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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Böse ist von außen gekommen.«
    » Weil der Teufel die Schlange ins Paradies geschickt hat? Glauben Sie all das?«
    » Nicht mein Glaube steht hier auf dem Prüfstand, oder? Was macht Ihnen Sorgen, Jack?«
    Nightingale lächelte wehmütig. » Das wollen Sie gar nicht wissen.«
    » Stellen Sie mich auf die Probe«, sagte der Pfarrer. » Von Raucher zu Raucher.«
    Nightingale seufzte. » Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, was eigentlich los ist, ob es real ist oder eine irrationale Angst.« Er zog an seiner Zigarette. » Ist es möglich, seine Seele zu verkaufen?«
    » Dem Teufel?«
    Nightingale nickte.
    » Das ist eine schwierige Frage«, meinte der Pfarrer. » Schwieriger als Geographie.«
    » Ist das Ihre Art zu sagen, dass Sie die Antwort nicht wissen?«
    » Ich versuche es mal«, sagte der Pfarrer und schnippte Asche auf den Weg.
    Er holte tief Luft. » Wir reden davon, unser Leben Jesus zu geben, also muss es auch fehlgeleitete Menschen geben, die sich selbst dem Bösen ausliefern.«
    » Und wäre ein solches Abkommen unwiderruflich?«
    » Ein Mensch kann immer seine Meinung ändern. Die Geschichte der Kirche ist voller Bekehrungen.« Er zog an seiner Zigarette. » Sieht so aus, als wäre ich wieder zum Raucher geworden.«
    » Einmal Raucher, immer Raucher«, sagte Nightingale. » Was, wenn es einen Vertrag mit dem Teufel gab?«
    Der Pfarrer blickte gequält drein. » Es geht eher um die Überzeugung, dass Jesus Christus unser HERR und Erlöser ist.«
    » Das verstehe ich, aber ich spreche nicht von einem Vertrag mit Christus. Ich spreche von einem Deal mit der anderen Seite. Der dunklen Seite. Was, wenn jemandes Seele dem Teufel versprochen wurde?«
    » Mir scheint, Sie nehmen das zu wörtlich, Jack«, sagte der Pfarrer. » Man schließt genauso wenig einen Vertrag mit dem Teufel wie mit Jesus. Es geht nicht darum, auf der gestrichelten Linie zu unterschreiben. Es geht um den Glauben.« Er warf seine Kippe zu Boden und trat sie mit dem Fuß aus.
    » Und Sie glauben an die Hölle?«
    » Als Idee?«
    » Als Ort.«
    Der Pfarrer lachte. » Tja! Ich hatte Ihnen doch gesagt, Sie sollen mir keine Fragen zur Geographie stellen.«
    » Sie verstehen sich darauf, Fragen auszuweichen«, sagte Nightingale. » Es wäre ein Albtraum, Sie zu verhören.«
    » Sind Sie Polizist?«, fragte der Pfarrer.
    » War ich einmal in einem früheren Leben«, antwortete Nightingale. » Also, gibt es jetzt eine Hölle oder nicht? Und falls es sie gibt, wo ist sie?«
    » Die Bibel nennt uns keine genaue Lage«, antwortete der Pfarrer. » Es handelt sich um einen Ort echter Qualen, der vielleicht einen konkreten Raum in diesem Universum einnimmt, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist die Hölle ein schwarzes Loch. Oder sie könnte in einer anderen Dimension existieren, an einem Ort, den wir nach unserem Tod betreten.«
    » Glauben Sie das?«
    » Ich glaube natürlich an Gott. Andernfalls hätte ich ziemliche Probleme mit meinem Beruf. Und ich glaube, dass wir aus diesem Leben scheiden, um bei Gott zu sein.«
    » Aber wo ist das?«, fragte Nightingale. » Wohin gehen wir?«
    » Ins Paradies«, antwortete der Pfarrer. » Das sagt die Bibel.«
    » Aber wo ist das Paradies?«
    Der Pfarrer lächelte. » Da haben wir es«, sagte er. » Es geht schon wieder um Geographie.« Er legte Nightingale eine Hand auf die Schulter. » Es tut mir leid, dass ich nicht alle Ihre Fragen beantworten kann. Ich weiß, wie frustrierend das sein kann. Für mich als Christ ist es nicht so wichtig, wo das Paradies ist, solange ich nur weiß, dass ich eines Tages dort sein werde.«
    » Da haben Sie vermutlich recht«, meinte Nightingale.
    » Die Kirche weiß nicht alle Antworten«, sagte der Pfarrer. » Man muss Vertrauen haben. Beim Glauben geht es um Vertrauen.«
    » Und das ist das Problem«, sagte Nightingale. » Ich habe im Moment ein bisschen wenig von beidem.«

19
    Mit nur einer Hand lenkend, zündete Nightingale sich eine Zigarette an. Der Pfarrer war keine große Hilfe gewesen, aber das hatte Nightingale eigentlich auch nicht erwartet. Er war nicht zum Friedhof gegangen, um spirituellen Beistand zu suchen. Ehrlich gesagt hatte er keine Ahnung, warum er das Bedürfnis empfunden hatte, dorthin zu fahren. Seine Fragen konnten nur seine Eltern beantworten, und die waren tot. Tot und begraben.
    Er kurbelte das Fenster des MGB herunter und stieß beim Fahren Rauchwolken aus. Es gab keinen Beweis, dass er wirklich adoptiert worden war. Vielleicht kam heraus,

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