Höllische Versuchung
waren nicht mehr so unruhig hin- und hergehuscht, seit sie Brooklyn verlassen hatten.
Sie hält sich wach, dachte Geoff.
»Wir halten an«, sagte er. »Sie sind todmüde.« Und er war es auch, trotz seines Nickerchens vorhin.
»Ich bin auf Westküstenzeit. Ich halte noch ein wenig durch.«
»Wann haben Sie die E-Mail heute Morgen erhalten?« Ihrem Schweigen nach zu deuten, musste es sehr früh gewesen sein. »Wir nehmen uns ein Hotelzimmer.«
»Mr Blake, ich hatte schon befürchtet, Sie würden nie fragen.«
Geoff lächelte und er hätte verdammt viel dafür gegeben, in diesem Augenblick ihr Gesicht sehen zu können. Sie war überstimmt worden, dennoch reagierte sie mit Humor. Als er sie nach ihrem geheimen Exekutionsbefehl ausquetschen wollte, hatte sie hartnäckig geschwiegen. Sie war eine Frau, die er unbedingt näher kennenlernen wollte.
Da konnte er genauso gut gleich mit offenen Karten spielen. »Sie machen nur Witze, weil Sie glauben, dass ich sie nicht als Frau wahrnehme. Da irren Sie sich aber gewaltig, Maggie.«
Offenbar überraschten sie seine Worte, denn sie blieb stumm und ihre Augen wanderten zu seinen Händen. Sie stand also auf Hände. Er rief sich in Erinnerung, wie ihr Blick zunächst im Zimmer und später auch im Wagen auf seinem nackten Bauch verweilt hatte, und revidierte sein Urteil noch einmal: Sie stand auf Hände und Bäuche.
Ihr Schweigen hielt an. Zumeist ruhten ihre Augen wieder auf der Straße. Einmal sah sie in den Rückspiegel und Sir Pup hob einen seiner Köpfe und erwiderte ihren Blick. Auch wenn der Höllenhund nur träge dazuliegen schien, war er äußerst wachsam. Dann wanderte Maggies Blick zurück zu Blakes Händen, huschte zu seinem Mund und blieb dort so lange, bis er lächelte. Sofort wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Straße zu.
Er hatte ihr zu denken gegeben. Und Gott sei Dank schien sie sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen.
Leider musste er einen gewissen Druck ausüben, der nur zu leicht ihren Widerstand wecken könnte. »Wir müssen uns heute Nacht ein Zimmer teilen.«
Aber Maggie verstand es genau richtig. »Sie trauen mir nicht«, sagte sie.
»Ich traue Ihnen zu, dass Sie diesen Fall ohne mich lösen wollen. Wenn wir in zwei verschiedenen Zimmern schlafen, dann machen Sie sich vielleicht mitten in der Nacht allein auf die Socken.«
»Und wenn wir in einem Zimmer schlafen? Was sollte mich davon abhalten, Sie ans Bett zu fesseln und abzuhauen?«
Sir Pup zwängte eine Kopf zwischen die Sitze und stellte die Ohren auf. Blake war für einen kurzen Augenblick besorgt, bis er das Klingen von Metall vernahm.
Maggie sah in ihren Schoß und lachte kurz auf, als sie die Handschellen darin liegen sah. »Sir Pup findet das lustig«, sagte sie. »Und hält es offenbar für eine gute Idee.«
In Fantasien, die Maggie und Handschellen involvierten, hatte Sir Pup nun aber auch absolut gar nichts zu suchen, befand Geoff. »Würde er tatenlos zusehen, wenn Sie mir Handschellen anlegten und dann verschwänden?«
»Weiß ich nicht. Er folgt zwar Befehlen, aber er legt sie aus, wie es ihm passt. Wenn Ames-Beaumont ihm befohlen hat, Sie zu beschützen, und er entscheidet, dass Sie mit Handschellen an ein Bett gefesselt und weit weg von James sicherer sind, würde er mir vielleicht nicht den Kopf dafür abbeißen.«
Geoff versuchte, Maggie durch die Augen des Höllenhundes anzuschauen, gab es aber auf, als sich ihm durch den 3-D-Effekt wieder drohte der Magen umzudrehen. Maggie kraulte Sir Pup hinterm Ohr und seine Augen leuchteten sanftrot.
Würde der Höllenhund ihr wirklich Schaden zufügen? War die Drohung von vorhin nicht vielleicht einfach nur Show gewesen? Geoff zweifelte keinen Moment daran, dass sein Onkel Sir Pup befohlen hatte, ihn zu beschützen, aber der Hund hatte seinen eigenen Kopf. Wie Maggie.
Gleich war ihm der Höllenhund viel sympathischer.
»Können Sie auch durch Tiere sehen, Mr Blake?«
»Nein.« Gelogen war das nicht, Sir Pup war schließlich kein gewöhnliches Tier und durch die Augen eines Hundes, eines Pferds oder einer Katze hatte Geoff noch nie geschaut.
»Nur durch Menschen?«
»Ja. Und hören Sie endlich mit diesem ›Mr Blake‹-Gerede auf. Ich bin doch nicht Ihr Chef.«
»Gut, Sir.« Im Rückspiegel sah er sie lächeln. »Ich werde mit geschlossenen Augen duschen, Mr Geoffrey.«
»Na, toll«, seufzte Geoff. »Jetzt wünschte ich noch viel mehr, sie hätten mein Geheimnis nie erfahren.«
Blake duschte zuerst. Maggie nahm
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