Höllische Versuchung
anzunehmen? Denn nachdem sie erst einmal wusste, dass es Drachen und Wächter gab, hätte sie unmöglich in ein normales Leben zurückgekonnt. Unentwegt hätte sie nach übernatürlichen Wesen Ausschau gehalten.
Sie fuhr weiter und wartete, dass sich ihr Unwohlsein wieder legte, was es schließlich auch tat. Ihre Reaktion bezog sich nicht so sehr auf das, was Blake zu tun vermochte, als vielmehr darauf, was man damit anstellen konnte. Blake verfügte über eine Art Fernsicht. Welches Land würde diese Fähigkeit nicht gerne für Spionagezwecke nutzen – oder Maßnahmen ergreifen, damit es nicht Opfer eines solchen Einsatzes würde?
Verdammt. Kein Wunder, dass Ames-Beaumont sich ständig um die Sicherheit seiner Familie sorgte. Wenn er dieses Geheimnis nicht so gut hüten würde, hätte schon jede Regierung dieser Welt versucht, die Familie für ihre Dienste einzuspannen oder sie zu vernichten.
»Aus diesem Grund hat man Miss Blake entführt«, sagte Maggie. »Darum gibt es auch keine Lösegeldforderung. Worin besteht ihre Gabe?«
Eigentlich hatte Maggie gar keine Antwort erwartet. Und besonders verblüffte sie die Unbefangenheit, mit der er ihr antwortete.
»Sie kann Dinge aufspüren«, sagte Blake. »Gegenstände wohlgemerkt, keine Menschen.«
Maggie brauchte einen Moment, um das zu verdauen. Stirnrunzelnd antwortete sie: »Dann könnte es jeder auf der Suche nach allem sein.«
»Nein. Der Täter muss bestens organisiert sein und über Geld und Informationen verfügen. Zunächst einmal wusste er, dass sie Urlaub in Amerika macht.«
Maggie nickte. Auch sie hätte diesen Moment genutzt: Das Opfer war allein und in der Fremde. »Das Militär steckt nicht dahinter. Die würden nämlich nicht in einem Camper über den Highway brausen. Ein Vampir ist es auch nicht, denn der hätte nicht James für die Entführung gebraucht. Außerdem könnte er nicht tagsüber reisen.«
»Und sie sind wenigstens zu zweit. Katherine war schon auf dem Highway unterwegs, während James gestern Abend noch in New York war.« Seine Finger trommelten einen schnellen Rhythmus auf sein Knie. Seine Stirn legte sich in nachdenkliche Falten. »Am Steuer könnte ein Dämon sitzen, wenn James sie zuvor betäubt hat.«
»Sie denken, ein Dämon steckt dahinter? Dann müssen wir die Wächter alarmieren.«
Blake wandte den Kopf und sah ihr in die Augen. Ihr wurde bewusst, dass er dabei ihr Sehvermögen benutzte, um sich zu orientieren.
»Nein«, sagte er.
»Wir können es nicht mit … «
»Ein Dämon muss sich an die Gesetze halten, darf keine Menschen verletzen und auch nicht gegen ihren Willen handeln, also kann er uns nichts antun. Sollte er Vampire im Schlepptau haben, dann schlagen wir eben bei Tag zu. Unser größtes Problem ist James, und gegen den könnten die Wächter auch nichts ausrichten, denn auch die müssen sich an die Gesetze halten.« Blake hielt kurz inne. »Außerdem haben wir Sir Pup dabei.«
Also wussten die Wächter, obwohl sie eng mit Ames-Beaumont zusammenarbeiteten, nicht über seine Familie Bescheid – und so sollte es offensichtlich auch bleiben.
»Weiß sonst noch jemand von ihrer Fähigkeit? Oder von den Fähigkeiten anderer Familienangehöriger?«
»Außer Savi und ein paar angeheirateten Verwandten weiß niemand davon. Onkel Colin hält es seit zweihundert Jahren geheim.«
Erfolgreich? Maggie hatte da ihre Zweifel. Neugier war den Menschen angeboren, das konnte auch ein Ames-Beaumont nicht einfach ausradieren. »Hat niemand versucht, es einzusetzen? Ich meine für Geld oder um der Regierung zu helfen?«
»Natürlich haben wir es schon eingesetzt, aber wir reden mit keinem darüber und Geld haben wir genug.« Blake lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen wieder. »Sie haben angehalten. Es ist dunkel und sie kann kaum etwas sehen. Bäume. Ein paar Lagerfeuer.«
»Ein Campingplatz?« Er nickte und Maggie sagte: »Wenn die jetzt eine Pause machen, können wir sie einholen. Zumindest können wir näher herankommen.«
»Das … « Blake schnitt sich selbst das Wort ab, fuhr im Sitz hoch. »Die Tür geht auf. Da ist James. Hinter ihm steht noch ein Mann. Hochgewachsen, dunkles Haar. Der Wichser sieht aus, als sei er einem Männermagazin entsprungen.«
Blake zuckte zusammen.
»Dieser Dreckskerl James hat ihr wieder was gespritzt. Sie ist bewusstlos.«
Gegen Mitternacht begann Maggie abwechselnd auf die Straße, das Wageninnere und den Straßenrand zu gucken. Dabei blinzelte sie unentwegt. Ihre Augen
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