Höllische Versuchung
Seite vertraten, es sei denn, sie hatten Beweise. In diesem Fall müsste sich Silas vor den Engeln verantworten. Jägern war es zwar erlaubt zu töten, aber nur in zwingenden Fällen oder wenn sie einen Hinrichtungsbefehl hatten. Die Bestrafung übernahmen die Engel selbst, denn schließlich waren sie schneller, stärker und vor allem grausamer als die von ihnen geschaffenen Vampire.
»Überwachungskameras?«, fragte sie Marco. »Haben Sie den Kampf aufgenommen?«
»Nein.« Marco verzog sein schönes Gesicht, als würde er sich vor sich selbst ekeln. »Als ich gesehen habe, dass er es war, habe ich sie ausgeschaltet. Ich wollte nicht, dass irgendjemand mitbekommt, wie lächerlich ich mich mache. Zum Glück hatte ich wenigstens meine Pistole dabei. Ein Streifschuss am Kopf hat ihn ausgeknockt.«
Das erklärte auch, wie es Marco gelungen war, den Vampir in den Keller zu schaffen. »Wir müssen mit Silas reden.« Sara trat einen Schritt vor, auf eine Auseinandersetzung gefasst.
Marco erhob sich. »Ich bringe Sie hin. Bin gespannt, was der Scheißkerl zu sagen hat.«
Marco ging voraus und sie folgten ihm mit gezückten Waffen. Als sie unten ankamen, hämmerte Silas schon gegen die Tür.
»Helft mir!« Weitere Schläge. »Hilfe! Ich kann euch hören!«
»Ruhe.« Wie ein Messer schnitt Deacons Stimme durch das Getrommel.
Sara übernahm die Befragung: »Wie sind Sie hier eingesperrt im Keller gelandet?«
Von Silas hörten sie ungefähr die gleiche Geschichte wie von Marco – nur mit vertauschten Rollen. Am Ende des Verhörs waren Saras Kopfschmerzen zu einem unerträglichen Hämmern angeschwollen. Wie zum Teufel sollten sie aus diesem Schlamassel nur herauskommen? Ein falscher Schritt und es würde noch mehr Blut fließen.
Sie schaute Deacon fragend an. »Hast du Handschellen dabei?«
Er reichte ihr ein dünnes Paar aus Plastik. »Das langt.« Als sie sich zu Marco umdrehte, streckte der ihr freiwillig seine Hände entgegen. In Handschellen führte Sara ihn nach oben und setzte ihn auf der Treppe zu seiner Wohnung ab – nachdem sie ihm die Augen verbunden, die Füße zusammengeschnürt und mit den Handschellen am Geländer festgekettet hatte. Jäger waren sehr einfallsreich, wenn es ums Überleben ging.
»Ich lauf schon nicht weg«, sagte Marco mit solch gebrochenem Schmerz in der Stimme, dass Sara mit ihm fühlte.
»Falls es ein Trost ist«, sagte Sara, »ich glaube Ihnen.« Wenn sie Gildedirektorin sein wollte, musste sie lernen, ihre Leute einzuschätzen. »Aber wir brauchen Beweise.«
»Er ist klug. Das macht einen Teil seines Charmes aus.«
Auf sie hatte Silas nicht sonderlich anziehend gewirkt, aber schließlich war sie ja auch nicht in ihn verliebt. Sie klopfte Marco aufmunternd auf die Schulter und zog die Tür hinter sich zu. »Rodney«, sagte sie zu Deacon.
»Daran habe ich auch schon gedacht.«
»Aber selbst wenn er ihre Stimmen auseinanderhalten kann, nimmt ihn überhaupt jemand ernst?« Zögernd holte sie ihr Handy heraus und wählte.
»Ist zumindest ein Anfang.«
Ihre Blicke verfingen sich ineinander, während Sara wartete, dass jemand abnahm. »Als Direktorin werde ich ständig mit solchen Situationen zu tun haben.«
Deacon nickte. »Und du wirst alles tun, um die Wahrheit herauszufinden.« Sanft streichelte er ihr über die Wange. »Wir haben großes Glück mit dir.«
Am anderen Ende der Leitung wurde abgenommen. »Ja?«
Beim Klang dieser Stimme ließ Sara ihren Kopf gegen Deacons Brust sinken. »Hallo, Mindy, ich muss mit Ihrem Meister sprechen.«
»Nur weil Sie den Mund nicht halten konnten, bin ich bestraft worden.«
8
Für einen Zickenkrieg hatte Sara jetzt wirklich keine Zeit. »Sie hätten eben vorsichtiger sein müssen.«
»Da haben Sie verdammt recht«, sagt Mindy. »Ich bin vierhundert Jahre alt und werde diesen Einfaltspinsel einfach nicht los. Dafür können Sie wirklich nichts. Einen Moment, bitte.«
Überrascht und erleichtert, so glimpflich davongekommen zu sein, atmete Sara tief durch. Da vernahm sie auch schon Lacarres distinguierte Stimme: »Jägerin.« In diesem einen Wort steckte sowohl die Frage nach dem Grund ihres Anrufs als auch die Erlaubnis zu sprechen.
Sie erklärte ihm die Situation. »Wenn wir uns Rodney für nur wenige Minuten borgen dürften, könnten wir vielleicht einiges klären.«
»Da auch zwei meiner eigenen Vampire unter den Opfern sind, bin ich sehr an der Identität dieser Bestie interessiert. Wir werden umgehend dort sein.«
Sie hängte
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