Höllenbote Angela
gleiten ließ. Die helle Spitze reflektierte das Licht der Taschenlampe, so daß es aussah, als würden kleine Eisstücke durch die Luft fliegen.
»Ich werde dir das geben, das du verdient hast, Big Smith. Ich werde dich mit dieser Waffe aufspießen. Ich will sehen, wenn das Blut aus der Wunde spritzt, und ich werde es mit dem größten Vergnügen trinken. Du brauchst keine Angst davor zu haben, daß ich dich mit meinen Zähnen anfallen werde. Das könnte ich tun, aber ich werde sehr flexibel sein, mein Lieber.«
Big Smith ging noch immer zurück. Er schüttelte den Kopf, weil er nicht begreifen konnte, daß der Knochenmann seine Hände bereits nach ihm ausgestreckt hatte. Zwar hielt er seinen Revolver fest, doch darauf konnte er sich nicht mehr verlassen. Beide Treffer hatten keinen Erfolg gebracht.
Er hob die Waffe trotzdem an. Mit beiden blanden hielt er sie fest, weil er ein Zittern vermeiden wollte, was ihm leider nicht gelang. Angela kam näher. Sie bewegte ihre kurze Lanze noch immer, und das lenkte den Mann ab.
»Hau ab, verdammt!« brüllte er wie selten in seinem Leben. »Hau endlich ab!«
Sie tat es nicht. Sie ging weiter. Schritt für Schritt. Locker, aber nicht schnell.
Er feuerte wieder.
Diesmal hatte er auf den Kopf gezielt. War aber zu fahrig gewesen, um ihn zu treffen. Die Kugel raste an der rechten Seite vorbei und schlug in die Wand.
Angela lachte. Es lenkte Big Smith ab, was eine Feindin auch beabsichtigt hatte. Jetzt war sie an der Reihe. Plötzlich sprang die Waffe von der linken in ihre rechte Hand. Noch aus der Bewegung heraus schleuderte sie die kurze Lanze nach vorn.
Big Smith konnte nicht mehr ausweichen. Etwas raste in seine Brust hinein und verursachte dort ein wahnsinniges Brennen. Er stand noch auf den Beinen, was ihn wunderte, aber er hielt den Blick gesenkt und schaute nach unten.
Aus seiner Brust ragte der Schaft hervor. Das Metall glänzte dabei wie frisch poliert. Er sah sogar noch einen Teil seines Gesichts als Spiegelbild darin.
Nichts, gar nichts konnte er tun. Er merkte, wie die Kraft seinen Körper verließ. Wie alles an ihm so unnatürlich schwer wurde. Selbst die Waffe und auch die Taschenlampe konnte er nicht mehr halten. Beide fielen zu Boden.
Und auch er konnte sich nicht mehr halten. Big Smith wunderte sich nur darüber, daß alles so langsam ging, als sollte er jede Sekunde genießen, die ihm noch blieb.
Mit dem rechten Bein knickte er ein. Das linke folgte sofort. Dann prallte er auf den Rücken und wunderte sich noch darüber, daß er dabei keinen Schmerz verspürte.
Er sah Angela. Sie kam langsam näher. Für ihn schien sie zu schweben. Er konnte nicht mehr klar sehen, die Umgebung und auch Angela verwischten. Alles in seiner Nähe war zu einem Zerrbild geworden, aus dem sich nichts mehr klar hervorschälte.
Sie blieb stehen und schaute auf den Mann herab, aus dessen Brust der Schaft der spitzen Waffe ragte.
Big Smith stierte hoch. Seine Augen waren zu runden Glotzkreisen geworden. Der Mund stand offen. Auf der Zunge spürte er den Geschmack von Blut. In seiner Kehle drückte ebenfalls etwas. Es kam ihm vor, als würde Blut in die Hohe gepumpt, weil die Lanze eben eine so tiefe Wunde in seinen Körper gerissen hatte.
Angela beugte sich vor. Sie streckte die Hand nach ihrer Waffe aus, berührte sie, ließ sie aber noch in der Brust stecken. Dann schüttelte sie den Kopf. Der Mann bekam es mit, er war noch nicht tot, aber dieses Kopfschütteln sah für ihn nicht normal aus. Das Gesicht der Killerin schien sich in eine Gummimasse aufzulösen.
Sie sprach noch einmal. Big Smith hörte ihre Stimme. Sie klang meilenweit entfernt. »Ich habe dir von meiner Rache erzählt, mein Freund. Und du bist der erste, der von ihr betroffen ist. Wir bleiben in Verbindung, auch wenn du tot bist. Ich werde dein Blut trinken, aber ich werde dich nicht zu einem lebenden Toten machen. Dieses gütige Schicksal hast du nicht verdient. Du sollst ein für allemal von dieser Erde ausradiert werden, mein Freund.«
Antworten konnte er nicht. Das Sterben erwischte Big Smith schubweise. Er bekam die andere Macht deutlich mit, die bei ihm die Oberhand gewann. Zudem wunderte er sich darüber, daß er keinen großen Schmerz empfand, obwohl die Waffe in seiner Brust steckte.
»Ich will dich noch nicht tot sehen!« flüsterte die Killerin und zog sofort danach die Waffe aus der Brust des Mannes hervor.
Der Mund und das Gesicht des fast Toten zuckten. Ein wahnsinniger Schmerz
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