Hölle unter Null Grad
komplizierte Schloß. Während die Schiebetür aufglitt, klopfte ich mit dem Fingerknöchel in bestimmten Abständen gegen den Stahl, da mir der Gedanke an die übermenschliche Muskulatur des Mutanten reichlich unangenehm war.
Manzo war ein liebenswertes Geschöpf. Obwohl er nur entfernt einem Menschen glich, war er in vielen Dingen menschlicher als ein äußerlich stattlich gebauter Vertreter der intelligenten Erdenbewohner. Vor einigen Monaten noch war Manzo ahnungslos gewesen. Viele der heute selbstverständlichen Dinge hatte er nicht – gekannt. Aber er hatte überraschend schnell gelernt.
Wir hatten ihn mit anderen Leidensgefährten in der radioaktiven Atomhölle des Amazonas gefunden, wo vor etwa zwanzig Jahren eine Kohlenstoff-Bombe explodiert war. Seine Eltern hatten schwere Erbmassen-Schädigungen erlitten, und als Manzo geboren wurde, war er rein körperlich ein Monstrum. In ihm hatten wir einen echten Mutanten zur Verfügung, denn auch sein Gehirn war verändert.
Auch die kleine Kiny Edwards war eine ausgezeichnete Telepathin, aber an Manzos Kräfte reichte sie nicht heran, zumal wir durch ein Sondertraining seiner Begabung voll zum Durchbruch verholten hatten. Das Mädchen war nur bei größter Anstrengung fähig, das noch nicht ausgesprochene Gedankengut eines Menschen zu lesen, beziehungsweise zu erfassen. Für Manzo bedeutete das eine Spielerei. Als wir ihm begegneten, waren ihm seine außerordentlichen Naturgaben nicht bewußt. Vielleicht hatte er auch nur nicht darüber nachgedacht. Als er dann in die Obhut der GWA-Wissenschaftler kam, hatten ihn Parapsychologen »aktiviert«.
Vor etwa zwei Monaten war Manzo zum erstenmal in den Einsatz geschickt worden. Er war uns eine unersetzliche Hilfe gewesen, da er die Nachrichtenverbindung mit Kiny besorgt hatte. Außerdem war es auch von unschätzbarem Vorteil wenn er uns über das Gedankengut eines Gegners informieren konnte.
Seit vier Wochen war Manzo außerordentlicher Mitarbeiter der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr. Der Chef hatte ihm bereits einige Vollmachten erteilt. Ehe er zu einem aktiven Agenten werden konnte, mußte er mindestens ein fünfjähriges Spezialstudium absolvieren.
Als die Tür aufgeglitten war, bemerkte ich im Hintergrund des Raumes die unförmige Gestalt unseres Freundes. Die breiten Schultern mitsamt der tonnenartigen Brust waren nach vorn gewölbt, da er mit seiner Größe von fast 2,50 Meter nicht aufrecht stehen konnte. Unter der speziell für ihn angefertigten Kombination wurden Muskelbündel von erschreckender Stärke erkennbar. Es schien beinahe, als wollten sie den festen Kunststoff sprengen.
Seine Beine waren säulenartig gestaltet. Der Mutant hatte sie leicht gespreizt. Die schaufelähnlichen Hände schienen im schwachen Licht der Leuchtröhren zu flimmern. Es war, als hätte man sie mit Smaragdsplittern bestäubt. Seine metallisch-grüne Haut würde er wohl niemals verlieren.
Als ich langsam den Raum betrat, richteten sich seine faustgroßen Augen auf mich. Ich fühlte den brennenden Blick voll intensiver Abwehr. Als er jedoch sah, daß ich mit Hannibal allein war, verschwand das düstere Leuchten in seinen Augen. Der riesige Mund mit den wulstigen Lippen öffnete sich zu einem lautlosen Gelächter.
Er beugte sich noch etwas tiefer. Deutlich konnte ich die Knochenreihen sehen, die Manzo anstatt normaler Zähne besaß. Da sein Kopf fest mit den massigen Schultern verbunden war, mußte er den ganzen Körper bewegen, wenn er zur Seite blicken wollte. Die vorgewölbte Stirn überschattete die Augen, in
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