Hölle unter Null Grad
handhabende Klein-Hubschrauber, die jedem landgebundenen Fahrzeug überlegen waren. Ich sah nur einen überschweren Turbo-Lastzug, der mit einem Tempo von etwa hundert Meilen in Richtung Jacksonville fuhr.
Dicht vor uns wuchs das gewaltige Gebäude des kürzlich fertiggestellten Marinehospitals aus dem Boden. Ich erblickte große Fensterfronten, kühn geschwungene Stahlbetonträger und gepflegte Parkanlagen.
Die Maschine ruckte plötzlich derart heftig nach oben, daß ich hart in den Sitz gedrückt wurde. Ehe ich noch fluchen konnte, erschien wieder das Gesicht des Kontrolloffiziers.
»Ich bitte um Entschuldigung«, gab er hastig durch. »Sie müssen auf dem Dach stehen, wenn der Bomber landet.«
Er schaltete wieder ab. Ich bemerkte den verständnislosen Blick meines Kollegen.
»Wie war das? Hat der eben Bomber gesagt?«
Ärgerlich auflachend stellte ich fest, daß wir unsanft auf dem Kunststoffbelag des Dachlandeplatzes aufsetzten. Besonders behutsam gingen die Männer in der Fernsteuerzentrale nicht mit uns um.
Es grenzte an ein Phänomen, wenn man sich in unserem Verein nicht laufend wundern müßte. Das klingt seltsam, aber es ist so.
»Streifen Sie Ihre Maske über. Da kommen Leute.«
Auch ich nahm die Synthofolie aus der Brusttasche und zog sie mit geübtem Griff über den Kopf. Das Material schmiegte sich dicht an meine Haut, wodurch ich ein anderes Aussehen erhielt. Wenn man nicht genau hinsah, war die Maske überhaupt nicht zu bemerken, da die Folie jede Muskelbewegung naturgetreu nachzeichnete.
Ich verbesserte den Lippensitz und fuhr nochmals glättend über meine Haare, die ebenfalls einen veränderten Farbton angenommen hatten. Die Ränder der Maske verschwanden unter dem Kragen, so daß wir nun nach den Dienstvorschriften der GWA »gekleidet« waren.
Zischend schwang das ovale Schott unserer Druckkabine auf. Während ich nach draußen sprang und federnd in die Knie ging, erkannte ich in den korrekt grüßenden Personen zwei Offiziere des Luftwaffen-Sicherheitsdienstes. In ihrer Begleitung befand sich auch ein Zivilist, der sich mit den Worten vorstellte:
»Sergeant Kinagon, Sir. Geheime-Bundeskriminalpolizei. Sie sind Major HC-9?«
»Bin ich, Sergeant. Meine Marke.«
Ich griff in die Hüfttasche und öffnete das strahlungssichere Etui aus Potronin-Plast. Nachdem der Deckel aufgesprungen war, schaute der Kollege vom FBI blinzelnd auf die rötlich flimmernde GWA-Erkennungsmarke mit dem charakteristischen Atommodell. Es handelte sich um ein radioaktiv strahlendes Element, dessen Ordnungszahl über der des Uraniums lag. Das fluoreszierende Leuchten war unverkennbar.
Sogar unseren fähigen Kernphysikern war es nicht gelungen, das natürliche, auf dem Mond entdeckte Element, das die Bezeichnung »Lunarium« erhalten hatte, künstlich nachzuahmen. Es gab nur geringfügige Mengen davon. Aus diesem Material waren unsere einmaligen Erkennungsmarken geprägt worden, deren Durchmesser vierzig Millimeter betrug.
Kinagon sah zu uns auf.
»Danke, Sir. In Ordnung. Wollen Sie mir bitte folgen.«
Die beiden Offiziere des Sicherheitsdienstes schwiegen, aber ihre forschenden Blicke waren nicht zu übersehen. Sie musterten uns unauffällig, jedoch so eingehend, als wären wir Vertreter einer seltenen Tiergattung.
Mein Kollege klappte die Kabinentür zu und legte den Kopf in den Nacken. Auch wir sahen in den tiefblauen, wolkenlosen Himmel Floridas, an dem soeben ein silbern blitzender Riesenkörper auftauchte.
Es war ein Orbit-Fernbomber mit einem überschweren Atomtriebwerk. Ich konnte deutlich sehen, wie der flammende
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