Höllenfracht
gut wie überzeugt, daß dieser Super-Laser existiert und eine Bedrohung der Sicherheit der Vereinigten Staaten darstellt.«
Karmarow vermochte Brents Blick nicht standzuhalten. Als Brent die beginnende Unruhe des Botschafters bemerkte, schlossen sich seine Finger unwillkürlich etwas fester um sein Cognacglas.
Verdammt noch mal, dachte er. War das am Ende vielleicht sogar wahr? War es denn möglich ... ?
Karmarow hatte sich rasch wieder in der Gewalt. »Sie müssen Ihre Regierung - und ich bitte Sie sehr darum, Herr Minister - davon überzeugen, daß die UdSSR ernsthaft und fest den dauerhaften Frieden und die totale Befreiung der ganzen Erde von allen Nuklearwaffen anstrebt. Und dieses Ziel darf durch nichts gefährdet werden!«
»Ich bin hierhergekommen«, entgegnete Brent, »um Ihnen zu versichern, daß ich alles Menschenmögliche tun werde, um einen Abrüstungsvertrag zustande zu bringen, der wirklich funktioniert.
Aber ich muß Sie auch davon informieren, was im Gange ist. Es ist davon die Rede, Ihrem sogenannten Killer-Laser mit einem unserer eigenen - Objekte zu begegnen. Ich bin nicht ermächtigt, Details darüber zu erwähnen, aber -«
»Ice Fortress!« sagte Karmarow unvermittelt. »Die bewaffnete Raumstation! Die haben Ihre Militärs doch wohl im Sinn, nicht wahr?«
Brent seufzte. »Wie ich schon sagte, ich bin nicht befugt, darüber zu sprechen -«
»Aber darum geht es doch, nicht wahr?« In Karmarows Gesicht stieg jäher Zorn auf. »Marshall, Sie wissen doch ganz genau, daß die Stationierung von Ice Fortress eine klare Verletzung des Vertrags von 1972 über die Begrenzung ballistischer Flugkörper wäre. Und eine Verletzung der Vereinbarung von 1982 über die Entmilitarisierung des Weltraums. Es wäre ein Schlag ins Gesicht für alle unsere Abrüstungsbemühungen. Der pure Wahnsinn!«
»Führende Kreise unseres Militärs sind von der Existenz eines Killer-Lasers auf Ihrer Seite überzeugt«, beharrte Brent. »Auch dies wäre eine Verletzung ...«
Aber Karmarow unterbrach ihn hitzig. »Ein solches Gerät - sollte es zu unseren Lebzeiten wirklich Realität werden - ist keine Verletzung des ABM-Vertrags! Dieser Vertrag erwähnt an keiner Stelle derart exotische Geräte. Weil sie nämlich nur in der Phantasie einiger aufgeregter Wissenschaftler und Physiker existieren. Und warum sollte man einen Vertrag über Dinge schließen, die überhaupt nicht denkbar sind?«
Der immer erregter werdende Ton Karmarows und die angespannte Faust, mit deren Knöcheln er seine Worte, auf den Tisch klopfend, unterstrich, drangen in Brents Ohren wie das Echo von den Steilwänden eines Canyons. »Die Vereinbarung über die Entmilitarisierung des Weltraums«, fuhr Karmarow fort, »bezieht sich außerdem naturgemäß nicht auf irdische Verteidi-gungseinrichtungen. Sie verbietet ausdrücklich allein die Stationierung jeglicher Art von Waffen im Weltraum. Es kann doch nicht sein, daß Ihr Land nun wirklich auf diese Ice-Fortress-Idee zurückkommt! Es kann einfach nicht sein!«
»Ich«, sagte Brent, »habe keine Entscheidung in dieser Richtung getroffen und auch keiner anderen zugestimmt. Ich kann Ihnen allerdings bestätigen, daß es diverse Bestrebungen dieser Art gibt.«
Er sah Karmarow direkt an und wartete einen Moment, wie um seinen Worten noch größeren Nachdruck zu verleihen. »Der Laser wäre tatsächlich eine Bedrohung, Dmitri«, sagte er. Seine Stimme klang, als käme sie aus der Tiefe eines Brunnens. »Können Sie denn nicht irgendeinen Weg finden, den maßgeblichen Leuten meiner Regierung zu versichern, daß ihre diesbezüglichen Befürchtungen grundlos sind? Wie wäre es zum Beispiel, wenn Sie eine Art Präsentation veranstalteten, was für Forschungen dort stattfinden?
Oder wenn Sie zumindest eine etwas detailliertere Beschreibung gäben? Irgend etwas. Nur bringen Sie die Säbelraßler zum Schweigen ...«
»Ich kann wenig zusagen«, sagte Karmarow.
»Wir müssen alles versuchen, Dmitri«, antwortete Brent. Er stand auf und ergriff Karmarows Hand. »Die Zukunft - die Zukunft unserer Kinder - kann davon abhängen.« Dann ließ er die Hand des Botschafters langsam wieder los, nickte ihm kurz zu und verließ den Raum.
Karmarow sah ihm nach und setzte sich dann wieder auf einen der dickgepolsterten Lederstühle. Ganze zwei Minuten lang rührte er sich nicht. Schließlich klingelte er nach Andrina Asserni.
»Wissen sie es?« fragte sie, als sie eingetreten war.
»Sie vermuten es. Wie auch nicht?«
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