ni­bal al­lein war, ver­schwand das düs­te­re Leuch­ten in sei­nen Au­gen. Der rie­si­ge Mund mit den wuls­ti­gen Lip­pen öff­ne­te sich zu ei­nem laut­lo­sen Ge­läch­ter.
    Er beug­te sich noch et­was tiefer. Deut­lich konn­te ich die Kno­chen­rei­hen se­hen, die Man­zo an­statt nor­ma­ler Zäh­ne be­saß. Da sein Kopf fest mit den mas­si­gen Schul­tern ver­bun­den war, muß­te er den gan­zen Kör­per be­we­gen, wenn er zur Sei­te bli­cken woll­te. Die vor­ge­wölb­te Stirn über­schat­te­te die Au­gen, in

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