Höllenfracht
Laserschuß, der die Stäbe entlang lief und dann in alle Richtungen ausstrahlte. Jeder Gegenstand in hundert Meilen Umkreis vom Satelliten wurde so binnen Millisekunden ins pure Nichts bombardiert. Die Explosion würde selbstverständlich auch den Satelliten selbst pulverisieren, aber die fürchterliche Energiebündelung dieses Röntgen-Laser-Schusses vernichtete gleichzeitig auch Dutzende, vielleicht Hunderte ICBMs oder Sprengköpfe zugleich - eine sehr potente Vorrichtung also, und eine, wenn sonst nichts, auch recht kosteneffektive ...
Seedeck wußte eine Menge über die Röntgen-Laser-Satelliten, die von Ice Fortress aus eingesetzt werden sollten. Die Atlantis hatte schließlich fünf davon in ihrer Frachtzelle. Und es war genau sein Job, sie hierher in das Startsilo von Ice Fortress umzuladen.
Er hakte sein Kabel an den Mittelzylinder und wandte sich wieder in Richtung Atlantis. Während er Ice Fortress inspiziert hatte, war Bates in seinen Raumanzug geschlüpft und kam genau zu dem Zeitpunkt aus der Schleuse heraus, als Seedeck mit seiner Inspektion fertig war.
»Seedeck an Atlantis. Inventar sieht okay aus. Keine erkennbaren Mängel oder Schäden. Wir können jederzeit beginnen.«
»Verstanden«, antwortete Admiral Woods.
»Bates hier. Ebenfalls verstanden.« Bates war inzwischen in der Frachtzelle der Atlantis angekommen und hatte begonnen, die Behälter mit den teilweise zerlegten Ice-Forfress -Satelliten aus ihren Verankerungen zu lösen. Seine Aufgabe bestand darin, die Berge von Verpackungsmaterial von den Satelliten zu entfernen und dann die Einzelteile zusammenzubauen. Solange sie nicht wieder völlig zusammengesetzt waren, stellten die Satelliten keine eigentliche Nuklearwaffe dar, und diese tatsächliche »Bewaffnung« war auch erst möglich, wenn sie direkt in ihren Ice Forfress -Abschußsilos installiert waren.
Inzwischen war Seedeck zur Atlantis zurückgekehrt. Er manövrierte sich hinüber zur Kabelrolle und startete deren Motor, um das Kabel zu spannen. Er überprüfte noch einmal alle Kontrollen.
Eine Ausgleichstoleranzkupplung gewährleistete, daß das Kabel selbst bei geringen Entfernungsschwankungen oder Bewegungen zwischen Ice Fortress und Atlantis straff blieb, andererseits aber auch nicht riß. Ein Notauslöser warf auf Knopfdruck das Kabel von Ice Fortress ab, indem es den dortigen Haltehaken öffnete, wenn etwas Unvorhergesehenes dies nötig machte. Diesen Auslöserknopf konnte Bates im Frachtraum betätigen, Seedeck am Ice Fortress und Woods im Innern der Atlantis. Seedeck befestigte den Plastiksattel am Kabel, der an einer Teflonführung an ihm entlangrollen konnte.
»Hallo Atlantis, Führungshilfe fertig«, meldete er. Er schwebte vorsichtig hinüber zu Bates, bis er über ihm war. Bates tat eben die letzten Handgriffe am ersten Röntgen-Laser-Satelliten. Dessen Bleizink-Stäbe lagen an seinen Seiten noch nicht ausgefahren an. Er maß gut über drei Meter im Durchmesser und wog, jedenfalls auf der Erde, über eine Tonne. Aber Bates ging mit dem massiven Ding um wie mit einem Gummiball.
»Fertig!« Bates löste den letzten Haltegurt, der den Satelliten verankert hielt. Er stellte die Hydraulik an, so daß der Frachtzellenboden sich einige Zentimeter hob, und schaltete sie dann abrupt wieder ab. Nun schwebte der Satellit frei weiter aufwärts, hinaus aus dem Frachtraum und direkt in Seedecks wartende Arme.
Der packte ihn an einem Handgriff und schob ihn ohne Mühe zu dem Sattel. Als hätte er diese Prozedur schon sein Leben lang verrichtet, klemmte er den zylindrischen Satelliten auf den Sattel und schob ihn am Kabel entlang. Er war zwar schwerelos, aber trotzdem bemühte sich Seedeck, nicht zu vergessen, daß das Ding tausend Kilo wertvollsten Geräts repräsentierte. Einmal in Bewegung gesetzt, war es kaum noch zu stoppen. Er befestigte eine Sicherungsleine zwischen Sattel und Satellit, und so konnte nichts mehr passieren.
»Auf dem Weg zu Inventar mit Nummer eins«, meldete er. Bates mußte bei seinem Anblick unwillkürlich lächeln. Seedeck hatte sich etwas nach oben gezogen und sich auf den Satelliten gesetzt. Es sah aus, als säße er auf einer übergroßen Tam-Tam-Trommel. Er ritt auf dem Satelliten und hielt ihn mit Beinen und Knien fest. Ein Jockey auf fünfhundert Pfund hochexplosiven Sprengstoffs und achtundneunzig Pfund Uran! Ein Hauch von Rückstoß aus seiner MMU genügte und die beiden - Seedeck und Satellit - glitten an ihrer Seilbahn hinüber zur
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