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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Unterschrift. Scarlett fragte sich, ob ihr Vater seine Sekretärin gebeten hatte, ihn zu tippen. Er selbst beherrschte nur das 2-Finger-Such-System und machte immer viele Fehler. Die Nachricht war sehr kurz.
     
Liebe Scarly,
    tut mir wirklich leid, Dir das anzutun, aber mir ist etwas dazwischengekommen und ich musste für ein paar Tage verreisen. Ich werde versuchen, Dich anzurufen, aber falls es nicht klappt, amüsier Dich gut, und wir sehen uns bald. Mach Dir bloß keine Sorgen. Ich erkläre alles, wenn wir uns treffen.
    Dad
     
    Sie ließ die Nachricht sinken. »Er schreibt nicht, wann er wiederkommt«, sagte sie.
    »Vielleicht weiß dein Vater es selbst nicht.«.
    »Aber ich bin doch nur seinetwegen hier!«
    Mrs Cheng breitete die Hände aus, als täte es ihr leid, doch in ihrem Gesicht war keine Spur von Bedauern zu entdecken. »Heute Nachmittag fahre ich mit dir dahin, wo dein Vater arbeitet«, versprach sie. »Wir fahren zu Nightrise und du wirst den Vorsitzenden des Unternehmens kennenlernen. Er kann dir Näheres sagen.«
    Karl hatte Scarletts Koffer in das freie Zimmer gebracht. Bisher hatte er noch kein einziges Wort gesagt. Nun wartete er an der Wohnungstür.
    »Du bist bestimmt müde«, sagte Mrs Cheng. »Ruh dich eine Weile aus. Nachher können wir die Stadt erforschen. Vielleicht möchtest du einkaufen gehen? Hier gibt es viele Geschäfte.«
    Scarlett wollte mit Audrey Cheng nicht einkaufen gehen. Anscheinend musste sie es mit ihr aushalten, bis Paul Adams zurückkam. Das war nicht fair. Hatte sie wirklich Mrs Murdoch gegen Mrs Cheng eingetauscht? Aber müde war sie tatsächlich. Sie hatte im Flugzeug kaum geschlafen und in London war es jetzt ungefähr Mitternacht.
    »Ich würde mich gern ein Weilchen hinlegen«, sagte sie.
    »Das ist eine gute Idee. Ich werde hier sein. Ruf mich, wenn du etwas brauchst.«
    Scarlett ging in ihr Zimmer. Sie zog sich aus, duschte und legte sich aufs Bett. Sie schlief sofort ein, die Dunkelheit senkte sich so schnell auf sie herab, als würde ein Rollo heruntergezogen.
    Wieder einmal kehrte sie in die Traumwelt, in die Wüste am Meer, zurück. Sie spürte das Wasser hinter sich, achtete aber sehr darauf, sich nicht umzudrehen. Sie erinnerte sich noch gut an die Kreatur, die aus den Fluten emporgestiegen war – der Drache oder was immer es sonst war –, und sie wollte das Ungeheuer nicht wiedersehen.
    Alles war sehr still. In ihrem Kopf pochte es. Etwas Merkwürdiges lag in der Luft. Sie hielt Ausschau nach den vier Jungen, die sie eine Zeit lang so gut gekannt hatte, und war enttäuscht, sie nirgendwo zu sehen.
    Etwas leuchtete rot.
    Sie schaute auf und sah wieder die Neonbuchstaben in ihrem Stahlrahmen. Sie blinkten an und aus und warfen ihren Schein auf den Sand. Aber es waren andere Worte. Als sie die Schrift das letzte Mal gesehen hatte, hatte dort SIGNAL EINS gestanden. Da war sie ganz sicher.
    Nun stand da SIGNAL DREI. Und das Symbol daneben, der Buchstabe T, stand jetzt auf dem Kopf.
     
    SIGNAL DREI
    SIGNAL DREI
     
    Was bedeutete das? Scarlett wusste es nicht. Aber hinter ihr, weit hinten im Meer, sah es der Drache, der es verstand. Sie hörte ihn heulen und wusste, dass er wieder auf sie zustürmte und immer näher kam, doch sie weigerte sich beharrlich, sich umzudrehen.
    Und dann stürzte er sich auf sie. Er war riesig, so groß wie die ganze Welt. Scarlett schrie auf. Dann konnte sie sich an nichts mehr erinnern.

DER VORSITZENDE
    Die Aussicht war unglaublich, das musste Scarlett zugeben. So etwas hatte sie noch nie gesehen.
    Es war Nachmittag an ihrem ersten Tag in Hongkong und sie stand vor einem riesigen Fenster im sechsundsechzigsten Stockwerk des Firmensitzes der Nightrise Corporation . Das Gebäude wurde The Nail genannt und sah tatsächlich aus wie ein gigantischer Nagel, den jemand an seinem Standort in der Queen Street in den Boden geschlagen hatte. Sie war im Büro des Vorsitzenden, einem so großen Raum, dass sie darin hätte Hockey spielen können, obwohl der Ball vermutlich in dem superdicken Teppich versunken wäre. An den Wänden hingen Gemälde von Picasso und van Gogh, die zweifellos echt waren.
    Von ihrem Aussichtspunkt aus erkannte Scarlett, dass die Stadt zweigeteilt war. Sie befand sich auf Hongkong Island, umgeben von den exklusivsten Geschäften und Hotels. Doch vom Fenster aus konnte sie quer über den Hafen auf Kaulun sehen, den schäbigeren Nachbarn. Die beiden Teile wurden von der offenbar meistbefahrenen Wasserstraße der Welt

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