Höllische Versuchung
wollte das noch mal erleben.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Deacon das Tempo gedrosselt hatte. Sie reckte den Hals, um über seine Schulter hinwegzusehen. »Das darf doch nicht wahr sein.« Sie riss sich den Helm vom Kopf und stellte sich auf die Fußrasten, wobei sie sich an Deacons Schultern festhielt. »Sie hatten sich ergeben«, rief sie dem Vampir zu, der mitten auf der Straße stand. »Diesmal werden wir Sie töten.«
7
»Mylady, Sie missverstehen die Situation.« Ernst blickte er sie an. »Ich bedarf der Dienste der Gilde.«
Sara war ganz und gar nicht danach zumute, jemandem zu helfen, der vor noch gar nicht allzu langer Zeit versucht hatte, ihren Kopf vom Rumpf zu trennen, aber schließlich war sie eine Jägerin der Gilde. »Ist jemand vertragsbrüchig geworden?«
»Nein. Einer Ihrer Jäger hat einen von uns gekidnappt. Wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie für seine Befreiung sorgen könnten.«
Sie drückte Deacons Schulter. Das konnte kein Zufall sein. Sie setzte sich wieder und Deacon brachte die Maschine am Straßenrand zum Stehen. »Reden Sie«, befahlen sie beide gleichzeitig.
Der Vampir kam zu ihnen hinüber. »Silas war mit einem Jäger zusammen. Vor zwei Wochen haben sie sich dann klammheimlich getrennt.«
Um diese Zeit hatten die Morde begonnen.
»Der Name des Jägers ist Marco Giardes.« Er machte eine hilflose Handbewegung. »Ich weiß nicht, was zwischen den beiden vorgefallen ist, aber vor ein paar Minuten erhielt ich eine Nachricht von Silas, dass Marco ihn im Keller seines Hauses gefangen hält.«
Sara fragte sich, ob Marco doch geahnt hatte, dass sie und Deacon nicht zufällig in seiner Bar aufgetaucht waren. Irgendetwas musste die Tat ausgelöst haben. »Hat er gesagt, seit wann er dort ist?«
»Silas ist vor einer Stunde mit seinem neuen Liebhaber in Marcos Bar spaziert.« Verächtlich schnaubte er. »Er ist jung und meint, als Vampir sei er unverwundbar.« Bedeutungsvoll rieb er sich die verletzte Schulter.
»Musste dieser verdammte Vampir sich auch gleich mit seiner neuen Eroberung brüsten?« Marco tat ihr beinahe leid. Beinahe. Denn wenn sie diesem Vampir hier Glauben schenken konnte, dann hatte Marco fünf unschuldige Männer auf dem Gewissen. Mal abgesehen von dem Grauen, dem er Rodney ausgesetzt hatte. »Haben Sie noch mehr Informationen für uns?«
»Silas’ neuer Liebhaber weilt nicht mehr unter uns.« Achselzucken. »Silas hat mir die Nachricht geschickt, bevor Marco sein zweites Handy gefunden hat. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört, also hat es der Jäger wohl konfisziert.«
Deacon blickte dem Vampir direkt ins Gesicht. »Wenn Sie wissen, wo er ist, warum befreien Sie ihn nicht selbst? Schließlich haben Sie genug Leute.«
Schweigen. Der Vampir sah abwechselnd in den Himmel und zu Boden, dann sagte er leise: »Raphael war nicht erfreut, als er von dem Angriff auf Sara erfuhr. Wir gehören nicht zu ihm. Er hat uns verboten, überhaupt irgendetwas zu tun, was nicht direkt mit unserer Abreise aus seinem Territorium in Verbindung steht. Selbst das Trinken ist uns verboten.« Er seufzte schwer. »Mit dem nächsten Flieger müssen wir das Land verlassen.«
»Silas ist ein Tourist?«, fragte Sara und spielte im Kopf schnell alle Möglichkeiten durch.
»Marco hat ihn während einer Jagd kennengelernt und Silas ist hergekommen, um mit ihm zusammen zu sein.« Wieder warf er einen Blick gen Himmel. »Wir würden ja unseren Erzengel um Hilfe bitten, aber der macht sich nichts aus Silas.«
Obgleich Sara dem Vampir nicht wirklich traute, hatte sie das Gefühl, dass er hinsichtlich Marcos und Silas’ die Wahrheit sagte. In seiner Stimme schwang Besorgnis mit, offenbar hatte er Silas gern. So ungewöhnlich war das auch wieder nicht, letztlich waren ja auch Vampire einmal Menschen gewesen. Es dauerte sehr lange, bis alle menschlichen Spuren getilgt waren.
»Gut.« Sara setzte ihren Helm wieder auf. »Zeit für eine Rettungsaktion der Gilde.«
Wortlos startete Deacon die Maschine und sie fuhren los, ließen den Vampir am Straßenrand zurück. »Ich glaube, er hat uns die Wahrheit gesagt«, meinte sie. »Was denkst du?«
»Passt zu dem, was wir schon wissen.« Seine Stimme klang dunkel und intim in ihrem Ohr. »Raphael scheint dich zu mögen.«
»Ich bin ihm noch nie begegnet. Habe noch nicht einmal mit ihm telefoniert.« Sie atmete tief durch. »Ich glaube nicht, dass das etwas mit mir zu tun hat.«
»Nein?«
»Nein.« Sara wusste genau, auf welcher
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