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Höllenstadt

Höllenstadt

Titel: Höllenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ließen den Tank erzittern. Sie hörten sich wenig menschlich an und erinnerten mich mehr an die schrillen Klänge einer verstimmten Trompete.
    Immer lauter brüllten sie. Immer schriller und spitzer hallte es aus den weit geöffneten Mäulern. Um mich herum tobte dieses Chaos aus Stimmen, und ich war erschreckt über diese Wildheit des Reigens.
    Die Trolle achteten nicht auf mich. Sie starrten in die Höhe. Dabei unterbrachen sie ihre Figuren nicht für eine Sekunde. Die Trolle blieben eine geschlossene Gemeinschaft, die sich an den Händen hielt.
    Es war ihre Welt, es war ihr Tun, und sie würden ihn bis zur Erschöpfung durchhalten oder bis sie sich um die Kinder gekümmert hatten. Auch das war möglich.
    Zwar hatte ich mich nicht an diesen höllischen Reigen gewöhnt, aber mir fiel schon auf, daß die Augen der Trolle zur Decke gerichtet waren.
    Dort passierte tatsächlich etwas!
    Zuerst glaubte ich an einen optischen Irrtum, aber beim zweiten Hinsehen fiel mir schon die helle Spirale auf, die aussah, als wäre sie aus Rauch zusammengesetzt worden. Ein dünner Faden, deutlich sichtbar, weil heller als die Umgebung.
    Der Faden bekam Nachschub.
    Er nahm die Dicke eines normalen Männerarms an. Für mich näherte sich der Tanz der Trolle dem Höhepunkt. Sie waren ihrem Herrn und Meister hörig, und das war nun mal mein Erzfeind, der Teufel.
    Lange hatte ich ihn nicht zu Gesicht bekommen. Asmodis, wie er sich auch nannte, konnte sich in zahlreichen Gestalten zeigen, aber jetzt sah ich zunächst nur den Rauch – und nahm auch seinen Gestank wahr. Es roch nach Schwefelgasen, nach verbrannten Haaren, nach verkohlter Haut. Ein typischer Geruch, der mir kundtat, daß sich das Reich des Teufels wieder einmal geöffnet hatte.
    Auch ich beobachtete den Rauch.
    Unter der Decke hielt er sich in einem bestimmten Abstand, auch wenn er sich bewegte. Er war jetzt nicht mehr so langgezogen. Der stinkende Rauch war den Bewegungen der Trolle gefolgt und hatte sich unter der Decke zu einem Kreis zusammengefügt, der sich ebenfalls schnell drehte und das Tempo der Tanzenden beibehielt.
    Spitze Schreie gellten wieder aus den Mäulern. Sie galten dem Rauchkreis, und sie hörten sich an wie ein Jubel.
    Das weiße Gebilde blieb an einer Stelle. Zwar zuckte, drehte und bewegte es sich, aber es verließ seinen Platz nicht, und tanzte immer so weiter.
    Es faserte dabei nach innen hin weg, um dort eine Leere auszufüllen.
    Zunächst wußte ich nicht, was dies zu bedeuten hatte, bis ich besser sehen konnte. Zudem kam mir der Rauch so vor, als wollte er ein Gesicht bilden.
    Verdammt, das stimmte sogar.
    Ein nebliges Gesicht schwebte plötzlich unter der Decke und über unseren Köpfen. Aber nicht das Gesicht eines Trolls, denn es war weder rund noch unförmig.
    Es zeigte eine andere Geometrie – ein Dreieck!
    Wie das des Satans!
    Er war da…
    ***
    Nun wußte ich auch, weshalb sich die Trolle nicht um mich gekümmert hatten. Was konnte ein normaler Mensch schon gegen den Satan ausrichten? Nichts, gar nichts. Er war hilflos, denn der Teufel hielt alle Trümpfe in seinen Pranken.
    Auch wenn er sich über mir nur als feinstoffliche, in Rauch eingepackte Gestalt zeigte, so war die Aura des Bösen doch zu spüren, die davon abstrahlte und auch mich nicht ausließ.
    Sie war schwer zu beschreiben. Sie war körperlich und auch seelisch spürbar, und sie versuchte stets, den Menschen in ihre Umklammerung zu bekommen.
    Ich war ein Mensch, aber ich trug das Kreuz als einen gewaltigen Schutz bei mir. Noch war es nicht nötig gewesen, es hervorzuholen, nun aber erinnerte es mich selbst daran, befreit zu werden, denn von ihm strahlten Hitzestöße über meine Brust hinweg, als wollten sie sich durch die Haut in den Körper bohren.
    Es ging dem Finale entgegen, das hing mit den Kindern zusammen. Die Trolle mußten eingesehen haben, daß sie sieben Opfer nicht mehr zusammenkriegten, also versuchten sie es mit sechs und hofften darauf, daß ihr Opfer angenommen wurde.
    Während ich das Kreuz befreite, hielt ich meinen Blick in die Höhe gerichtet.
    Dort hatte sich das Rauchgesicht verdichtet. Es sah beinahe so aus, als hätte es feste Formen bekommen. Sogar Augen malten sich dort ab. In ihnen entdeckte ich einen schwarzen, im Hintergrund leicht rötlichen Glanz, der den Gruß aus der Hölle zu den Trollen hinschickte.
    Die Trolle waren in einen wahren Taumel oder Rausch hineingerutscht und nicht mehr zu stoppen. Sie schrien ihre Freude dem Teufelsschädel

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