Höllische Versuchung
Wanderschaft gehen zu lassen, doch stattdessen schlenderte sie zu den Damenklos, wobei ihr einige anerkennende Blicke folgten.
Dass sie vor einer komplett anderen Tür als der zur Toilette landete, war kaum ihre Schuld, schließlich war sie von einem weiteren Jäger in ein Gespräch verwickelt worden. Leider war diese Tür fest verschlossen und mit einer Zahlenkombination gesichert. Sara verbarg ihre Enttäuschung, ließ sich erneut den Weg zur Damentoilette erklären und ging dann tatsächlich dorthin, bevor sie zum Tisch zurückkehrte.
»Hast du dich verlaufen?«, fragte Deacon, bevor Marco es konnte.
»Ja«, sagte sie lachend. »Jemand hat mich beiseitegenommen und mich gefragt, ob du wirklich so hart bist, wie du aussiehst.«
Deacon wurde rot. »Sprich ruhig weiter.«
Sara wusste, dass es als Warnung gemeint war, aber sollte Marco Verdacht geschöpft haben, so zerstreute ihr kleines Geplänkel bestimmt jegliche Bedenken. Marco lachte und erhob sich nach ein paar weiteren Worten, um sich unter die Gäste zu mischen.
Deacon wirkte nicht besonders glücklich, sagte aber nichts, bis sie wieder auf dem Weg zurück zum Hotel waren. »Du bist nicht in seine Wohnung gekommen?«
»Das war auch nicht nötig.« Sie grinste ihn an. »Er schlägt die Beine übereinander wie ein echter Mann.«
Schweigen.
Sie erbarmte sich. »Du weißt schon, ein Fuß übers Knie, so dass man, wenn man neben ihm sitzt, nicht mehr weiß, wo man seine eignen Beine lassen soll.«
»Du hast ihm einen Sender an den Schuh geklebt?«
»Als ich ihn nach der Toilette gefragt habe.« Sie war hochzufrieden mit sich. »Und das Allerbeste kommt noch: Er hat feste Jägerstiefel getragen.« Damit standen die Chancen gut, dass er die gleichen Schuhe auch beim Morden tragen würde.
»Ich glaube nicht, dass der Mörder heute Nacht zuschlagen wird. Nicht nach der Sache mit Rodney.«
»Könnte er nicht auch frustriert sein, dass er nicht erfolgreich war?«
»Möglich, aber der Typ ist nicht dumm. Er hat seine Hausaufgaben gemacht und schlägt nur zu, wenn seine Beute ungeschützt ist.«
»Wenn du mehr Leute hättest, könntest du Tim und Marco beobachten lassen, und notfalls auch noch Shah.«
»Hast du schon mal versucht, einem Jäger zu folgen, der nicht verfolgt werden will?«
»Du hast recht.«
Sie dachte über die drei Verdächtigen nach. »Hast du Simon gebeten, sie mal zu überprüfen?«
»Vielleicht sind die Berichte sogar schon eingetroffen.«
So war es. Zurück im Hotel zog er ein ziemlich mitgenommen aussehendes Smartphone aus der Tasche und rief die drei Berichte über seine E-Mail ab.
»Nichts Außergewöhnliches«, sagte Sara, die mit dem Gerät in den Händen flach auf dem Rücken im Bett lag. »Timothys letzte Jagd ist schiefgelaufen und seitdem hat man ihn nicht mehr gesehen, aber wir wissen, dass er am Leben ist. Shah ist eigentlich ein Spion. Deshalb könnte er natürlich trotzdem der Mörder sein.«
»Was sagt dir dein Instinkt?«
»Wenn Shah wirklich jemanden umbringen wollte, wäre er dabei so raffiniert, dass man ihm nichts nachweisen könnte.« Sie schaute auf die letzte Seite. »Marco ist ein guter Jäger und hat ein stabiles Privatleben. Er macht einen auf glückliche Familie mit einem Vampir, also hat er ganz offensichtlich nichts gegen sie.«
»Bist du jemals in Versuchung geraten?« Das Bett neigte sich, als Deacon ein Knie darauf schwang und auf sie hinabblickte.
5
Ihr Mund wurde ganz trocken. »In Versuchung?«
»Mit einem Vampir was anzufangen.«
Oh . »Klar, die sehen umwerfend aus.« Aber nicht so echt wie Deacon. »Und sag jetzt nicht, dass du das anders siehst.«
»Diese ganze Blutsaugerei verdirbt einem die Lust.«
»Ja, das hält mich auch davon ab. Ich habe keinen Bock auf einen Partner, für den ich ein Mitternachtsimbiss bin.« Sie machte das Handy aus und legte es vorsichtig auf den Nachttisch. »Hast du schon mal einen Vampir von dir trinken lassen?«
Er schüttelte den Kopf. Seine Augen waren auf ihre Lippen geheftet. »Du?«
»War ein Notfall«, sagte sie und auf einmal schienen ihr die Jeans und das T-Shirt, die bis eben noch völlig okay gewesen waren, viel zu warm. »Dem Typ ging es so schlecht, da musste ich helfen.«
»Hat es wehgetan?« Seine nachtschattengrünen Augen wanderten über ihre Brüste, ihren flachen Bauch.
»Nicht so schlimm, wie ich dachte. In ihrem Speichel ist ein Stoff, der die Schmerzen lindert.« Sie streckte die Beine aus und reckte sich wohlig. »Und wenn sie
Weitere Kostenlose Bücher