Höllische Versuchung
hätte sie ihrerseits ein ›Danke‹ hervorgewürgt.
Doch auf dem Weg ins Badezimmer sagte sie bloß: »Sie sind absolut nicht das, was ich erwartet hatte, Mr Blake.«
5
Das frisch geföhnte Haar fiel ihr weich über die Schultern und ließ sie zart und zerbrechlich wirken, also flocht Maggie sich einen straffen Zopf. Bekleidet war sie nur mit Slip und Trägertop, aber sie hatte nicht vor, an sich herunterzusehen.
Sir Pup lag nach wie vor ausgestreckt auf dem zweiten Bett. Sie musterte ihn und fragte sich, wie sie diese Situation meistern sollte. Mit dem Schlafen hatte sie bisher noch nie Probleme gehabt.
»Die Wahl sollte Ihnen nicht schwerfallen, Winters. Neben dem Hund ist ja kaum Platz für ein Kind.«
Sie bedachte den Höllenhund mit einem finsteren Blick. »Er könnte aufstehen. Er muss nicht schlafen. Oder essen. Also brauche ich ihm morgen früh auch keine Riesentüte Hundekekse kaufen.«
Sir Pup riss das Maul auf und gähnte, dabei entblößte er drei volle Gebisse riesiger Zähne. Anschließend rollte er sich behaglich auf den Rücken.
Seufzend kletterte Maggie neben Blake ins Bett.
»Sie lassen sich wirklich von ihm einschüchtern?«
Sie schaltete das Licht aus. »Sir Pup würde mich vermutlich morgen auch nicht essen lassen. Es ist eine rein praktische Entscheidung.«
»Das ist wohl das erste Mal, dass eine Frau aus praktischen Gründen in mein Bett steigt. Meistens sagen sie, es sei ein Fehler.«
»Ich mache keine Fehler.« Sie drehte sich mit dem Rücken zu ihm auf die Seite. »Nicht viele jedenfalls.«
»James haben Sie vertraut.«
Sie starrte in die Dunkelheit. »Ja.«
»War das ein Fehler?«
Bislang hatte sie es nicht für einen Fehler gehalten. Aber selbst damals hatte sie sich schon gefragt, ob ihre Zuneigung für James nicht eine Art blinder Fleck war, der sie die schlimme Wahrheit nicht sehen ließ. Doch am Ende hatte sie sich dafür entschieden, den Exekutionsbefehl nicht auszuführen.
Man hatte ihr keinen Grund für die Tötung genannt – Begründungen bekam man ohnehin so gut wie nie – , aber es hatte alles keinen Sinn ergeben. Agenten richteten sich nicht gegenseitig hin. Selbst wenn James sein Land verraten hätte, Regierungsgeheimnisse verkauft oder im Besitz geheimer Informationen gewesen wäre, hätte man ihn zunächst einmal für schuldig erklären müssen. Vielleicht wäre nie etwas davon an die Öffentlichkeit gedrungen, aber es hätte zumindest eine Anhörung geben müssen. Und falls James dann aus der Haft geflohen und somit ein Sicherheitsrisiko dargestellt hätte – was ja nicht der Fall war – , hätte nicht Maggie diejenige sein sollen, die ihn beseitigte. Jemand von höherer Stelle hätte diesen Job lautlos erledigt.
Irgendetwas an der Sache war faul, das hatte sie schon gespürt, als ihr Vorgesetzter ihr den Auftrag erteilt hatte. Mehr als faul. Sie hätte ihre Hand dafür ins Feuer gelegt, dass James keinen Landesverrat begangen, sondern eher jemand anderen dabei beobachtet hatte. Jemanden innerhalb der CIA . Jemanden, der höher auf der Befehlsleiter stand und der sich von dem Tötungsbefehl distanzieren konnte, indem er ihn einfach nach unten weiterreichte.
James hatte in jener letzten Nacht ihren Verdacht nicht bestätigen wollen. Er hütete seine Geheimnisse ebenso gut wie Maggie. Aber sie hatte schon zu lange mit ihm zusammengearbeitet, kannte ihn einfach zu gut. Und wenngleich sie auch nicht bei der CIA hatte bleiben wollen, um herauszufinden, wer ihn hintergangen hatte – damit hätte sie nur ihr eigenes Todesurteil unterschrieben – , war sie nicht bereit gewesen, James für diese Person zu opfern. Also hatte sie gesagt, er solle abhauen.
Hinter ihr drehte sich Blake im Bett herum. Mit der Faust klopfte er sich das Kissen zurecht. Sie stellte sich vor, wie er auf dem Bauch lag, den Kopf zur Seite gedreht. Zu ihrer Seite gedreht, da war sie sich sicher.
»Nein«, sagte sie leise. »Es war kein Fehler.«
Sobald er antwortete, wusste sie, dass sie recht gehabt hatte: Blake lag mit dem Kopf zu ihr … und sehr nahe. »James wusste, wie er mit Ihnen Kontakt aufnehmen konnte. Wissen Sie, wo er sich davor aufgehalten hat?«
»Ich war ja nicht untergetaucht. Für ihn muss es ein Leichtes gewesen sein, mich zu finden.« Sie zögerte, wog ab, was sie preisgeben durfte. »Ich wollte gar nicht wissen, wo er ist. Wir hatten vereinbart, nie wieder in Kontakt zu treten.«
»Weil die CIA sie weiter im Auge behält.«
»Ja.« Vielleicht wurde sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher