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Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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vier­und­zwan­zig Stun­den, dann aber muß­te die Höl­le los­bre­chen. Das mu­tier­te »Vi­rus Lu­na­ris« vom B-Typ war die schärfs­te bio­lo­gi­sche Waf­fe der GWA.
    »Wenn der Impf­stoff nicht schnell wirkt, ist Fei­er­abend«, er­klär­te der Zwerg sach­lich. »Wie wär’s mit ei­nem Kaf­fee, Lan­ger?«
     
    Wis­sen Sie, was man un­ter dem Be­griff »Kopf­schmer­zen« zu ver­ste­hen hat? Nein, Sie kön­nen es nicht wis­sen, denn Sie ken­nen das mu­tier­te »Vi­rus Lu­na­ris« nicht im Ver­gleich da­zu ist ein Mi­grä­ne­an­fall ei­ne kaum spür­ba­re Er­schei­nung.
    Vor ei­ner Vier­tel­stun­de war Daroun in un­ser Quar­tier zu­rück­ge­kehrt. Er hat­te ge­ra­de noch die Tür er­reicht und war uns ent­ge­gen­ge­tau­melt. Wir fin­gen ihn kurz vor dem Fall auf und stütz­ten ihn. Sein Gleich­ge­wichts­sinn war völ­lig ge­stört. Ich sah nun in der Pra­xis, was ich bis­her nur ex­pe­ri­men­tell er­lebt hat­te.
    Wir wa­ren völ­lig in Ord­nung. Auch Man­zo hat­te ent­ge­gen mei­ner heim­li­chen Be­fürch­tun­gen gut auf das Se­rum rea­giert. Er zeig­te kei­ne Sym­pto­me.
    Daroun konn­te nicht mehr klar den­ken, ob­wohl ich mir al­le Mü­he gab, ihn zum Spre­chen zu be­we­gen, um dem Zu­stand da­mit et­was ent­ge­gen­zu­wir­ken. Auf sei­nem Ge­sicht zeich­ne­ten sich die ers­ten dunklen Fle­cken ab.
    Die un­ter­ir­di­sche Stadt hat­te sich fast schlag­ar­tig in ein Toll­haus ver­wan­delt. Han­ni­bal stand am Fens­ter und starr­te mit weit auf­ge­ris­se­nen Au­gen nach drau­ßen.
    Mehr als drei­tau­send Per­so­nen muß­ten er­krankt sein. Die be­waff­ne­ten Pos­ten wa­ren eben­falls in­fi­ziert. Wie es weit hin­ten im Werk und in den Mi­nen aus­sah, konn­te ich nur ah­nen. Wir muß­ten min­des­tens noch ei­ne Stun­de war­ten, ehe wir den Aus­bruch wa­gen konn­ten. Bis da­hin muß­te der Er­re­ger in den ent­fern­tes­ten Win­kel vor­ge­drun­gen sein.
    In den an­gren­zen­den Räu­men ver­nahm ich Stöh­nen. Kein Le­be­we­sen war von die­ser un­heim­li­chen In­fek­ti­on ver­schont ge­blie­ben, die nach mehr als vier­und­zwan­zig Stun­den voll aus­ge­bro­chen war.
    »Komm her«, rief ich Han­ni­bal scharf zu. »Ver­lie­re nicht die Ner­ven. Wir müs­sen hier ver­schwin­den. Es ist an­zu­neh­men, daß die Krank­heit in der Ra­dar­sta­ti­on noch nicht so weit fort­ge­schrit­ten ist. Wenn uns der In­der da­mit in Ver­bin­dung bringt, wer­den die Leu­te der Leib­wa­che bald in un­se­rem Quar­tier auf­tau­chen. Man­zo, leg dich hin.«
    Mi­nu­ten spä­ter hat­ten wir die dün­nen Kunst­fa­ser­bän­der über un­se­ren Schul­tern und Hüf­ten be­fes­tigt. Dar­an hin­gen nicht nur die Ther­mo-Rak-Pis­to­len mit den ge­füll­ten Re­ser­ve­ma­ga­zi­nen, son­dern auch die Ther­mo­ni­tal-Hand­gra­na­ten.
    Ich trug die äu­ßer­lich wie ei­ne 24­schüs­si­ge Hen­der­ley 7 mm aus­se­hen­de Waf­fe im Schul­ter­half­ter, doch das kur­ze Über­fall­hemd hat­te ich auf der Brust ge­öff­net. Wir hat­ten al­les ris­kiert. Nun galt es durch­zu­hal­ten.
    Als wir aus dem Bau rann­ten, hat­ten wir die Waf­fen noch nicht ge­zo­gen. Es moch­te hier und da noch Leu­te ge­ben, die aus ir­gend­ei­nem Grund noch nicht an­ge­steckt wa­ren.
    Be­sorgt dach­te ich an die Be­woh­ner der hö­her lie­gen­den Sta­ti­on. Ob das Vi­rus auch dort ein­ge­drun­gen war? Viel­leicht dau­er­te es ei­ne gu­te Stun­de län­ger, bis es dort zur Wir­kung kam. Die­ser Zeit­raum moch­te ei­nem Mann wie Sa­ta­ra aber völ­lig ge­nü­gen.
    Wir lie­fen durch die brei­ten Stra­ßen des rie­si­gen Fels­do­mes. Ab und zu sa­hen wir je­man­den, der noch nicht voll er­faßt war. Die­se Leu­te preß­ten aber auch schon die Hän­de an die Schlä­fen. Nie­mand von ih­nen ach­te­te auf uns. Der Schmerz hielt sie um­fan­gen.
    Dicht vor dem rie­si­gen Stol­len, der so­wohl zu den Mi­nen als auch zur Auf­zugs­hal­le führ­te, gin­gen wir hin­ter ei­ner ge­wal­ti­gen Ste­in­säu­le in De­ckung.
    »Was jetzt?« keuch­te der Klei­ne. »Willst du nicht den An­griffs­be­fehl ge­ben?«
    »Noch fünf­und­vier­zig Mi­nu­ten. Nicht eher. Ich muß erst Ge­wiß­heit ha­ben, wie es oben aus­sieht.

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