Höllenfracht
hatte, war es bisher noch niemals soweit gekommen, daß einer dem Präsidenten zur letzten Zustimmung vorgelegt werden mußte.
Nachdem er die Karte mehr überflogen als studiert hatte, begab sich der Präsident zu seinem Platz am Kopf des ovalen Tisches.
Curtis beobachtete ihn genau, während sich alle anderen Anwesenden ebenfalls setzten. Der Präsident hatte dunkle Ringe unter den Augen. Er war merklich schmaler geworden, und seine Schultern hingen müde herab.
Auch für die anderen alle war es eine immense Belastung, weil dieser Präsident so sehr von seinen außenpolitischen Ratgebern abhängig war. Ging es um innenpolitische Themen, war er außerordentlich tatkräftig und sachkundig, und er war im eigenen Lande auch außerordentlich populär. Aber mit dem Ausland war das anders. Er und sein ganzes Kabinett hatten die Welt mit Nachdruck davon zu überzeugen versucht, daß die Sowjetunion die Vereinigten Staaten bedrohe und sich bemühe, einen Konflikt zu provozieren.
Aber er hatte nur sehr wenige davon überzeugen können, vorwiegend nur deshalb, weil die meisten sich vor der Wahrheit fürchteten. Vor deren logischen Konsequenzen scheuten sie alle zurück. Allein der verbale Krieg hatte auch Außenminister Marshall Brent sehr mitgenommen. Seine übliche Gepflegtheit in Auftreten und Aussehen und seine Tatkraft hatten bereits merklich gelitten.
Und nun hatte dieser Laser ein weiteres Todesopfer gefordert. Der Präsident sah sich nun genau der Situation gegenüber, die er immer am meisten gefürchtet hatte - der Notwendigkeit eines direkten Angriffs auf Kawaschnija. Kawaschnija, UdSSR ...
Jetzt waren außer dem Kabinett der Nationale Sicherheitsrat und die Chefs der Vereinigten Stäbe versammelt. Sie hatten alle zuvor schon gesondert getagt, und der Zweck der jetzigen gemeinsamen Sitzung war die Vorlage des Planes, zu dem sie sich entschlossen hatten.
»Also, packen wir es an«, sagte der Präsident mit einer auffordernden Geste an den Chef der Vereinigten Stäbe. General Wilbur Curtis nickte und erhob sich.
»Ja, Sir.« Er begann mit seinem Vortrag. »Zwei B-1-Excalibur-Maschinen des neuen Zehnten Bombergeschwaders in Ellsworth werden diesen Auftrag ausführen. Sie sind gestern von ›Traumland‹, wo sie umgebaut und umgerüstet wurden, zu ihrer Basis nach Ellsworth geflogen worden. Beide wurden dort mit zwei infrarotgesteuerten AGM-130- Striker -Bomben ausgerüstet. Ihrer Anordnung entsprechend, Sir. Es handelt sich um die größte nichtnukleare Abschreckungswaffe unseres gesamten Arsenals. Mit Hilfe eines kleinen montierbaren Raketentriebwerks kann diese Bombe nach Abwurf aus geringer Höhe noch bis zu fünfzehn Meilen weit fliegen. Ihre Explosivkraft entspricht der einer Tonne TNT. Der Bomberschütze kann sie mit Hilfe eines eingebauten Fernsehauges direkt ins Ziel lenken. Auch mit Hilfe eines Infrarotsuchers kann sie ein Ziel direkt verfolgen und erreichen.«
»Zwei Striker -Bomben, sagten Sie, General?«
»Als zusätzlicher Sicherheitsfaktor, Sir. Jeweils zwei Bomben sind auf ein Ziel angesetzt. Falls die erste ein Blindgänger ist, wird die zweite, die nur Sekunden später einschlägt, das Ziel mit Sicherheit zerstören. Explodiert aber bereits die erste planmäßig, dann wird die zweite durch die Explosion mitzerstört. Das zweite Flugzeug ist eine weitere Sicherung, daß das angeflogene Ziel wirklich getroffen und zerstört wird; und außerdem hat es die zusätzliche Aufgabe, die Luftverteidigung unschädlich zu machen.«
Eine Welle von Unruhe lief durch den ganzen Raum. Selbst diejenigen, die die ganze Kawaschnija-Krise von Anfang an miterlebt hatten, fühlten sich bei diesem Bericht unbehaglich.
Schließlich sprach Curtis nicht von einer Übung oder einer sonstigen Simulation.
»Beide Bomber sind mit den Anschlüssen für den Standard-Code ausgestattet worden«, fuhr Curtis fort. »Wir behandeln die Striker praktisch genauso wie eine Atomwaffe, das heißt, sie kann nur gezündet und abgeschossen werden, wenn dafür ausdrückliche Befehle von Ihnen, Sir, vorliegen, die über Satellit oder normal über UHF übermittelt und in diese Anschlüsse eingespeist werden.
Fliegen werden zwei der erfahrensten Excalibur-Besatzungen. Sie sind informiert und einsatzbereit.«
Nach einer kurzen Pause fuhr Curtis fort: »Die Flugroute wird der auf diesem Plan hier entsprechen.«
Er deutete auf die computergeschriebene Wandprojektion. »Von Ellsworth aus werden sie Kanada und Alaska überfliegen. Sie
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