Höllische Versuchung
ausgeliefert.
Ein Mensch aber konnte jederzeit gefährlich sein, besonders wenn es der Mann war, den Maggie im Verdacht hatte.
Sie hoffte inständig, dass nicht James dahintersteckte. Denn dann müsste sie sich nicht vorwerfen, dass sie ihn vor drei Jahren hatte laufen lassen. Doch sollte James ihr tatsächlich diese E-Mail geschickt und Katherine entführt haben … dann würde sie ihn dieses Mal wirklich töten.
Danach müsste sie fliehen, um ihre eigene Haut zu retten. Wenn Ames-Beaumont erfuhr, dass ihre Verbindung zu diesem Mann seine gesamte Familie in Gefahr gebracht hatte, würde er sie kaum am Leben lassen.
Doch wenn sie ihm seinen Neffen unversehrt zurückschickte, würde er ihren Tod vielleicht schnell und schmerzlos gestalten. Und falls sie Katherine fand, würde er sie vielleicht sogar ziehen lassen.
Oder ihr zumindest einen Vorsprung einräumen.
»Ihre Sachen liegen nebenan«, sagte sie und erhob sich. »Kommen Sie, lassen Sie uns schleunigst von hier verschwinden.«
»Haben Sie noch jemanden dabei?«, fragte Blake.
Maggie warf ihm einen Blick über die Schulter zu. Er zog sich gerade die Jeans über den Po, der, Karma hin oder her, sehr knackig aussah. So schlank und muskulös wie er gebaut war, sah eigentlich alles an ihm gut aus.
Makellos war er allerdings nicht. Eine wulstige Narbe zierte seine linke Schulter. Auf der Brust war ihr nichts aufgefallen, also war die Kugel nicht durchgegangen. Sie hatte operativ entfernt werden müssen, doch in seiner Akte war weder von Schussverletzungen noch von Krankenhausaufenthalten die Rede.
Laut Stellenbeschreibung und den Berichten seiner Vorgesetzten hatte Blake lediglich hinter Schreib- und Labortischen gehangen. Doch sein Körper verriet ihr, dass er für weit mehr zuständig war.
Maggie war nicht sonderlich überrascht. Obgleich sie nicht geahnt hatte, dass er blind war, hatte sie schon vermutet, dass hinter Geoffrey Blakes häufigen Versetzungen innerhalb des Ramsdell Imperiums mehr steckte. Und schließlich hätte Ames-Beaumont nie im Leben jemand Unfähigen mit der Suche nach Katherine beauftragt.
Also war Geoffrey Blake auf jeden Fall kompetent – und mit gefährlichen Situationen vertraut.
»Nein«, sagte Maggie endlich. »Außer dem Hund bin ich allein.«
Colin legte den Kopf zur Seite und schüttelte ihn dann. Maggie schien sein Schweigen eher ein Zeichen von Verwirrung als von Vorsicht. Oder litt er immer noch unter den Nachwirkungen des Betäubungsmittels? Sie sagte: »Wir lassen Ihr Blut untersuchen, damit wir sicher sein können, dass die Drogen … «
»Nein.« Blake drehte sich zu ihr herum und strich sich das dunkle Haar aus der Stirn. »Die New Yorker Ramsdellbüros haben kein Labor. Und woanders wird mein Blut nicht hingeschickt. Mir geht es gut.«
Maggie konnte seine Paranoia gut nachvollziehen, besonders da man ihm gerade erst Blut gestohlen hatte. »Na schön. Sind Sie bereit?«
Statt einer Antwort ging Blake zielsicher auf sie zu. Wahrscheinlich orientierte er sich an ihrer Stimme, vermutete Maggie. Als er näher kam, musste sie hochsehen. Das passierte ihr nicht sehr häufig, weder mit noch ohne Schuhe.
Ihr Blick sprang von Knien zu Brustkorb zu Kehle. Mit einem einzigen Schlag könnte sie ihre mangelnde Größe ausgleichen.
Aber sie sollte ihn ja nicht um-, sondern lediglich herausbringen. »Sind Sie im Umgang mit Blindenhunden geübt?«
Seine Züge verhärteten sich, aber sie vermochte den Ausdruck nicht zu deuten. »Ja. Hat Ihnen Onkel Colin einen mitgegeben?«
»Gewissermaßen.« Maggie trat in den Flur und rief: »Sir Pup!«
Der Höllenhund erschien am Fuß der Treppe und kam die Stufen hinaufgetrottet. Bei jedem seiner drei riesigen Köpfe hing ihm die Zunge aus dem Maul.
»Wir brauchen das Geschirr«, sagte sie, als der Hund oben war. »Du wirst Mr Blake die Stufen hinunter und zum Fahrzeug begleiten.«
Sir Pup streifte im Vorbeigehen ihre Hüfte. Schwarzes, glänzendes Fell umspannte den muskulösen Hundekörper. Mit dem mittleren Kopf musterte das Vieh Blake eindringlich, mit dem rechten inspizierte es den Raum und den linken wandte es ihr zu.
Maggie zweifelte keinen Moment, dass der Ausdruck, der die Lefzen umspielte und rasiermesserscharfe Zähne freilegte, ein Grinsen war.
Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen. »Du wirst ihn nirgendwo anders hinbringen als zum Auto und durch den Flughafen«, befahl sie. »Und du wirst ihn auch nirgendwo stehen lassen.«
Das Grinsen des Höllenhundes wurde
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