Höllische Versuchung
gewesen. Ihr neues Leben war zwar verrückt, voller Wächter und Vampire, und ihr Arbeitgeber war gelinde gesagt ein Exzentriker, aber zum ersten Mal in ihrem Leben war sie glücklich. Diese neue Welt war seltsam, aber sie verstand die Leute um sie herum, konnte nachempfinden, was sie antrieb, und hatte endlich einmal das Gefühl gehabt dazuzugehören. Wirklich und wahrhaftig dazuzugehören. Eine einzige Fehlentscheidung in ihrer Vergangenheit machte nun alles zunichte.
Blake klappte den Laptop zu und nahm das Headset ab. Nachdem der Computer verschwunden war, warf Maggie ihm die Klamotten in den Schoß.
Er ließ die Hände über den Stoff gleiten. Er hob die Brauen. »Ist das ein dezenter Wink mit dem Zaunpfahl? Eine Dusche wäre noch besser.«
»Sie riechen nicht, Sir«, sagte Maggie.
Sir Pup gab einen skeptischen Laut von sich. Froh, in ihren düsteren Gedanken unterbrochen zu werden, sah Maggie in den Rückspiegel. Der Höllenhund hielt sich mit seiner massigen Pranke die Nase zu.
Sie gab sich keine Mühe, weiter ernst zu gucken. Schließlich konnte Blake sie ja nicht sehen, also konnte sie sich ein wenig entspannen. Ihre Antworten blieben selbstverständlich angemessen formell, aber sie musste es nicht sein.
»Ich kann wirklich nichts riechen, Sir Pup«, sagte sie, bevor sie sich wieder Blake zuwandte. »Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, falls er Ihre Sachen mit Wanzen – Sendern oder Abhörgeräten – versehen hat.«
Blake begann sich das Hemd aufzuknöpfen. »Denken Sie, er würde so etwas tun?«
»Ich würde es auf jeden Fall.«
Das musste ihn überzeugt haben. Auf dem Parkplatz eines Drive-in-Restaurants entledigte er sich seiner Jeans und seines Hemds. Doch als er nach der gefalteten Hose greifen wollte, schüttelte Maggie den Kopf. »Auch die Unterhosen, Mr Blake. Und beeilen Sie sich, sonst gehen dem Mädchen am Schalter gleich die Augen über.«
Sir Pup wälzte sich auf dem Rücken und schnaufte wie eine Lokomotive. Ein Lachen à la Höllenhund.
Auch Blake schien es zu amüsieren. Er lächelte, als er die Hände unter das Elastikband schob. »Geht es dabei wirklich um Wanzen? Oder wollen Sie vielleicht mal einen Blick riskieren?«
Das war gar nicht nötig. Denn sie hatte sich schon gedacht, dass die Ausbuchtung in seinen ach-so-glücklichen Unterhosen nicht von einem Paar Tennissocken stammte. Sie wandte den Blick ab, als er den Po vom Sitz hob, um sich aus den Hosen zu pellen. »Wir sind auf der Suche nach Ihrer entführten Schwester, Mr Blake. Was für eine Frau wäre ich, wenn ich darauf aus wäre?«
»Eine, die ich gerne näher kennenlernen würde.«
Maggie hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen. Er war gefährlich, denn er könnte ihr gefallen. Und wenn ihr jemand gefiel, dann sorgte sie sich um diesen Menschen, und das führte wiederum dazu, dass sie unaufmerksam wurde. Das konnte sie sich partout nicht leisten.
Außerdem wusste er schon genug über sie. Mehr als ihr lieb war.
Sie stopfte seine Sachen in einen der Mülleimer. Inmitten weggeworfener Styroporbecher wirkte das Lächeln der Smileys längst nicht mehr so selbstgefällig. Die armen kleinen Kerle.
Auf der Speisekarte gab es fast nur Junkfood. Eigentlich hatte Maggie damit kein Problem, aber wenn sie die nächsten Stunden hinter dem Lenkrad sitzend verbringen musste, schon. Sie stopfte sich nicht gerne voll, wenn sie anschließend nicht die Möglichkeit hatte, es sich abzutrainieren. »Wie hungrig sind Sie, Mr Blake? Wir werden erst spätabends wieder halten, also bestellen Sie sich, was Sie brauchen.«
Blake hielt in der Bewegung inne. Die Boxershorts hatte er bereits an, ein Bein steckte halb in der Jeans. Obwohl er vornübergebeugt war, gab es an seinem Bauch keine Wölbung oder Falte, die nicht aus Muskeln bestand. »Drei Hamburger könnte ich mit Leichtigkeit verdrücken.«
Natürlich konnte er das. Für den Höllenhund verdreifachte Maggie die Menge und bestellte für sich selbst Kaffee und einen Fruchtjoghurt.
Sie bezahlte bar. Möglicherweise versuchte James, ihre Route nachzuvollziehen, da wollte sie es ihm nicht zu leicht machen. Umgekehrt hoffte sie allerdings, dass er es ihr leicht machen würde.
Du kannst mich aufhalten.
Es war weder eine Frage noch eine Provokation. Eine Bitte schon gar nicht. Einfach nur eine Feststellung.
Doch wie konnte sie ihn aufhalten? Und warum ausgerechnet sie ?
Mit den Fingen trommelte sie aufs Lenkrad und dachte darüber nach. Im gegenseitigen
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