Höllenfracht
standen ihr zur Verfügung, aber sie starrte ausschließlich auf zwei suchende Wellen entlang einer Linie auf ihrem Warnbildschirm. Ihre Hände lagen flach auf ihren Schenkeln, Handflächen nach unten, obwohl die steilen Neigungswinkel des Old Dog in den Kurven sie sonst immer nach den Armlehnen ihres Schleudersitzes greifen ließen.
Die Radiosignale der beiden Radars hypnotisierten sie. Das erste Radar sandte einen kratzigen, piependen Ton aus, fast wie das Jiepen eines Seehundes. Es hatte als Signal mit Pausen begonnen, aber mittlerweile kam es bereits doppelt so rasch Indien-Band-Suchradar auf engem Sektor, direkt auf sie gerichtet. Das zweite Radar piepte in einer höheren Tonlage. Es verriet einen Golf-Band-Höhenpeiler, der Höhenwerte an einen Leitcomputer für Boden-Luft-Raketen übermittelte.
Das computerkontrollierte Warn-Analyse-Gerät konnte sich offensichtlich nicht entscheiden, was es war. Es wechselte pausenlos zwischen den Anzeigesymbolen »2« und »3«, was strategische Raketen vom Typ SA-2 bzw. SA-3 bedeutete, die üblicherweise für Eindringlinge in großer Höhe bestimmt waren. Einige SA-2-Systeme auf Schiffen oder in entlegenen Stationierungsgegenden waren mit nuklearen Sprengköpfen bestückt. Diese Raketen waren aber kaum gegen Eindringlinge in Niedrighöhe geeignet. Trotzdem war der Old Dog mitten in ihrer tödlichen Reichweite.
»Alle Radars auf Bereitschaft«, meldete Luger, der sowohl seine wie McLanahans Geräte noch einmal kontrollierte. Er blinzelte überrascht angesichts des Druckhöhenmessers - der minus sechs Fuß anzeigte. Er verglich das mit dem Radarhöhenmeter auf McLanahans Monitor. Dieser stand unverrückbar auf hundert Fuß. Hundert Fuß!
Wenn der COLA-Computer sich nicht selbst korrigierte, würden sie schon bei einer Kurvenneigung von nur zwanzig Grad mit der Flügelspitze ins Wasser eintauchen!
Mit etwas zittriger Hand korrigierte er seinen Druckhöhenmesser, bis dieser hundert Fuß anzeigte. Er konnte fast das Wasser unter sich aufschäumen sehen, über das sie mit sechshundert Fuß in der Sekunde hinwegbrausten. Aber was konnte er schon machen? Er konnte seine Instrumente überwachen und warten, mehr nicht.
»Wendy?«
»Ja?«
»Wendy«, schrie McLanahan über den Bordfunk, »Wendy.
Antworten Sie mir ...«
»Patrick, ich...« Sie schloß die Augen und konzentrierte sich auf seine Stimme. Dann öffnete sie die Augen wieder, holte tief Luft und sah voll konzentriert auf ihren Monitor.
»Ständige Verfolgung und Überwachungssignale«, meldete sie.
Ihre Stimme war wieder fester geworden. »Wir werden überwacht, aber keine Anzeichen von Beschuß oder Zielanflug.«
Elliott beobachtete die winzige Ansammlung von Lichtern in der Ferne. Plötzlich sah er einen schmalen, scharfen und hellen Lichtstrahl, der aus einem Randbezirk der Stadt aufleuchtete.
»Raketenstart! SA-2!« rief Wendy.
»Ich sehe es!« antwortete Elliott.
»Ich habe den Leitstrahl abgeschaltet.« Wendy stellte sorgfältig die Störfrequenzen ein, so als reguliere sie die Schärfe eines Mikrofons.
Dann warf sie einen schnellen Blick nach oben auf die Anzeigeskala ihres Radarhöhenmessers. »Wie sieht es aus?«
»Kommt direkt auf uns zu«, sagte Ormack.
»Drehen Sie hart in seine Bahn, General!« rief Wendy.
»Hinein?? Das wird -«
»Los, tun Sie, was ich sage!« forderte Wendy den General über Bordfunk auf. Der Old Dog rollte in eine steile Kurve nach links.
»Ich seh' sie noch... warten Sie!« Elliotts Stimme war plötzlich sehr viel entspannter. »Es ist der Schwanz der Rakete. Sie ist weg.
Sie ist hinter uns vorbei...«
»Ziehen Sie wieder nach rechts. Maximalneigung, voller Einsatzschub.«
Elliott folgte Wendys Anweisung ohne Zögern.
»SA-2-Signal«, meldete sie gleich darauf. Ihre Hände flogen über die Kontrolltafel. »Anti-Radar-Rakete eins programmiert und startbereit.«
Angelina überprüfte ihre Schalter und beobachtete ihre Anzeigetafeln, während eine HARM-Rakete sich im Bombenschacht in die untere Abschußposition drehte. »Fertig.«
Wendy drückte auf den FEUER-Knopf. Die Fiberstahlklappen des Bombenschachts gingen auf, und die erste HARM-Rakete zischte hinaus in den Fahrtwind. Die Abschußtrommel rotierte automatisch die nächste HARM in die Abschußposition.
»HARM sicher auf Zielkurs«, meldete Wendy. »SA-2-Rake-
tenalarm... HARM immer noch auf Kurs ... Akuter SA-2-
Raketenalarm.« Und dann begannen die beiden Warnsignale RAKETENALARM und das der
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