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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Einzige, was wir von ihr kriegen, sind Rätsel und Hinweise. Natürlich weiß ich, dass sie wichtig für uns ist, dass es einen Grund für ihre Existenz gibt. Vielleicht finde ich eines Tages heraus, was dieser Grund ist.
    Ich habe genug geschrieben. Es ist zwanzig Minuten vor acht. Ich muss Jamie wecken und dann werden wir unseren Gastgeber kennenlernen. Han Shan-tung.
    Hongkong wartet auf uns. Es liegt da draußen im Dunkeln. Ich spüre, wie es mich ruft.
    Ich werde schon bald dort sein.

DER HERR DES BERGES
    Han Shan-tung war einer der beeindruckendsten Männer, die Matt jemals gesehen hatte. Er glich einer dieser bronzenen Buddhastatuen in einem chinesischen Tempel. Er hatte die gleiche Ausstrahlung, erweckte den gleichen Eindruck von Macht. Er war nicht wirklich fett, aber sehr massiv gebaut, ähnlich einem Sumo-Ringer. Man konnte sich gut vorstellen, wie er einem beim Händeschütteln jeden einzelnen Finger brach.
    Sein Haar war schwarz, das Gesicht rund, mit dicken Lippen und harten, misstrauischen Augen. Er war elegant gekleidet und sein Anzug – vielleicht Seide – sah sehr teuer aus. An einem seiner manikürten Finger trug er einen schmalen silbernen Ehering. Vor ihm auf dem Tisch lagen eine Schachtel Zigaretten und ein silbernes Feuerzeug - möglicherweise seine einzige Schwäche. Aber ihm würde sicher nie ein Gast einen Vortrag übers Rauchen halten. Alles an dem Mann, sogar die Art, wie er dasaß – bewegungslos und schweigend –, deutete darauf hin, dass er niemand war, dem man ungestraft widersprach. Er war es gewohnt, dass man ihm gehorchte.
    Trotzdem waren seine Umgangsformen angenehm. »Guten Abend«, sagte er. »Bitte nehmen Sie Platz.« Sein Englisch war perfekt. Er sprach jedes Wort sehr korrekt aus.
    Er saß im Speisezimmer am Kopfende eines langen Tisches, der groß genug für zehn Personen war, auf dem aber nur Gedecke für vier lagen. Der Raum war ebenso elegant wie der Rest des Hauses, mit deckenhohen Fenstern, die einen Blick auf eine hölzerne Terrasse und den dahinter liegenden Garten gewährten. Richard, Matt und Jamie nahmen ihre Plätze ein. Sofort glitt eine Tür an der Seite auf und zwei Frauen erschienen, schenkten Wasser ein und schüttelten Servietten auf.
    Der Mann wartete, bis sie wieder gegangen waren. »Mein Name ist Han Shan-tung«, verkündete er.
    »Ich bin Richard Cole.« Richard stellte erst sich vor und dann die Jungen. Er hatte entschieden, die Namen zu verwenden, die in ihren Pässen standen. »Das sind Martin Hopkins und Nicholas Helsey.«
    »Ich hätte gedacht, dass das Matthew Freeman und Jamie Tyler sind«, murmelte Shan-tung. »Und ich muss hinzufügen, dass es sehr unhöflich ist, einen Mann in seinem eigenen Haus zu belügen – aber ich werde darüber hinwegsehen, weil ich verstehen kann, dass Sie nervös sind. Ich darf Ihnen versichern, Mr Cole, dass ich alles über Sie drei weiß, vielleicht sogar mehr, als Sie selbst wissen. Andernfalls wären Sie nicht hier.«
    »Aber wir wissen nichts über Sie«, erwiderte Richard. »Deswegen sind wir lieber vorsichtig.«
    »Sehr klug. Nun, es wird mir ein Vergnügen sein, Sie ins Bild zu setzen. Aber zuerst sollten wir essen.«
    Wie auf ein Stichwort kehrten die zwei Frauen zurück, diesmal beladen mit Tabletts. Schweigend richteten sie ein chinesisches Abendessen an, aber zwischen den Fleischbällchen süßsauer, die Matt einmal aus dem China-Imbiss in Ipswich mitgenommen hatte, und diesem Essen lagen Welten. Die Gerichte wurden in rund einem Dutzend Porzellanschalen serviert – Fisch, Fleisch, Reis, Nudeln - und sie waren offensichtlich von einem hervorragenden Koch zubereitet worden. Matt stellte erleichtert fest, dass an seinem Platz ein Löffel und eine Gabel lagen. Han Shantung aß mit Stäbchen.
    »Ich muss mich entschuldigen«, begann er. Höfliches Geplauder war offensichtlich nicht sein Fall. Er fragte sie nicht nach ihrer Reise oder wie ihnen ihre Zimmer gefielen. »Dringende Geschäfte haben mich nach Amerika geführt. Der Zeitpunkt war ungünstig, weil er Ihre Ankunft verzögert hat. Und ich fürchte, dass ich schlechte Nachrichten bringe. Ich hatte gehofft, dass der Zweck Ihrer Reise heute Abend bei uns sitzen würde. Damit meine ich natürlich das Mädchen, Lin Mo.« Er fuhr eilig fort, bevor Richard ihn unterbrechen konnte. »Ihr nennt sie Scarlett Adams. Aber ich benutze den Namen, den sie trug, bevor sie adoptiert und in den Westen gebracht wurde.«
    »Woher wissen Sie von Scarlett?«, fragte

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