Höllenbote Angela
liegen.«
»Warum akzeptierst du nicht, daß ich anders bin?«
»Weil du hier eine Schau aufgezogen hast. Vielleicht bist du nicht Angela. Alles ist möglich.«
»Verläßt du dich nicht auf deine Augen?«
»Nein, nur auf die Waffe. Die spüre ich, die ist Realität, verstehst du das?«
»Sicher.«
»Und deshalb mußt du jetzt noch einmal getötet werden!« erklärte er. »Es gibt keine andere Chance.«
»Bitte!«
Bei dieser schon höflich wirkenden Aufforderung lächelte Angela, was den Mann wiederum irritierte. War sie denn so verrückt, freiwillig in den Tod zu gehen?
Sie breitete sogar die Arme aus. Er nickte und schoß!
Zwar gehörte Big Smith zu den Planern und Schreibtischstrategen, aber das Schießen und auch das Treffen hatte er nicht verlernt. Die erste Kugel traf die Person hoch oben in die Brust. Die zweite sägte tiefer in den Körper, sie traf ihn in Magenhöhe.
Big Smith schaute genau zu. Er drehte den Kopf nicht weg. Er wollte alles sehen, einfach alles. Er wollte mitbekommen, wie diese Person endgültig starb. Diesmal durch seine Kugeln und nicht durch die eines anderen.
Angela Sarti sah aus, als wäre sie noch härter gegen den Wagen gepreßt worden. Sie hätte schreien oder zittern müssen, doch nichts dergleichen passierte. Sie nahm es einfach nur hin, daß die beiden Kugeln sie getroffen hatten. Sie sackte auch nicht zusammen, sondern blieb stehen, als würde sie von unsichtbaren Händen gehalten. Kein letztes Zucken in ihrem Gesicht, keine Schreie, keine Wehlaute. Sie reagierte völlig anders und falsch, denn über die Lippen huschte ein wissendes Lächeln hinweg.
Big Smith senkte den Blick und schaute auf ihre Beine. Sie zitterten nicht einmal, sie gaben nicht nach. Angela wirkte so, als wäre sie nicht getroffen worden.
Es dauerte bei dem Schützen eine Weile, bis er diese Tatsache begriffen hatte. Nur allmählich klärte sich sein Verstand, und er gelangte zu dem Schluß, daß Angela ihn tatsächlich nicht angelogen hatte. Auch diese beiden Kugeln hatten sie nicht umgebracht. Er hätte ebensogut Erbsen auf sie werfen können.
Für ihn war das Durcheinander perfekt. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Sie waren wie in Fahrt gesetzte Billardkugeln, die immer wieder gegeneinanderstießen, ohne jedoch zu einem Erfolg zu kommen.
Den genoß Angela.
Sie lächelte nur breiter. Ihre Zähne schimmerten voll durch. Dann nickte sie.
Erst in diesem Moment wurde dem Mann bewußt, daß Angela nicht mehr atmete. Sie hatte nie geatmet in den letzten Minuten. Big Smith wußte nicht viel über Vampire, eines allerdings war ihm schon klar. Vampire atmeten nicht, denn sie lebten nicht wie Menschen. Sie existierten einfach nur.
Aber sie brauchten Blut!
Dieser Gedanke war plötzlich in ihm und ließ sich auch nicht mehr vertreiben. Blut eines Menschen, sein Blut. Sie würde ihn anfallen, um ihn leerzutrinken.
Angelas nächste Frage deutete darauf hin. »Du weißt Bescheid?« flüsterte sie.
»Geh weg, verdammt! Geh vom Wagen weg!«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich gehe nicht. Ich habe von einer Rache gesprochen, und diese Rache werde ich voll durchziehen. Nicht ich bin das Opfer, sondern du, big Smith.« Mit einer locker anmutenden Bewegung stieß sich Angela vom Wagen ab. Sie lächelt wieder, aber nur, um ihre Zähne zu zeigen.
Dann ging sie auf den Mann zu.
Locker, überhaupt nicht verkrampft, und das Lächeln blieb auf ihren Lippen. Die beiden Vampirzähne schimmerten gelblich. Sie waren ein gefährliches Omen.
Big Smith wußte nicht, was er unternehmen sollte. Er suchte verzweifelt nach einem Ausweg, aber alle Wege waren ihm versperrt. Um das Tor zu öffnen, hätte er an die Fernbedienung gelangen müssen, die wiederum lag im Wagen, für ihn unerreichbar.
Er wich trotzdem zurück.
Wollte Distanz zwischen sich und diesem menschlichen Monstrum bringen. Nur nicht an sich herankommen lassen. Wenn sie ihn einmal gepackt hielt, war es schwer, wieder loszukommen.
Und dann sah er in ihrer Hand die Waffe. Sie hatte sie bisher verborgen hinter ihrem Rücken gehalten. Nun trug Angela sie offen. Es war ein recht langer Gegenstand oder eine etwas zu kurz geratene Lanze. Er glich auch einer Rute, aber Ruten zeigten vorn keine Spitzen, wie diese Waffe hier.
Ein gefährliches, langes und auch nicht eben dickes Messer. Ein tödliches Instrument, das Angela mit der Sicherheit einer Könnerin handhabte.
Sie lachte dabei, während sie die Waffe kreisförmig von einem Fingerspalt zum anderen
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