Hölle unter Null Grad
versorgt hatte, bekam Manzo eine dreifache Dosis. Damit war unser geringer Vorrat erschöpft.
Ich verstaute die Spritze wieder, der Zylinder blieb draußen.
»Keine Pistolen, Sir? Keine Thermonital-Handbomben?« fragte der Mutant.
»Später«, sagte ich erregt. »Erst muß der Zylinder leer sein. Wir können erst dann die Waffen gefahrlos tragen, wenn man hier vor Kopfschmerzen nicht mehr denken und handeln kann.«
»Wirkt das Zeug auch so schnell?« erkundigte sich der Zwerg.
»Du hast wohl die Versuche nicht gesehen, was? Die Ansteckung anderer Personen erfolgt schon, wenn der Erkrankte noch gar nicht bemerkt hat, daß er eine infizierte Kontaktperson ist. Außerdem muß in sämtlichen Hohlräumen, also auch im Werk, innerhalb von zwei Stunden die Luft verseucht sein. Was denkst du wohl, wie schnell sich die Erreger vom B-Typ in der feuchten Hitze vermehren?«
»Es strömt laufend Frischluft ein, und die schlechte wird abgesaugt.«
»Spielt keine Rolle. Du wirst es erleben. Mach dich auf einiges gefaßt. Wenn der Inder noch rechtzeitig Verdacht schöpft, sind wir verloren.«
Hannibal fuhr sich über die schweißnasse Stirn.
»Wie bekommen wir den Erreger nach oben? Die haben ihre eigene Luftversorgung.«
Er hatte recht mit seinen Bedenken, aber es mußte riskiert werden.
»Entweder durch aufsteigende Warmluft in den Aufzugsschächten, oder durch einen Mann, der von hier aus nach oben geht. Wenn er das Virus im Blut hat, verseucht er sehr schnell den ganzen Bau. Ihr bleibt hier.«
Ich schob mir den Zylinder unter den Hosengurt. Die hervorstehende Sprühdüse wurde von dem kurzen Sommerhemd verdeckt, das ohnehin weit und faltig gearbeitet war.
Minuten später trat ich aus dem Wohnbau. Ob ich beobachtet wurde, konnte ich im Augenblick nicht feststellen. Ich ging den breiten Fußweg hinunter und steuerte direkt auf den Drugstore zu, wo man neben allen möglichen Dingen auch Zigaretten bekommen konnte.
Weiter vorn begann schon das geschäftige Leben der unheimlichen Stadt. Hier aber war es ziemlich still.
Auf dem Wege zum Laden mußte ich die Öffnung eines riesigen Frischluftgebläses passieren. Es kam oft vor, daß sich die schwitzenden Bewohner davor aufstellten und sich von dem kalten Strom umspülen ließen. Ich tat es also auch, aber vorher hatte ich mit einem Griff die Plombe durchgerissen und das Düsenventil geöffnet.
Während ich mit dem Rücken zu dem erfrischenden Wind stände zischte die virusverseuchte Flüssigkeit unaufhaltsam aus dem Zylinder. Im Getöse des Gebläses war das Abblasen nicht zu hören.
Die Druckpatrone entleerte den Behälter naturgemäß sehr schnell. Ich sah den staubfeinen Strom der Nährflüssigkeit in dem starken Wind davontreiben.
Wenig später kaufte ich meine Zigaretten. Zehn Minuten danach war ich wieder im Quartier und verbarg die leere Stahlflasche sofort in Manzos Höcker.
Hannibal zeigte ein verkrampftes Gesicht, als ich sagte:
»Durchgeben, Manzo. Lunaris abgeblasen. Erste Wirkung in vierundzwanzig Stunden. Bis dahin Landetruppen absetzen. Befehl Eisbär, sofort angreifen. Es muß Ausgänge zur Oberfläche geben. Wenn sie nicht gefunden werden können, durch die Entlüftungsschächte eindringen. Anfragen, ob sie inzwischen entdeck worden sind. Impfstoff und Mediziner bereitstellen.«
Manzo gab diese Befehle an Kiny durch. Bald darauf wußte ich, daß die Aktion rollte.
Der Entlüftungsschacht war durch TS-19 entdeckt worden. Die heiße und feuchte Luft mußte natürlich kondensieren, so daß es für ihn nicht schwer gewesen sein konnte, als er erst einmal genau wußte, wo die Station unter dem Eis lag.
Die Inkubationszeit gab uns noch eine Frist von
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