Höllische Versuchung
begrüßt. »Wahrscheinlich überrascht, dass ich nicht in blutgetränkter Ledermontur aufgetaucht bin«, murmelte Sara während einer kleinen Ruhepause auf dem Balkon in ihr Sektglas.
»Für mich hätte es gelangt.«
Ein vermutlich ziemlich idiotisches Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, doch sie drehte sich nicht zu ihm herum. »Stehst du auf Leder oder den Körper, der darin steckt?«
»Ertappt.« Sein warmer Atem strich über ihren Nacken, seine Hände umfassten ihre Hüften. »Aber an dieses Kleid könnte ich mich auch gewöhnen.«
»Hey, Augen geradeaus.« Sie stellte das Glas auf der Brüstung ab. »Nicht in den Ausschnitt linsen.«
»Ich kann nicht anders.« Sanft drehte er sie zu sich herum. Sein Anblick nahm ihr den Atem.
»Oh, wow.« Sie lehnte sich zurück und bedeutete ihm, sich einmal um sich selbst zu drehen.
Natürlich tat Deacon ihr nicht den Gefallen. Stattdessen strich er spielerisch mit einem Finger durch ihren Pony. »Gefällt mir.«
»Ransom sagt, ich sähe damit aus wie ein Waschbär.«
»Ransom hat Mädchenhaare.«
Sie grinste. »Das habe ich ihm auch gesagt.« Dann schlang sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Es fühlte sich gut an, mehr als gut, also küsste sie ihn noch mal. »Bei deinem Anblick bekommen die Debütantinnen ja feuchte Höschen.«
Entsetzt blickte er sie an.
»Keine Angst.« Sie drückte ihm einen Kuss aufs Kinn. »Ich werde sie alle verjagen.«
Deacon sorgte für einiges Aufsehen und manchmal kam es ihr vor, als tobe eine wild gewordene Herde Chanel-No.5-Trägerinnen durch den Ballsaal. Sie hätte gedacht, er würde schleunigst das Weite suchen. Dass er überhaupt gekommen war … nun, damit hatte er ihr Herz endgültig erobert. Doch dass er still und aufmerksam an ihrer Seite blieb und so tat, als bemerke er all den Trubel um seine Person nicht, überraschte sie doch.
Ein paar der anwesenden Männer nutzten seine Gegenwart, um sie bewusst zu ignorieren – blöde Chauvis – , doch Deacon verstand es so geschickt, die Aufmerksamkeit wieder zurück zu ihr zu lenken, dass die Herren gar nicht wussten, wie ihnen geschah. Sexy, gefährlich, intelligent und er wusste, wie er mit diesen Dummköpfen umgehen musste. Diesen Mann würde sie ganz bestimmt nicht wieder hergeben. Und jeder dieser Debütantinnen, dieser Möchtegern-Trophäenweibchen, die sich ihm auch nur eine Handbreit näherten, ein Messer ins Herz bohren.
»Dafür, dass ich so ein lieber Junge bin, erwarte ich reichhaltige sexuelle Gegenleistungen«, flüsterte er ihr in einem ungestörten Moment zu.
Ihre Lippen zuckten. »Abgemacht.«
Als sie endlich bei ihr zu Hause waren, verzehrte sie sich förmlich vor Verlangen nach ihm. Beim ersten Mal schafften sie es nicht einmal bis zum Bett. Ihr kostbares Etuikleid lag in Fetzen am Boden, nachdem Deacon sie im Stehen gegen die Tür genommen hatte, ihre Münder unersättlich gegeneinander gepresst. Sie kam explosionsartig und klammerte sich verzweifelt in sein Smokinghemd.
Beim zweiten Mal ließen sie sich Zeit.
Danach lagen sie nebeneinander im Bett und sahen sich an. Sie waren sich so unglaublich nah, dass Sara kaum zu sprechen wagte, um den Zauber des Moments nicht zu zerstören. »Das war es also mit deiner geheimen Identität. Ab morgen wird man von hier bis Timbuktu in jedem Klatschblatt über dich lesen können.«
Er biss ihr zärtlich in die Unterlippe. »Den Smoking habe ich gekauft.«
Überrascht sah sie ihn an. »Du hast ihn gekauft?« Unbändige Freude erfüllte sie. »Ist billiger als leihen, wenn man vorhat, ihn häufig zu benutzen.«
»Das hat der Typ im Laden auch gesagt.« Er rückte noch näher an sie heran und streichelte ihr mit seiner rauen Hand über den Rücken. »Aber … «
»Nichts aber.« Sie küsste ihn. »Ich bin jetzt einfach viel zu glücklich.«
Er lächelte beim Küssen. »Mit diesem ›Aber‹ werden Sie sich herumschlagen müssen, Frau Gildedirektorin.« Scherzhafte Worte, doch mit einem sehr ernsten Unterton.
Sie sah ihm in die Augen. »Was meinst du damit?«
»Ich muss mein Amt als Henker niederlegen.«
»Oh. Ja, natürlich.« Denn seit heute Abend war er viel zu bekannt und darüber hinaus würde er beim Zusammenleben mit ihr viele Jäger kennen und schätzen lernen. »Wir finden einen Ersatz … «
»Danach habe ich ja die ganze Zeit gesucht. Und ich habe einen Kandidaten für dich gefunden.«
Sara nickte und strich ihm über das kantige Kinn. »Ich kann nicht deine Chefin
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