Höllenfracht
Minuten kamen sie vor dem Stacheldrahtzaun zum Stehen, der den weißen Tank umgab.
»Ist das der Tank?« fragte der Sergeant und zwängte sich mühsam aus dem stählernen Inneren des gepanzerten Raupenfahrzeugs nach draußen. »Ein Tank mit Heizöl? Was sollten denn Ihre Terroristen mit einem Tank voller Heizöl anfangen wollen?«
»Weiß ich doch nicht«, gab Serbjentlow verärgert zurück.
»Jedenfalls haben sie mich mit vorgehaltener Waffe gezwungen, den Tankwagen damit zu füllen. Ich bin eben noch mit dem Leben davongekommen. Sie bewachten mich mit drei Mann und ... mit Maschinengewehren ... aber es gelang mir zu entkommen ...«
»Genosse Sergeant.« Einer der Milizleute deutete auf Spuren im tiefen Schnee. Gascheti prüfte sie.
»Hm. Wirklich ziemlich frisch ...« Und dann hörte er es auf einmal. Das diffuse Röhren von Jet-Triebwerken. Er wandte sich an Serbjentlow. »Ist das ein Flugzeug? Ich wußte nicht, daß zu dieser Jahreszeit hier Flugzeuge sind.«
Serbjentlow lauschte und wurde blaß. »Nein, nein, es ist nicht ein einziges Flugzeug hier. Das müssen die Terroristen sein ... die englischen Terroristen.«
Angelina war vom rechten Tragflächenende auf das Dach des Zadjiv -Lieferwagens hinuntergestiegen. McLanahan stand oben auf dem Rumpf direkt hinter den Ausstiegsluken für die Schleudersitze, um Schnee und Eis von dem Stutzen des mittleren Tanks zu kratzen und den Deckel wieder aufzuschrauben. Luger, der sein rechtes Bein mehr nachzog, als daß er mit ihm ging, zerrte den Tankschlauch zurück zum Tankwagen.
Wendy war aus der unteren Luke des Old Dog gesprungen, um nach den anderen Besatzungsmitgliedern zu sehen, als sie das große, gedrungene Fahrzeug heranrollen und an einem der Hangars, die um ihren Standplatz herum standen, zum Stehen kommen sah. Ihr Herzschlag setzte kurz aus. Das war ein russisches Panzerfahrzeug.
Und oben hinter dem Schild der Bordkanone saß ein russischer Soldat.
»Patrick«, schrie sie atemlos und deutete mit dem Finger in die Richtung des Fahrzeugs. »Da drüben ...«
»Janimnogah simja«, fluchte Gascheti, als der Fahrer seines Panzerwagens auf die Bremse trat. »Schto esta?« Was er und seine Leute in dem dämmrigen, drei Monate dauernden Zwielicht sahen, war ein riesiges, schwarzes Ungetüm mit Schwingen, mit einer langen, zugespitzten Nase und ganz unverhältnismäßig großen Tragflächen.
»Etaht samoljot?« fragte einer der Milizsoldaten. »So ein Flugzeug habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.«
»Ohne Kennzeichen, ohne Embleme«, meinte ein anderer. »Das muß irgendein Erprobungsflugzeug sein ...«
»Das ist es«, rief Serbjentlow. »Das ist ihr Flugzeug. Das ist das Flugzeug, das ... in das mich die Terroristen beinahe zwangen. Ihr müßt sie aufhalten. Zerstört es -«
»Nun nehmen Sie sich mal zusammen, Serbjentlow!« Gascheti sprang aus dem Panzerwagen. »Wer sagt denn, daß das nicht ein Erprobungsflugzeug von uns ist? Wir haben auch welche, verstehen Sie! Korporal, verständigen Sie den Milizchef Wjarelski. Sagen Sie ihm, hier auf dem zentralen Parkplatz des Flugplatzes steht ein unidentifiziertes Flugzeug. Ich werde jetzt mit der Besatzung Kontakt aufnehmen. Alle anderen bleiben hier.«
Luger warf den Schlauch so weit er konnte vom Fahrwerk des Old Dog weg. »Pat, Angelina! Wir bekommen Besuch!«
Angelina hatte Wendys Warnung gehört und den Panzerwagen gesehen. Sie kletterte von dem Zadjiv und rannte zur unteren Einstiegsluke. McLanahan schraubte den Tankdeckel vollends zu und rutschte dann vom Rumpf herunter auf die rechte Tragfläche.
Als er aus dem Panzerwagen einen russischen Soldaten aussteigen sah, ließ er sich zwischen den beiden Triebwerken hinunter in den Schnee gleiten.
Ormack, der gerade dabei war, den halb bewußtlosen General in einem der Notlandesitze im Oberdeck anzugurten, hatte ebenfalls Wendys Ruf gehört. Er ließ den General los, sprang in den linken Sitz und sah aus dem Fenster. Tatsächlich, da stand der Panzerwagen!
»O verdammte Scheiße!« schrie er. »Wendy, scheuchen Sie alle sofort an Bord!« Er drückte die Tragflächenklappen voll auf UNTEN und sah ungeduldig auf seine Treibstoffanzeigen, während er die Leitungshähne vom Rumpfhaupttank zu den Triebwerken öffnete.
Dann schob er den Gashebel von Triebwerk vier auf neunzig Prozent, beugte sich hinüber zum Kopilotensitz und zog dort den Starter des Triebwerks fünf, wobei er die Auspuffluft des laufenden Triebwerks vier zum Anlaufen
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