Höllische Versuchung
Mädchen.« Nach kurzem Geknurre verstummte die Hündin.
»Gib mir Deckung«, sagte Deacon und öffnete die Tür.
Sara machte sich bereit, auf den Hund zu schießen – außer Gefecht setzen, nicht töten – , aber dieser verdammte Köter mit seinen teuflischen Augen saß aufmerksam neben seinem am Boden liegenden Herrchen und grinste sie an, als warte er nicht nur auf die passende Gelegenheit, ihnen den Kopf abzubeißen. In Tims Hand lag eine Waffe, auf seinem Gesicht prangte ein hässlicher Bluterguss … und er roch wie eine ganze Brauerei.
»Mein Gott, Tim«, murmelte Ellie und wedelte mit der Hand vor ihrer empfindlichen Jägernase. »Hast du in Bier gebadet oder was?«
Tim verzog das Gesicht. »Schh.«
»Warst du auf einer Sauftour?«, fragte Sara gereizt. »Wir dachten, du bist tot.« Oder ein Serienmörder.
»Hey«, lallte er, »immerhin bin ich lange genug bei Bewusstsein geblieben, um auf sie zu schießen. Und mir steht ja wohl eine Sauftour zu, nachdem ich einen Vampir gefunden habe, den Vampirhasser total zerstückelt haben. Sogar die Finger haben sie ihm einzeln abgeschnitten, diese Schweine.«
Sara war auch schon einmal solch ein Fall untergekommen. Daraufhin hatte sie fünf Tage lang ununterbrochen gebacken. Ihre Nachbarn fanden es toll. »Wer hat Lucy in der Zwischenzeit gefüttert?«
»Ich natürlich.« Tim sah sie empört an. »Als wenn ich meinen Engel ohne Essen zurücklassen würde.« Er küsste den räudigen schwarzen Hundekopf. »Lucy weiß, wo ihr Futtervorrat versteckt ist. Und frisches Wasser stelle ich überall hin.«
»Tim«, drängte Sara, »das ist jetzt wirklich wichtig. Kannst du beweisen, wo du die letzten Tage gewesen bist?«
Er sah sie erstaunlich klar an. »Hab mich in einer Ecke von Sals 24-Stunden-Bar versteckt. Die Streichhölzer liegen auf dem Tisch.«
Deacon rief in der Bar an und ließ sich Tims Geschichte bestätigen. Zwar vernahm Sara die Nachricht mit Erleichterung, dennoch wusste sie, dass die Sache noch nicht ausgestanden war. »Ellie, kannst du dich darum kümmern, dass Tim wieder ausnüchtert und dass sein Bluterguss versorgt wird? Deacon und ich haben noch etwas zu erledigen.«
»Mir geht es gut«, murmelte Tim und versuchte aufzustehen. Im nächsten Augenblick saß er auch schon wieder auf dem Hosenboden. »Oder vielleicht auch nicht.«
Elena nickte. »Kein Ding. Braucht ihr Hilfe?«
»Bleib in der Nähe. Wenn wir Rückendeckung brauchen, rufen wir dich«, sagte Deacon
»Alles klar.« Während er ihr den Rücken zudrehte, um zu telefonieren, verdrehte Elena die Augen vor Verzückung und hielt beide Daumen hoch.
Es war unmöglich, nicht zu lachen, doch als Sara kurz darauf mit Deacon am Motorrad stand, war sie wieder ganz ernst. »Es muss Marco sein. Wenn nicht, dann haben wir ein echtes Problem.« Denn in diesem Fall hätten sie es mit einem verrückten Unbekannten zu tun.
»Ich habe eben noch mal Rücksprache mit Simon gehalten. Shah hat die Stadt vor zwei Stunden verlassen, sollte es also noch einen weiteren Mord … « Er schüttelte den Kopf. »Darauf können wir nicht warten. Höchste Zeit, mit harten Bandagen zu kämpfen.«
»Meinst du, du kannst Marco knacken?«
Deacons Gesicht war zu einer Maske erstarrt. »Ja.«
Eigentlich hätte ihr das Angst machen sollen. Tat es aber nicht. Denn auch sie konnte knallhart sein. »Na, dann los.« Sie stieg aufs Motorrad und setzte den Helm auf, den Deacon ihr hinhielt. »Nachdem das hier vorbei ist, möchte ich in einem richtig großen Badezimmer duschen.«
»Ich besorge uns ein Penthouse.«
»Was veranlasst dich zu der Annahme, dass wir es teilen?«
»Hoffen darf man ja wohl.«
Sie schlossen das Tor hinter sich und brausten davon. Die ganze Zeit dachte sie darüber nach, wie gerne sie mit ihm zusammen sein würde. Gab es vielleicht doch eine Möglichkeit? Aber im Grunde wusste sie, dass es hoffnungslos war. Sie konnte sich Deacon kaum im schwarzen Anzug bei einem offiziellen Empfang vorstellen. Als Gildedirektor musste man politisch klug manövrieren. Eine mächtige Institution wie die Gilde löste Unbehagen in der Stadt aus, doch dieses Unbehagen ließ sich mit etwas taktischem Geschick in Respekt und letztendlich sogar Entgegenkommen ummünzen.
Einst hatte die Gilde beschlossen, im Geheimen zu operieren. Es hatte mit einer Serie von Brandanschlägen geendet, bei denen viele Gildeeinrichtungen bis auf die Grundmauern niederbrannten und eine verheerende Zahl von Jägern ihr Leben verloren. Niemand
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