Hölle unter Null Grad
nervenzermürbend. Natürlich wußte ich, was dort passierte. Der Ort konnte höchstens siebzig bis achtzig Kilometer in Luftlinie entfernt sein. Wenn das nicht so gewesen wäre, hätte man mit den Radartastern der Station die kreisenden Schrauber nicht mehr orten und bildlich darstellen können. Also hatten wir ziemlich genau getippt, als wir unseren Stützpunkt aufbauten.
Ich selbst hatte den Befehl für die Aktion »Nullpunkt« gegeben. Die Marine-Soldaten in den Flugschraubern hatten natürlich keine Ahnung, daß die angeblich verbrecherischen Biologen in den kleinen Kuppelbauten Beamte des FBI waren. Nun wußte ich auch, warum der Inder von Glück gesprochen hatte.
»Ich verstehe wieder nicht«, murmelte ich. »Das sind Maschinen der Navy, das steht fest. Wer ist da eingeschlossen, und warum will der Sprecher mit atomaren Waffen schießen lassen?«
Bedächtig meinte er:
»Das ist die Niederlassung der drei Wissenschaftler, denen Sie angeblich den Mutanten bringen wollten. Ist Ihr Vorhaben etwa verraten worden, Mr. Satcher? Wieso kommt es, daß ausgerechnet jetzt diese antarktische Station angegriffen wird? Wer außer Ihnen war darüber informiert?«
Ich fluchte leise. Plötzlich rief Hannibal dazwischen:
»Zur Hölle, wenn das stimmt, dann kann nur Egans geplaudert haben.«
»Wer ist das?« fiel einer der anwesenden Weißen scharf ein.
»Egans?« echote der Zwerg mit einem humorlosen Lachen. »Das ist mein früherer Chefingenieur, den ich Satchers wegen entlassen habe. Er war dabei, als ich Manzo aus dem Amazonas-Gebiet holte. Er wußte auch, wohin ich den Mutanten bringen wollte. Nur er kann die Sache verraten haben.«
Der Weiße wechselte einen Blick mit Satara.
»Sie scheinen sehr unvorsichtig zu sein, Mr. Bopart! Solche Mitwisser entläßt man nicht. Man schaltet sie rechtzeitig aus.«
Er faltete die Hände auf dem Rücken und machte einige Schritte zur Raummitte. In dieser Haltung sagte er:
»Nun schön, wir werden sehen. Ihre Angaben müssen nachgeprüft werden. Wir werden feststellen, ob es einen Mr. Egans gibt. Wir werden auch erfahren, von wann bis wann er unter Ihrem Kommando gefahren ist. Das dürfte wohl in den Akten der FBI-Zentrale festgehalten sein. Der Angriff auf die Station könnte natürlich ein vorzügliches Ablenkungsmanöver zur Einsatztarnung eines fähigen GWA-Agenten ZBV sein.«
»Sie phantasieren.« Hannibals Empörung wirkte echt.
»Sagen Sie das nie wieder, mein Freund«, warnte er.
»Sie werden sich einige Wochen gedulden müssen. In der Zeit bleiben Sie unten im Hafen. Sie können sich frei bewegen. Der Zutritt zum Werk ist Ihnen Jedoch verboten. In der Wohnhalle gibt es genügend Ablenkungen, die Ihnen die Wartezeit verkürzen helfen. Sollten die eintreffenden Nachrichten einwandfrei sein, so werde ich Sie gerne als fähige Mitarbeiter willkommen heißen. Vorläufig sind Sie also meine Gäste. Der Mutant bleibt bei Ihnen. Sie haften mir dafür, daß er sich anständig benimmt. Ich wünsche keine Schlägereien oder sonstige Zwischenfälle, die für Sie unangenehm werden könnten.«
»Und wenn wir nun das Pech haben sollten, daß Ihre Informationen gegen uns sprechen? Was ist, wenn Sie Egans nicht finden?«
Er wandte mir das Gesicht zu.
»Ihr Pech, Mr. Satcher. Haben Sie die Leute hinter dem. Hochspannungszaun gesehen? Dort werden Sie in dem Fall landen. Natürlich töten wir Sie nicht. Arbeitskräfte für die Mine sind immer willkommen. Die unvermeidliche Strahlung bei der Herstellung und Verpackung radioaktiver Stoffe fordert gewisse Opfer. Guten Tag, meine Herren!«
In meinem Rücken fühlte ich die Mündung eines Maschinenkarabiners.
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