Höllenbote Angela
tatsächlich drang nicht mehr als ein Röcheln aus seiner Kehle, und er merkte auch, daß noch seine Haare auf dem Kopf wuchsen, denn die Klaue ließ den Schopf nicht los.
Sie wuchtete den Mann herum.
Wieder kippte Abe Douglas. Diesmal fiel er zur Seite hin. Zum erstenmal spürte er, daß er seine Waffe nicht mehr in der Hand hielt. Er hatte sie verloren. Sie mußte irgendwo im Gras liegen.
Die Blutsaugerin machte weiter. Sie griff jetzt mit beiden Händen zu und wuchtete ihn auf den Rücken, in eine für sie günstige Lage. Abe Douglas spürte, wie er mit dem Hinterkopf aufschlug. Noch immer brannten seine Augen. Noch immer war die Sicht schlecht, aber die beiden Zähne der Untoten schimmerten wie zwei bösartige Dolche aus dem Oberkiefer hervor.
Da sollte Blut getrunken werden. Sie war bereit. Sie wollte ihn leersaugen. Ihre Lippen zuckten, und sie kniete wieder auf Abes Körper. In dieser Haltung genoß sie den wehrlosen Anblick des Mannes und ergötzte sich daran.
Hunger und Durst nach Blut. Sie hatte beides, und sie stand so dicht vor ihrem Ziel. Es war alles so schnell gegangen, obwohl Abe das Gefühl hatte, Stunden verloren zu haben. Er wußte jetzt, daß er sich wehren mußte. Er konnte und durfte sich nicht wehrlos dieser Bestie ergeben. Dazu war er nicht der Typ.
Aber die Luft fehlte ihm. Er litt unter den Nachwirkungen. Riß den Mund weit auf, wollte einatmen, und in diesem Augenblick senkte die Blutsaugerin den Kopf.
Gar nicht mehr schnell, auch nicht zuckend. Sie tat es langsam, beinahe schon genußvoll. Der Mund stand offen.
Für Abe, der direkt hineinschaute, war er wie das Tor des Todes. Der Eingang in die Welt der Schatten, in der es kein Leben mehr gab, nur noch die ewige Dunkelheit.
Sie beugte sich tiefer.
War bißbereit.
Und dann hörten beide die Stimme. »Laß es lieber, Angela. Meine Waffe zielt auf deinen Kopf, und sie ist mit geweihten Silberkugeln geladen…«
***
Suko hatte die Worte gesprochen, und er hatte auch bis zu einem bestimmten Zeitpunkt gewartet, um auf Nummer Sicher zu gehen. Natürlich hätte er schon schießen können, doch bei diesen schlechten Sichtverhältnissen wäre ein Treffer nicht garantiert gewesen. Aus den Wolken rann eine Mischung aus Regen und Schnee, die ein gutes Sehen fast unmöglich machte. Jetzt aber stand er nur zwei Schritte vom Schauplatz des Geschehens entfernt, hielt beide Arme gesenkt, ausgestreckt, und seine Hände umklammerten den Griff der Beretta.
Es fehlte nicht mehr viel, und die beiden Zähne wären in den Hals geschlagen. Auf halber Strecke war die Blutsaugerin erstarrt. Da bewegte sich auch nichts in ihrem Gesicht. Sie wirkte wie eine Person, die noch darüber nachdachte, weshalb sie überhaupt in eine solche Lage hatte hineingeraten können.
Suko sprach weiter. »Du wirst ihn jetzt loslassen, langsam aulstehen und zur Seite treten. Ich schwöre dir, daß dies kein Bluff ist, Angela.«
Die zuvor starre Blutsaugerin bewegte sich wieder. Es fing bei ihrem Kopf an, den sie leicht in die Höhe hob. Ihr Blick machte die Bewegung mit, und so konnte sie schräg in die Höhe schielen. Sie mußte einfach in die Mündung der Beretta hineinschauen.
»Silberkugeln«, flüsterte Suko. »Geweihtes Silber, Angela. Du weißt, was das für einen Vampir bedeutet.«
»Ja, das weiß ich!«
»Sehr gut. Dann tu nur, was ich dir sage. Es ist einzig und allein in deinem Sinne…«
Sie blieb noch hocken, senkte den Blick, als wollte sie von Abe Douglas Abschied nehmen, der sich wieder einigermaßen gefangen und auch seinen Humor zurückgewonnen hatte.
»Suko, für diese Tat werde ich dich in meinem Testament bedenken.«
»I last du es schon geschrieben?«
»Noch nicht.«
»Dann solltest du dich beeilen.« Trotz des lockeren Dialogs ließ sich Suko nicht ablenken. Er wußte, daß das tödliche Spiel noch nicht beendet war. Es ging weiter, und wenn ihm der kleinste Fehler unterlief, war Angela die Siegerin.
Ihre Kleidung bestand aus Stiefeln, aus Leder und Fetzen ihres Leichenhemds. Suko sah auch einen Gürtel, der eng um ihre Taille geschnürt worden war. Hinter den Gürtel hatte sie ihre Waffe geschoben, ein langes Messer oder eine kurze Lanze. Das konnte man sehen, wie man wollte. Sie stand auf.
Suko bewegte die Waffe zu einer bestimmten Seite hin. Angela Sarti verstand den Befehl. Sie ging von Abe Douglas weg. Nach zwei seitlich gesetzten Schritten durfte sie stehenbleiben.
Der G-man rollte sich über den Boden. Auf den Bauch liegend stemmte
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